Gesellschaft | Flüchtlinge

Rückzug vom Neuland

Nach zwei Jahren steigt das Weiße Kreuz aus der Flüchtlingsbetreuung aus. Präsidentin Barbara Siri spricht von einer “wertvollen Erfahrung”.
Barbara Siri, Ivo Bonamico
Foto: LRV Weißes Kreuz

Man hat geholfen. Und man hat es gern getan. Doch nun sieht man beim Weißen Kreuz seinen Auftrag erfüllt: Mit 1. September dieses Jahres steigt der Landesrettungsverein aus der Flüchtlingshilfe aus.

Im August 2016 erteilte die Landesregierung dem Weißen Kreuz den Auftrag, die Führung des Ex-Alimarket in der Bozner Industriezone zu übernehmen. Das Gebäude in der Bozner Gobetti-Straße dient seither als Erstaufnahmezentrum für die vorübergehende Unterbringung von Flüchtlingen – und phasenweise als Kältenotfallzentrum. Um die Versorgung der Menschen dort kümmerte sich das Weiße Kreuz gemeinsam mit dem Roten Kreuz und der Organisation River Equipe im Verein Volontarius.

 

Keine Zweifel an Auftrag

“Viele werden sich die berechtigte Frage stellen: Warum ist der Landesrettungsverein auch in der Flüchtlingsarbeit aktiv? Ganz, einfach! Auch diese Arbeit passt in unser vielseitiges Vereinsbild. Ich glaube, dass das Land Südtirol als Auftraggeber mit unserer Flüchtlingsarbeit, die für uns Neuland war, zufrieden ist. Wenn es auch Probleme gegeben hat, konnte immer eine Lösung gefunden werden”, zog die Präsidentin des Weißen Kreuzes, Barbara Siri Anfang 2017 erstmals Bilanz. “Es stand für uns außer Zweifel, unseren Verpflichtungen als Zivilschutzorganisation nachzukommen”, erklärt WK-Direktor Ivo Bonamico heute. “Diese Verpflichtungen beinhalten den Schutz und die Betreuung von in notgeratenen Menschen im ganzen Land im Rahmen von Zivilschutzeinsätzen.”

Bis zu 440 Flüchtlinge wurden in den vergangenen zwei Jahren im Ex-Alimarket gleichzeitig betreut. “Nach dieser Zeit und stetig sinkenden Ankünften sehen wir unsere Aufgabe als erfüllt an”, erklärt die Vereinsspitze des Weißen Kreuzes. Da am 31. August 2018 die Konvention auslaufe, die mit der Agentur für Bevölkerungsschutz für die Betreuung von Flüchtlingen abgeschlossen wurde, nehme der Verein diesen Stichtag zum Anlass, “aus strategischen Gründen diese Tätigkeit nicht weiter auszuüben”.

 

Zurück zum Ursprung

“Jetzt ist es an der Zeit, dass sich der Landesrettungsverein im Rahmen des Zivilschutzes ausschließlich wieder seinen ureigenen Aufgaben nachkommen kann. Die neuen gesetzlichen Bestimmungen des Zivilschutzes beinhalten neue Herausforderungen und diesen will der Zivilschutz im Weißen Kreuz gerne nachkommen, zum Wohle der gesamten Südtiroler Bevölkerung”, heißt es in einer Aussendung.

“Rückblickend war es eine sehr wertvolle Erfahrung für uns. Die Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz und River Equipe, sowie allen beteiligten Ämtern und Behörden war sehr gut. Die instabile Flüchtlingssituation im Sommer 2016 war eine Herausforderung für alle. Durch einen engen Austausch und gute Koordination entwickelte sich das Alimarket zu einer verlässlichen Struktur in Südtirol”, sagt Präsidentin Barbara Siri.

Die Koordination des Erstaufnahmezentrums soll in den kommenden Wochen “in geordneter und strukturierter Form einer neuen Führung übergeben werden”, teilt das Weiße Kreuz mit.