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Bankenwechsel

Der Präsident des Alperia-Aufsichtsrates Mauro Marchi übernimmt eine Leitungsfunktion in der Sparkasse. Bei seinem früheren Arbeitgeber war das unvereinbar.
Marchi, Mauro
Foto: Salto.bz
Einen lokalen Kandidaten für die Parlamentswahlen zu finden, damit tut sich der Südtiroler PD schwer. Leichter tut sich die Partei aber anscheinend damit, ihre Parteifunktionäre mit lukrativen Posten zu versorgen.
Vorvergangenen Woche war der PD-nahe neapolitanische Politologe, Wirtschaftswissenschaftler und Publizist Francesco Grillo - trotz lokaler Widerstände - in den Universitätsrat entsandt worden. Jetzt steht die nächste Beförderung im Reich der Südtiroler PD-Funktionäre an.
Mauro Marchi, ehemaliger Schatzmeister des Südtiroler PD, Präsident des Garantenkomitees der Liste Renzi bei den letzten nationalen Vorwahlen des PD, Mitglied im PD-Parteiausschuss und von Beruf Banker wird ab Mitte Februar eine leitende Funktion in der Südtiroler Sparkasse übernehmen. Marchi wird in der Sparkasse in der Direktion des Bereichs Corporate Banking tätig werden. „Marchi wird den Bereich der Unternehmen in Südtirol übernehmen“, bestätigt der Generaldirektor der Sparkasse Nicola Calabrò die Anstellung gegenüber salto.bz.
Dass der Wechsel mit einigen Fragezeichen verbunden ist, dürfte an der Vorgeschichte liegen.
 

Der Präsident

 
Mauro Marchi war jahrelang in leitender Funktion in der „Banca di Trento und Bolzano“ (BTB) tätig. Im Juni 2014 wurde der Manager vom PD zum neuen Präsidenten der „Etschwerke AG“ gemacht. Mit der Fusion von SEL und Etschwerke und der Gründung der „Alperia“ wurde Mauro Marchi im Dezember 2015 dann zum Präsidenten des Aufsichtsrates der Alperia berufen.
 
Dabei täuscht der erste Blick. Die Alperia-Governance wurden nach den deutschen Modell aufgestellt. Es gibt jeweils einen sechsköpfigen Vorstand und einen sechsköpfigen Aufsichtsrat. Der Aufsichtsrat ist für die strategische Geschäftsführung und das gesamte Controlling verantwortlich. Das heißt: Er hat operative Aufgaben. Nicht wie im italienischen Gesellschaftsrecht, wo er ausschließlich Kontrollorgan ist.
Nach Informationen von salto.bz verdient der Aufsichtsratspräsident in der Alperia rund 70.000 Euro im Jahr. Weil Mauro Marchi aber auch einigen internen Komitees angehört, kommt er auf eine Entschädigung von rund 90.000 Euro. Alperia veröffentlicht bisher die eigenen Entschädigungen - trotz gesetzlicher Vorgaben - nicht.
 

Die Unvereinbarkeit

 
Damit aber kam auf Marchi ein ernsthaftes Problem zu. Die BTB gehört zur Bankengruppe Intesa-San Paolo und dort gibt es strenge Regeln. Leitende Angestellte dürfen keine anderen bezahlten Führungspositionen in anderen Unternehmen bekleiden, bzw. diese müssen vom Vorstand genehmigt werden. Bei Mauro Marchi kam diese Ausnahmegenehmigung nicht.
Deshalb musste Mauro Marchi noch als Etschwerke-Präsident in den unbezahlten Wartestand bei der BTB gehen. Nach zweieinhalb Jahren lief dieser Wartestand aus. So musste sich Mauro Marchi Anfang 2017 entscheiden. Er ging in die Bank zurück und reichte Mitte Jänner schriftlich seinen Rücktritt als Aufsichtsratspräsident der Alperia ein. Formal musste der Rücktritt von der Gesellschafterversammlung der Alperia angenommen werden.
 
Doch dazu kam es nicht. Denn als die Gesellschafter vier Monate später tagten, lehnten sie den Rücktritt Marchis ab und setzen ihn als Präsident des Aufsichtsrates wieder ein. Vor aller der Bozner Bürgermeister machte sich für Marchi stark. „Ich sehe hier weder einen Interessenskonflikt noch eine Unvereinbarkeit“, erklärte Renzo Caramaschi im Mai 2017.
 

Die Sparkasse

 
Tatsache ist aber, dass Mauro Marchi wenig später die BTB verlies. Man darf unterstellen, dass der Alperia-Aufsichtsratspräsident bereits damals schon wusste, wohin er gehen wird. Denn mit Carlo Costa als Vizepräsident der Sparkasse, sitzt der mächtigste PD Exponent in Südtirol an einer Schlüsselposition der Bank. Und in der italienischen Regierungspartei hilft man sich.
Deshalb wird Mauro Marchi ab Mitte Februar zur Sparkasse gehen. Eine Unvereinbarkeit der beiden Rollen wie bei Intesa San Paolo scheint man bei der Sparkasse nicht zu sehen. „Wir haben keine solche Policy wie Intesa San Paolo“, sagt Nicola Calabrò. Zudem hätten man die Position Marchis genau überprüft. „Die Arbeit in Alperia ist nicht so zeitaufwendig, dass Marchi irgendwelche Ausnahmebestimmungen in Anspruch nehmen muss“, heißt es in der Sparkasse.
Gehört man der richtigen Partei an, scheint vieles möglich.