Gesellschaft | Polemik

Diktatorische Erinnerung

Für einige im Land ist Südtirol nicht Italien. Das ist nichts Neues. Doch was soll unser Land nun mit Nordkorea gemeinsam haben?
Einheit Italien
Foto: upi

156 Jahre Einigung Italiens dürfte für die Südtiroler Schützen eigentlich ein Anlass sein, der ganz unaufgeregt vorbeiziehen könnte. Große Aufregung gibt es in den Reihen der Schützen dennoch Jahr für Jahr. War es im Vorjahr eine “äußerst tendenziöse und vor nationalem Gehabe triefende Broschüre”, die anlässlich der Einheits-Feierlichkeiten an Schulen verteilt wurden, so sind es heuer die Festlichkeiten in Leifers, die die Schützen erneut auf den Plan gerufen haben. Ihnen ist zu Ohren gekommen, dass Bürgermeister Christian Bianchi Schulkinder im Rahmen ihres Unterrichts “zur Teilnahme an den Feierlichkeiten und zum Jubilieren verpflichtet” habe. Nicht nur skandalös, finden Schützenkommandant Elmar Thaler und seine Kumpanen, sondern ein “unhaltbarer Zustand, der an nordkoreanische Verhältnisse erinnert”.

Es ist ein Schreckensszenario, das die Schützen auf ihrer Webseite für Leifers – und ganz Südtirol malen: “In diesem Ort, in dem italienische Eltern permanent ihre nicht der deutschen Sprache mächtigen Kinder in den deutschen Kindergarten und die deutsche Schule einschreiben und somit einen zielführenden Unterricht von vornherein unmöglich machen, steht der Fortbestand der deutschen Volksgruppe schon länger auf dem Spiel. Es ist kein Geheimnis und auch dem Landesrat für Schule schon längst bekannt, dass deutsche Eltern ihre Kinder in den Kindergärten der umliegenden Ortschaften einschreiben müssen. Nun aber den wenigen verblieben deutschen Kindern eine Feier aufzudrücken, die mit der Geschichte und Kultur ihrer Volksgruppe nichts gemein hat, ist schlichtweg eine Frechheit. (…) Insgesamt dürfte klar sein, dass die Südtiroler jeglichen moralischen Anspruch auf Autonomie verlieren, sobald sie sich mit dem italienischen Staat identifizieren.

Wie Elmar Thaler & Co. auf den Vergleich mit Nordkorea kommen, einem Land, in dem ein Diktator die Menschen im Würgegriff hat, jene, die ihm nicht genehm sind, aus dem Weg räumt und auch schon mal, wie dieser Stunden, mit einem Atomkrieg droht, das führen die Schützen nicht näher aus. Aber so dramatisch dürfte die Situation in Südtirol dann wohl doch nicht sein.

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alfred frei Fr., 17.03.2017 - 15:27

Ich mag die Schützen, einen besonders, den ehm. Schützenhauptmann Paul Bacher - der Schutz der Heimat und der Tiroler Lebens- und Wesensart durch die Errichtung des Waltherkaufhauses ist sein unabdingbarer Beitrag zur Existenzsicherung der deutschen und ladinischen Volksgruppe. Dafür würde ich mit ihm und Hanna gerne in die Luft schießen.

Fr., 17.03.2017 - 15:27 Permalink
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Robert Tam... So., 19.03.2017 - 17:37

Kritik an italienischen Nationalsymbolen, inklusive Mamelihymne, ist ja gerade auf Salto ein Tabuthema.
Im übernächsten Jahr ist der 170. Todestag von Goffredo Mameli. Da könnte Lisa Maria Gasser ja die alten Propagandaplakate der faschistischen Salò-Republik aus dem Jahr 1944 herauskramen, mit denen man Mameli und seine Hymne ehrte.

So., 19.03.2017 - 17:37 Permalink