Wirtschaft | Gemeinwohlökonomie

Sympathisiert Arno Kompatscher mit der Gemeinwohlökonomie?

In seinem Regierungsprogramm spricht der neue Landeshauptmann von der „Stärkung regionaler Kreisläufe“ und der „Aufwertung der Nahversorgung“. Was wird er heute den Vinschgern auf ihrer Gemeinwohlökonomie-Tagung sagen?

Bereits einmal musste Arno Kompatscher sein Kommen zur Präsentation der Gemeinwohlregion Vinschgau absagen, die für Ende November geplant war und am Freitag 17. Jänner nachgeholt wird. „Damals war ich in Berlin oder in Rom, auf alle Fälle möchte ich heute auf Schloss Goldrain schon dabeisein, auch wenn es schwierig werden wird," sagt Kompatscher sich auf die ebenfalls heute stattfindenden Wahlen des Landtagspräsidenten und der Gesetzgebungskommissionen beziehend. 

"Wir haben Arno Kompatscher als Redner extra in der Mitte der Veranstaltung eingeplant, so hoffen wir, dass er doch Zeit finden wird," meint Armin Bernhard, einer der Organisatoren der Tagung. Zu den bisherigen Unterstützern der Gemeinwohlökonomie-Idee soll neben Gemeinde- und Landespolitikern vor allem der Landeshauptmann gewonnen werden. Armin Bernhard glaubt, Kompatscher sei zwar grundsätzlich solidarisch mit der Idee eines nachhaltigeren Wirtschaftsmodells, „jedoch ist er sicherlich auch in einem Interessenskonflikt gefangen, weil die Südtiroler Wirtschaftslobby doch das liberale Modell als einzig gültiges ansieht.“

Kompatscher ist diplomatisch: „Ich bin durchaus für ein nachhaltiges Wirtschaften im Sinn der Gemeinwohlökonomie, doch darf man sich keine Wunder erwarten.“

In seinem Regierungsprogramm spricht Kompatscher zwar von einer Förderung der regionalen Kreisläufe und davon, dass die Landespolitik als auch die lokalen Verwaltungen gefordert seien, Initiativen zur Aufwertung der Nahversorgung zu setzen, auch von einer Wachstumschance in der „Green Economy“ ist die Rede. Doch wie konkret können Unterstützungen hier aussehen?

Kann es beispielsweise Steuererleichterungen für Betriebe und Verwaltungen geben, die nach der Gemeinwohlökonomie arbeiten, sich also verpflichten ökologisch, ressourcenschonend und partizipativ zu wirtschaften? „Das müssen wir genau überlegen, nach welchen Kriterien solche Erleichterungen umzusetzen wären. Bei den IRAP-Befreiungen haben wir ja bereits gesehen, dass der Schuss auch nach hinten losgehen könnte,“ meint Kompatscher. Er bevorzugt eine Wirtschaftspolitik der kleinen Schritte, sagt er. Das könnte sich mit den Vinschger Vorstellungen durchaus decken.

 

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gorgias Fr., 17.01.2014 - 13:56

Jeder der meint, dass es für sein Unternehmen gut tut ist sich nach der Gemeinwohlökonomie richten, der soll es auch tun, habe ich wirklich nichts dagegen. Als wirtschaftspolitische Maßnahme, also wo man mit Gesetzen nach den Prinzipien der Gemeinwohlökonomie in die Wirtschaft eingreift, ist Fehlfunktionieren und Mißwirtschaft schon vorprogrammiert.
Die Gemeinwohlbilanz wird nicht nach objektiven Kriterien erstellt, sondern nach "gefühlten" Parametern vom Unternehmer selbst erstellt. Diese muss dann von externen Auditoren validiert werden. Doch wer sagt mir, dass diese Auditoren dann wirlich objektiv sind? Wer sagt mir dass jeder Auditor die Ermessensspielräume gleich ausnützt? Davon abgesehen wer bezahlt den Auditor? Wieviel kostet das einer Volkswirtschaft, wenn jedes Unternehmen verpflichtet ist einen Auditor ins Haus zu holen?
Es würde aber schon viel bessere und elegantere Lösungen geben um z.B. die Umwelt zu schonen und das ganz einfach Über das Prinzip der Kostenwahrheit. Würde man den Benzinpreis so weit erhöhen dass die Umweltkosten darin enthalten wären, würde der Güterverkehr automatisch abnehmen und die lokalen Kreisläufe automatisch stärken, weil die lokalen Produkte gegenüber Billigprodukte aus 500km Entfernung konkurenzfähig wären.
Das schöne an diesem Lösungsansatz ist, dass es keine weiteren Kontrolleure, kein Gesinnungsterror oder keine umständliche Erstellung einer Gemeinwohlbilanz von Nöten wäre.

Fr., 17.01.2014 - 13:56 Permalink

In meinen Augen simplifizieren Sie die ganze Angelegenheit etwas. Sie müssen wahrscheinlich bedenken, dass ein raikales Anheben der Benzinpreise auch die lokalen Betriebe schädigen würde, da die Exportkosten auch ihren Absatz eindämmen würden.
Die einzige/beste Möglichkeit besteht in meinen Augen daraus, Subventionen zu vergeben.

Fr., 17.01.2014 - 18:25 Permalink

Absolut richtig. Zum Benzinpreis möchte ich aber hinzufügen, dass man zuerst die ganzen wahnsinnigen Subventionen abbauen sollte - diese haben den allergrößten Teil der "Kostenunwahrheit" zu verantworten.

Bin ja schon gespannt über die Berichte zur Veranstaltung. Habe bereits gehört, dass bis auf ein warmes Lüftchen und viel Honig schmieren nichts zu vernehmen war.

Fr., 17.01.2014 - 19:21 Permalink
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gorgias Fr., 17.01.2014 - 19:41

Antwort auf von gorgias

die Erhöhung der Binzpreise ist ein Konkurenzvorteil für lokale Wirtschaftskreisläufe. Subventionen führen meistens nicht zu den gewünschten Resultaten. Falls man durch die Einführung der Kostenwahrheit bei Ressourcenverbrauch Unternehmen nicht zu stark belasten möchte, so kann man dies mit Maßnahmen wie z.B. die Veringerung der Lohnnebenkosten ausgleichen.
Subventionen gehören abgebaut und nicht aufgebaut. z.B. die Exportsubventionen für Agrarprodukte: http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/agrarsubventionen-der-eu-werde…
Das ist nebenbei die beste Entwicklungshilfe, die ich mir vorstellen kann und gleichzeitig kostet Sie nichts und spart sogar Geld!

Fr., 17.01.2014 - 19:41 Permalink