Wirtschaft | Interview

„Wir wissen von nichts“

Das Abkommen zwischen Land und Post sollte endlich die Gemüter beruhigen. Doch die Gewerkschaft wurde gar nicht miteinbezogen, beklagt Josef Lazzari.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Josef Lazzari
Foto: CGIL

Die fortschreitende Privatisierung der italienischen Post versetzte auch in Südtirol viele in Angst und Schrecken: Wird Personal abgebaut? Kommt die Post nur noch alle zwei Tage? Ein Abkommen zwischen Land und Post, das eventuelle negative Auswirkungen eines solchen Szenarios abfangen soll, dämpfte solche Befürchtungen. Doch im Detail ist das Abkommen gar nicht bekannt. Nicht einmal der Gewerkschaft liegt es vor, gibt Josef Lazzari zu bedenken. Lazzari arbeitet im Sekretariat der Kategorie für Postangestellte Slc/Cgil. Zu seinem Beruf gehört es, quer durch die Provinz zu fahren, mit den Angestellten zu reden, Probleme ausfindig zu machen. Und er wünscht sich, dass auch eine Einbindung in bestimmte Entscheidungsprozesse dazugehören würde.

 

Nun gab es endlich das Abkommen zwischen der Post und dem Land Südtirol. Welche Fragen bzw. Probleme sollten damit gelöst werden?

Zum Abkommen muss ich gleich vorwegnehmen, dass wir als Slc/Cgil seine Inhalte auch nur aus den Medien kennen. Wir sind nie eingebunden worden, weder im Planungsprozess noch im Nachhinein. Das, was man aus der Zeitung kennt, ist sicherlich positiv zu beurteilen für die Provinz Bozen. Vor allem, was die Personalverwaltung betrifft. Das Abkommen würde nämlich zwei Provinzialdirektoren für Südtirol vorsehen, einen für die Zustellung und den anderen für die Postämter. Was die Verwaltung des Personals anbelangt, wäre es vorteilhaft, wenn diese mit dem Abkommen wieder nach Südtirol zurückgeholt werden könnte, auch um die Doppelsprachigkeit des Personals garantieren zu können.  Außerdem soll man  nun die alternierende Zustellung der Post – also dass die Post an einem Tag schon, am anderen nicht kommt – auf provinzieller Ebene vermeiden können. Das könnte man durch finanzielle Zuschüsse des Landes garantieren; was auf gesamtstaatlicher Ebene nicht der Fall ist.

 

Das war ja die größte Angst bisher: dass die Post nur noch alle zwei Tage zugestellt werden könnte. Hat man diese Gefahr also nun endgültig gebannt?

Das kann ich nicht mit Sicherheit behaupten, denn wie gesagt: wir als Gewerkschaft kennen keine einzige Zeile, die in diesem Abkommen steht, wörtlich.

 

Wird sich das noch ändern?

Das weiß ich nicht, es wurde uns noch nichts mitgeteilt.

 

Woran liegt das, dass die Gewerkschaft noch keine genauen Informationen erhielt?

Ob andere Gewerkschaften außer der Cgil mitreden durften, weiß ich nicht. Aber wahrscheinlich ist die Post nicht interessiert, die Gewerkschaften überhaupt miteinzubeziehen. Womöglich erst, nachdem die endgültige Unterschrift auf dem Abkommen steht. Wünschenswert wäre es aber natürlich gewesen, wenn man uns schon vorher miteinbezogen hätte.

 

Sollte es nicht die Gewerkschaft selbst sein, die einen Blick in das Abkommen einfordert, wenn man ihr das nicht von allein gewährt?

Da stimme ich Ihnen als Funktionär zu, aber ob das gemacht wurde, müsste man an höherer Stelle, etwa beim Generalsekretär nachfragen.

 

Was man aus den Medien über das Abkommen erfuhr, das bewertet die Gewerkschaft positiv. Aber die Tatsache, dass die Post keinen genaueren Einblick gewährt, lässt also Zweifel aufkommen?

Ja, die Post gewährte keinen Einblick, aber genauso das Land. Und wenn man zum Beispiel davon spricht, das Verteilerzentrum zu reaktivieren, dann ist das auf jeden Fall auch mit den Gewerkschaften zu besprechen, weil man von wesentlich mehr Personal spricht, als momentan verfügbar ist und sich deswegen an Neuanstellungen heranwagen sollte. Mit dem, was man aus den Medien erfahren konnte, wurden Hoffnungen geweckt. Nun wäre es gut, wenn diese bald eindeutig bestätigt werden oder nicht.

 

Zusätzlich soll nun der Kollektivvertrag für die Post erneuert werden. Wie sieht hier der Standpunkt der Gewerkschaft aus? Gibt es problematische Aspekte?

Der alte Vertrag ist schon seit einiger Zeit verfallen und sollte nun endlich erneuert werden. Am Freitag, dem 10. März, hätte der unterschrieben werden sollen. Es kam jedoch nicht dazu, da die Post kurzfristig noch Änderungen angebracht hat, die nicht alle Gewerkschaften mittragen konnten. Inzwischen wird der Verwaltungsrat der Post neu besetzt und das bedeutet, dass der Vertrag möglicherweise wieder neu verhandelt werden muss, da noch nicht alles unter dem alten Verwaltungsrat zum Abschluss gebracht wurde.

 

Das heißt, eine eindeutige Position dazu einzunehmen ist nun schwierig, da sich auch wieder einiges ändern könnte?

Sicher. Was aber zum Beispiel aus gewerkschaftlicher Sicht gut am bisher ausgehandelten Vertrag ist, ist, dass der sogenannte Jobs Act keinen Eingang in den Vertrag gefunden hat. Mit all den negativen Elementen, die der Jobs Act beinhaltet: Herunterbrechen des Kündigungsschutzes, kurzfristige Arbeitsverhältnisse und so weiter, das blieb alles draußen.