Politik | SVP

„Ich bin nicht scheinheilig“

Ex-SVP-Obmann Siegfried Brugger über sein demonstratives Fernbleiben bei der SVP-Landesversammlung, die Gründe dafür und die Frage nach der beleidigten Leberwurst.
Brugger, Siegfried
Foto: Suedtirolfoto.com / Othmar Seehauser
Salto.bz: Herr Brugger, sind Sie ein Spielverderber?
 
Siegfried Brugger: Nein, ganz im Gegenteil. Ich bin zur Landesversammlung nicht hingegangen, weil ich der Meinung bin, dass man den Menschen nicht etwas vorgaukeln soll. Nachdem ich keinerlei Funktion in der SVP habe, hätte ich auf der Landesversammlung nicht einmal ein Rederecht gehabt. Nur aus ästhetischen Gründen wollte ich nicht hingehen.
 
Im Meraner Kursaal waren am Samstag alle noch lebenden SVP-Obmänner anwesend. Nur Sie haben demonstrativ gefehlt?
 
Auch ich war eingeladen. Dazu muss ich aber einige Dinge klarstellen. Vor einigen Monaten hätte ein Arbeitsgruppe in der SVP eingesetzt werden soll, für die ich als Vorsitzender bestimmt wurde. Diese Arbeitsgruppe hätte politische Leitlinien für die Partei ausarbeiten sollen. Diese Arbeitsgruppe wurde in den zuständigen Parteigremien beschlossen, danach habe ich aber nichts mehr davon gehört. Auch aus diesem Grund habe ich gesagt: Nur zum Feiern nach Meran zu gehen oder als Bühnendekoration, das tue ich nicht.
„Nachdem ich keinerlei Funktion in der SVP habe, hätte ich auf der Landesversammlung nicht einmal ein Rederecht gehabt. Nur aus ästhetischen Gründen wollte ich nicht hingehen.“
Sie klingen wie eine beleidigte Leberwurst?
 
Nein, das entspringt nicht einem Beleidigt-Sein, sondern ich habe diese Dinge lange vor der SVP-Landesversammlung dem Philipp Achammer gesagt und auch mit ihm in einem Gespräch geklärt. Dabei habe ich offen gesagt, dass ich es nicht gut finde, dass die Südtiroler Volkspartei Leute, die lange Zeit für sie gearbeitet haben und die – so wie ich - angeboten hatten ehrenamtlich in der Partei mitzuarbeiten, einfach links liegen lässt.
 
Sie könnten wie Ihr langjähriger Politzwilling Karl Zeller als Vizeobmann kandidieren?
 
(lacht) Nein. Wenn jemand einmal so lange wie ich SVP-Obmann war, dann wäre es nicht sehr elegant sich viele Jahre später zum Vizeobmann wählen zu lassen. Aber ich habe immer gesagt: Wenn ich einen Beitrag leisten kann, dann bin ich bereit. Aber dieser Beitrag war anscheinend nicht gewünscht. Deshalb habe ich gesagt: Ich will mich auf keinen Fall aufdrängen.
 
Ist Ihr Nicht-Erscheinen auf der Landesversammlung ein Signal an die SVP?
 
Ja. Mein Fernbleiben war abgesprochen. Aber natürlich war es auch ein Signal. Ich habe mitgeteilt, dass ich nicht kommen werde. Für mich war das nur konsequent. Ich kann nicht nach Meran gehen und den Scheinheiligen spielen und so tun als wäre alles in Ordnung. Ich bin nicht so scheinheilig.
 
Sie sind der Meinung, dass man Sie bewusst aus der Partei ausgrenzt?
 
