Gesellschaft | Nachruf

Abrams Augenzwinkern

Erich Abram war der erste Südtiroler Bergsteiger von Weltniveau. Ein sehr persönlicher Nachruf von Reinhold Messner.
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Foto: upi
Erich Abram war im letzten Jahrhundert der Südtiroler Bergsteiger. Er war der Einzige, der weit über das Land hinaus gestrahlt hat. Er hatte sozusagen Weltniveau. Er war im Fels grandios. Er hat dort viele Erstbegehungen gemacht, die ich später mit wirklich großem Respekt wiederholt habe. Er war aber auch im Granit, im Eis und im kombinierten Gelände sehr, sehr gut.
 
 
Vor allem aber war er jener, der schon sehr früh, im Jahr 1954 im Rahmen der italienischen K2-Expedition über die 8.000-Meter-Grenze hinausgestiegen ist.
Wenn es einen Südtiroler Bergsteiger gibt, der Weltklasse und Weltbedeutung hat, dann ist es Erich Abram. Gleichzeitig war er aber auch ein richtiger Macher. Alles was er anfasste wurde zum Erfolg. Vom Klettern über die Hubschrauberrettung bis hin zu seiner Arbeit.
Was mir besonders gefallen hat: Erich hat sein Tun immer mit einem Augenzwinkern gesehen. Mit einer bestimmten Selbstironie ohne das Ganze allzu ernst zu nehmen. Aber er war nicht nur am Berg ein perfekter Könner und Macher.
Mir persönlich war er sehr sympathisch und ich hatte als junger Mensch, so mit 16, 17, 18 Jahren einen riesigen Respekt vor seinen Leistungen und seiner Person. Ohne ihn hätte ich vielleicht nicht den Mut gehabt in meinen späteren Jahren über den Südtiroler Gartenzaun hinauszuschauen und den Versuch zu wagen, weltweit mit dem Bergsteigen zu beginnen.
„Ohne ihn hätte ich vielleicht nicht den Mut gehabt in meinen späteren Jahren über den Südtiroler Gartenzaun hinauszuschauen.“
Er war am Ende leider sehr krank, aber er hat mich letzten Herbst noch auf Sigmundskron besucht. Erich hatte eine sehr starke Frau an seiner Seite, die jetzt natürlich sehr leidet, aber er hat nicht nur ein langes, sondern auch ein großartiges Leben geführt. Erich Abram gehört zu den großen Südtirolern.