Gesellschaft | Kampagne

Mit Emojis gegen Rausch

Der Alkoholkonsum in Südtirol ist rückläufig. Um das Umdenken in der Gesellschaft weiter anzukurbeln, setzt die neue Präventionskampagne auf Bekanntes aus dem Alltag.
Zero Compromize
Foto: Forum Prävention

Wer Menschen erreichen will, muss sie dort abholen, wo sie sich gewohneitsmäßig aufhalten. Deshalb setzen Peter Koler & Co. auf die vertrauten Sprechblasen und Emojis aus den Whatsapp-Chats, die aus dem Alltag junger und weniger junger Menschen nicht wegzudenken sind. An sie alle – und eigentlich an die gesamte Südtiroler Gesellschaft – richtet sich die Kampagne, die am Donnerstag präsentiert wurde. “Wie eine WhatsApp-Nachricht schafft es die Kampagne Aufmerksamkeit zu wecken und ermutigt auf sympathische Art und Weise zu einer kritischen Haltung bezüglich Alkohol”, meinte Koler, Direktor vom Forum Prävention, beim Auftakt zur neuen Alkoholpräventionskampagne.

Südtirol ist im Wandel: Laut den neuesten ISTAT-Daten zum Jahr 2017 liegt Südtirol beim täglichen Konsum von Alkohol unter dem gesamtstaatlichen Durchschnitt von 21,4%. 16,1% (2014 waren es 18,5%) der Südtiroler – 26,6% der Männer (2014: 27,6%) sowie 5,9% der Frauen (2014: 9,9%) – geben an, täglich Alkohol zu konsumieren. Einzig in Sizilien trinken verhältnismäßig weniger Personen täglich Alkohol. Zugleich ist der Anteil der Südtiroler, die einen moderaten Alkoholkonsum pflegen, italienweit einer der höchsten. Rückläufig ist aber auch das so genannte “Binge Drinking”, wo vor allem Südtirols Jugend seit Langem zu den traurigen Spitzenreitern in Italien zählt. Als “Binge Drinking” wird der Konsum von sechs oder mehr Standardgetränken bei einer Gelegenheit bezeichnet. 2014 waren 17,8% der Befragten in Südtiroler der “Binge-Drinking”-Kategorie zugeordnet worden, 2017 waren es 13,6%. Im Vergleich zum italienweiten Durchschnitt von 7,4% liegt dieser Wert zwar immer noch deutlich höher. Doch die insgesamt rückläufigen Zahlen zum (übermäßigen) Alkoholkonsum in Südtirol geben Peter Koler Grund zur Zufriedenheit: “In der Gesellschaft hat bereits ein Umdenken stattgefunden.”

Dieses Umdenken ankurbeln soll die Neuauflage der Präventionskampagne von Land und Forum Prävention. Nicht nur die Risiken von übermäßigem Alkoholkonsum aufzeigen, sondern auch soziale Normen verändern und den Alkoholverzicht salonfähig machen, ist die Absicht dahinter. “Nicht nur alkoholkranke Menschen werden gesellschaftlich geächtet – auch Menschen, die aus Überzeugung auf Alkohol verzichten, werden überschnell abgestempelt”, betont Stefania Sepp, Psychologin und Psychotherapeutin bei “Hands”. “Gegen diesen tief in der Südtiroler Gesellschaft verwurzelten Umgang mit Alkohol soll mit dieser Kampagne Sensibilisierungsarbeit geleistet werden.”

Die Prävetionskampagne stützt sich auf Anzeigen und Banner in Print- und digitalen Medien sowie in den Zügen der Südtiroler Transportstrukturen. Auf keinekompromisse.it werden die Botschaften der Kampagne vorgestellt. Zusätzlich stehen weitere Angebote zur Verfügung: ein Selbsttest über den eigenen Alkoholkonsum, Informationen zu Alkohol, Tipps zu “Feiern mit Niveau” und der Shuttlefinder – eine App, um schnell und unkompliziert einen Shuttle vor Ort zu finden. Erweitert wird die Kampagne mit den Straßenschildern und der Botschaft “Wer fährt, trinkt nicht”. In einer zweiten Phase kommen zusätzlich Radiospots und Plakate im öffentlichen Raum zum Einsatz.