Kunst | Salto Weekend

Lilian Polosek

Neues Werk auf Artstore: zwei Bilder aus der Serie „To the grain" der Künstlerin Lilian Polosek. Interessiert? Kontaktieren Sie uns um das Kunstwerk zu erwerben!
1/2, Teil der Serie"To the grain"
Foto: Lilian Polosek

insalata-mista studio im Gespräch mit der Künstlerin Lilian Polosek

Artstore: Erzähl uns, an welchen Orten und wann die Serie „To the grain“ entstanden ist. Was möchtest du mit diesen Motiven vermitteln, oder was vermitteln sie dir?

Lilian Polosek: To the grain ist eine fortlaufende Serie, an der ich seit 2016 arbeite. 
Die Motive vermitteln mir eine Art Ruhepol. Diese Sequenzen bedeuten einen gewissen Schwebezustand und gleichzeitig findet eine wichtige Verwurzelung statt. Die Wahl der analogen Fotografie ist hier entscheidend, denn sie zwingt mich dazu bewusste Entscheidungen zu treffen und genau hinzusehen. Vielleicht, sind die Zustände vor dem Auslösen vergleichbar mit einer Form von Meditation – Sie geben mir die Möglichkeit in der Gegenwart zu sein. Diese Gegenwart bestätigt mir, dass ich existiere. Die Vermittlung an das Außen ist in diesem Moment völlig irrelevant, so auch der Ort des Entstehens. Deswegen kann man nicht davon sprechen, was ich vermitteln will, denn darum ist es in dem Prozess vor, während und nach dem Auslösen nie gegangen. Danach ist es dem/der Betrachter*in selber überlassen, was das Motiv ihm bzw. ihr suggeriert. 

 

Steht der Titel „To the grain“ in Verbindung mit dem Motiv oder mit dem "grain" des Fotofilms?

Der Titel steht in Verbindung mit dem Motiv und der Beschaffenheit des Negativfilms. 
Er ist eine Hommage an die Philosophie der analogen Fotografie, die Gegenwart, gleichwie eine Untersuchung des Prinzips „Korn“ oder Kornakkumulation. Das bewusste Arbeiten, die Verdichtung der Zeit und die Suche nach der Präsenz spiegeln sich in dem Motiv wie dem Fotofilm. 
Wenn man dem Ursprung des Wortes „Stein“ folgt, findet man heraus, dass es aus der indogermanischen Sprachwurzel „Stai“ stammt. „Stai“ bedeutet soviel wie „gerinnen“, „verdichten“, „fest werden“. Diese Zustände beschreiben für mich den vorhin erwähnten Prozess. Diese Akkumulation, diese Verdichtung ist kohärent mit eben jenem Prozess der Findung, Entscheidung und Wirkung. 

In deiner Biografie vergleichst du den Ausgangspunkt aller Konzeptentwicklungen und Projekte mit der Arbeitshaltung der analogen Fotografie: bewusste Entscheidungen treffen und Konzentration. Verdrängst du somit das Chaos oder den "glückliche Zufall“ oder versuchst du diese Elemente auch bewusst zu hervorzurufen und zu kontrollieren? 

Ich muss mit dem Chaos im Außen nicht streiten, weil es an den Orten der Aufnahmen nie eine Rolle einnimmt. Vielmehr gibt es eine Unruhe, ausgelöst durch die Schnelllebigkeit und konstruierten Erwartungshaltungen der Gesellschaft und einer Flut an Informationen. Das sind die Zustände oder Eindrücke, die mein inneres Chaostier füttern und die Seele verwirren. 
Das Element Zufall hat in der Wahl der Motive nur in diesem Sinn einen Platz, indem ich die Motive nicht arrangiere oder vorher imaginiere. Ich halte das fest, was mir begegnet und modifiziere das, was vorliegt, nicht. Einzugreifen oder etwas zu platzieren liegt mir fern. Ich bin nicht daran interessiert, das, was ich sehe zu „optimieren“. Somit ist das ein Dialog zwischen der notwendigen Kontrolle über den Bildausschnitt und dem Wunsch danach, die Authentizität zu bewahren. 
In diesem Fall glaube ich nicht an Zufälle, denn ich bewege mich mit meinen Bedürfnissen und Sehnsüchten durch das, was mich umgibt – dann finden mich die Motive, die eben diese bedienen. 

 

 

Lilian Polosek

Bilder 1/2 und 2/2 von der Serie "To the grain", 2016
32,9 x 48,3 cm, fine art prints
 auf Hahnemühle- Photo Rag 308gramm matt, ungerahmt

270€

(exkl. Steuern und Transport)

 

Lilian Polosek, geboren am 18/01/1991 in München, ist Fotografin und Kunststudentin und lebt derzeit in Bozen. 
Ihre Hingabe zur analogen Fotografie führt sie weg von Massenkonsum und Beliebigkeit hin zu ruhigeren und kontemplativen Zuständen. 
Der Beginn ihres Studiums der angewandten Kunst an der Freien Universität Bozen war auch der Beginn einer Reise von der Zweidimensionalität zur Dreidimensionalität. Neue Perspektiven und Medien eröffnen ihr eine neue Art, ihre Umwelt wahrzunehmen und ihre Emotionen auszudrücken. Die entschleunigte Arbeitsweise, die sich die analoge Fotografie aneignet, zwingt sie zu bewussten Entscheidungen und zum Zwang zur Konzentration - diese Herangehensweise erwies sich als Ausgangspunkt aller Konzeptentwicklungen und Projekte. 
Dieses Studienprogramm gibt ihr die Möglichkeit, sich der bildenden Kunst aus einer neuen Perspektive zu nähern und ihre Grenzen neu auszuloten.

lilianpolosek.com