Ich weiß es nicht. Darüber hat man mir keine Auskunft gegeben. Ich weiß nur, dass man in der Parteileitung oder im sogar im Parteiausschuss die Einsetzung dieser Arbeitsgruppe beschlossen hat. Das war noch vor dem Referendum im Dezember, bei dem ich eine andere Meinung hatte, als die Parteiführung. Ich war nicht fürs Ja. Es kann deshalb durchaus sein, dass man in diesem Zusammenhang gesagt hat, mit dem geht es nicht. Aber bis heute hat man mir keine Erklärung gegeben, warum diese Arbeitsgruppe nie gestartet ist.
„Ich finde es nicht gut, dass die Südtiroler Volkspartei Leute, die lange Zeit für sie gearbeitet haben und die – so wie ich - angeboten hatten ehrenamtlich in der Partei mitzuarbeiten, einfach links liegen lässt.“
Ihr Fernbleiben und Ihre Kritik an der SVP in einem Tageszeitungs-Interview sind in Meran sehr pikiert aufgenommen worden.
 
Ich weiß nicht wer pikiert sein sollte. Ich kann verstehen, dass die Parteiführung darüber nicht glücklich ist. Gerade sie war es aber, die nichts getan hat, um mich einzubinden. Mir geht es nicht darum, irgend eine Medaille umgehängt zu bekommen. Das will ich nicht. Wenn jemand also pikiert sein müsste, dann bin ich es. Ich hatte Aussprachen mit Philipp Achammer und auch mit dem Landeshauptmann. Aber auch dort hat man mir nicht erklärt, warum die Partei sich mir gegenüber so verhalten hat.
 
Sie sagen, die SVP sollte die Alten besser einbinden.
 
Ja. Das ist in allen anderen Parteien so. Nehmen wir die CDU, die CSU, die ÖVP aber auch den PD, dort sind Leute, die die für die Partei gearbeitet haben, immer noch eingebunden. Ich glaube, es ist wichtig für die Partei, dass man diese Menschen einbindet. Denn sie geben der Partei etwas mit, weil sie nicht mehr dringend ein Mandat brauchen. Aber in der SVP ist das anscheinend nicht drinnen.
 
Mit Verlaub: Das klingt sehr nach Mimose.
 
Nein. Denn diese Geschichte mit meiner Ernennung in der Kommission war nicht die erste Enttäuschung. Bereits im Zusammenhang mit der Bildung des Autonomiekonvents hat es eine SVP-Arbeitsgruppe gegeben, der ich vorstehen sollte. Ich hatte für kurze Zeit auch den Vorsitz und ich bekam den Auftrag, den Gesetzentwurf zur Einsetzung dieses Konventes vorzubereiten. Das habe ich gemacht und beim Auftraggeber abgeliefert. Danach habe ich nichts mehr gehört und das Ganze ging plötzlich ohne mich weiter. Deshalb: Das zweite Mal habe ich es kapiert, dass man mich nicht unbedingt braucht. All das ist dem Parteiobmann bekannt.
 
Herr Brugger, manche sagen Ihnen Lust auf eine neue Partei nach. 2018 stehen Landtagswahlen an?
 
Schauen Sie, das ist für mich derzeit kein Thema. Ich weiß, dass einige Initiativen bestehen, die versuchen außerhalb der traditionellen Parteien etwas auf die Beine zu stellen. Aber ich bin nicht dabei. Bisher habe ich alle Avancen abgelehnt. Ich würde gerne etwas für die SVP tun. Denn ich bin der Meinung, dass das Profil der Partei da und dort zu schärfen ist. Zweimal bietet man diese Mitarbeit an. Ein drittes Mal braucht man es nicht mehr zu tun. Das sage ich aber ohne Groll. Denn man bekommt im Alter eine bestimmte Gelassenheit.
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Profil für Benutzer alfred frei
alfred frei Di., 16.05.2017 - 15:24

Die Arbeitsgruppe für die politischen Leitlinien der SVP wurde vom Duo Kurz -Achammer in die neue ÖVP-Chefetage integriert. Präsident Brugger war für eine diesbezügliche Mitteilung nicht erreichbar.

Di., 16.05.2017 - 15:24 Permalink