Gesellschaft | Eppan

Verspielte Zukunft?

Die Eppaner riskieren, bei der Neugestaltung des Mercanti-Kasernenareals außen vor zu bleiben. Wegen der Untätigkeit des Bürgermeisters, kritisiert die Opposition.
Strudel
Foto: Pixabay

Eppans unendliche Geschichte. So könnte man das Ganze zusammenfassen. Es geht um 6,5 Hektar Land. Um ein Tauschgeschäft. Und um eine Gemeinde, die seit Jahren “fahrlässig handelt”, wie die Opposition nun kritisiert.

 

Tausch außer Kontrolle?

 

Bereits 2016 gehen 4,5 Hektar des Kasernenareals “Mercanti” vom Staat ans Land über. Im März 2019 gibt die Landesregierung dann grünes Licht, um das Abkommen zu unterzeichnen, mit dem der 1,6 Hektar große restliche Teil im Süden des Areals an das Land übertragen werden soll.

Im Gegenzug wird das Land eine neue Carabinieri-Kaserne im Wert von 5,48 Millionen Euro errichten. Außerdem sollen auf dem Areal ein neues Zivilschutzzentrum und zusätzliche Gewerbeflächen entstehen. Unter der Regie der Gemeinde Eppan. So der Deal, dem ein jahrelanges Ringen um die künftige Nutzung des Areals vorausgegangen ist.

Während Landeshauptmann Arno Kompatscher von einem “langersehnten Vorhaben, das wir nun umsetzen können” spricht, schrillen in Eppan selbst die Alarmglocken. Seit Jahren schaut die Opposition in Sachen Mercanti-Areal genau hin. Insbesondere die beiden Gemeinderäte von Pro Eppan, Felix von Wohlgemuth und Greta Klotz. Sie erheben nun schwere Vorwürfe gegen die politisch Verantwortlichen in Eppan, und gegen Bürgermeister Wilfried Trettl.

“Verliert die Gemeinde die Kontrolle über ein Jahrhundertprojekt?”, fragen sich von Wohlgemuth und Klotz in einem Schreiben, in dem sie die Situation, wie sie sich derzeit darstellt, nachzeichnen.

 

Land legt vor, Gemeinde hinkt hinterher

 

Seit 2015 gibt es im Eppan eine parteiübergreifende “Ratskommission für die zukünftige Nutzung des Areals der Mercanti Kaserne”. “Doch diese wurde vom Bürgermeister in den letzten vier Jahren lediglich fünf Mal einberufen – zum Großteil auf Drängen der Oppositionsparteien”, zeigt Felix von Wohlgemuth auf, der für Pro Eppan in dieser Kommission sitzt. Und bei der vorläufig letzten Sitzung am vergangenen Donnerstag (11. April) habe er feststellen müssen: “Es liegt einiges im Argen!”

“Seit Jahren fordern wir den Bürgermeister auf, endlich tätig zu werden, doch es ist vergebens! Dieses grobe Versäumnis bekommen wir nun zu spüren” (Felix von Wohlgemuth & Greta Klotz)

Im Februar hat die Landesregierung nämlich beschlossen, den südlichen Teil der ehemaligen Kaserne an den Immobilienfonds Pro Euregio SGR – ehemals Pensplan Invest SGR – zu übertragen. Ebenso wie die Kasernenareale Verdone in Vahrn und Schenoni in Brixen. “Dieser Fonds soll das Areal gemeinsam mit weiteren Investoren entwickeln. Mit dem erwarteten Gewinn soll der Ausbau des zweiten Teiles des NOI TechPark und die neue Fakultät für Ingenieurwissenschaften finanziert werden”, weiß von Wohlgemuth.

 

Bereits 2018 habe man gemeinsam mit anderen Parteien den Bürgermeister gedrängt, “dass sich die Gemeinde dringend mit der Landesregierung in Verbindung setzen solle, um einen gemeinsamen Weg bei der Entwicklung dieses prägenden Projekts einzuschlagen. Aber nichts ist geschehen Es wurden über Jahre keinerlei Schritte gesetzt, um Konzepte für dieses Areal zu entwickeln.”

 

Über die Eppaner Köpfe hinweg?

 

Nun stehe Eppan vor der Situation, dass die Landesregierung Fakten geschaffen hat. “Wir als Gemeinde ‘dürfen’ unsere nicht vorhandenen Vorschläge den Bankern einer Landesgesellschaft darlegen. Entscheiden, was in der Mercanti-Kaserne gebaut wird, können wir aber nicht mehr”, beklagen die Pro-Eppan-Räte, die sich “angesichts der Tatenlosigkeit des Gemeindeausschusses in den vergangenen Monaten entsetzt” zeigen.
“Bis Mai soll nun von den Landesämtern zusammen mit der Pro Euregio SGR ein urbanistisches Konzept für das Kasernenareal stehen – die Frist ist absolut realitätsfern, jenseits von gut und böse”, sagt ein hörbar verärgerter von Wohlgemuth zu salto.bz. “und die Gemeinde hat nichts in der Hand, um diesen Prozess angemessen zu begleiten”.

 

“So sehr wir unseren Bürgermeister ob seiner menschlichen, zuvorkommenden und freundlichen Art auch schätzen, muss hier klar und deutlich gesagt werden, dass er bei diesem Projekt seiner Funktion und seiner Verantwortung nicht gerecht geworden ist”, heißt es von Pro Eppan.
Im Zuge der jüngsten Sitzung der Mercanti-Kommission sei erneut beschlossen worden, im Dringlichkeitswege professionelle Unterstützung für das bereits für den 24. April festgesetzte nächste Treffen mit den Verantwortlichen von Immobilienfonds und Land beigezogen werden soll, “damit diese Besprechung überhaupt sinnvoll geführt werden kann”, so von Wohlgemuth.

“Jetzt kann es nur mehr um Schadensbegrenzung gehen”, konstatiert er “und es müssen unverzüglich Verhandlungen auf politischer Ebene eingeleitet werden, um die für uns alle negativen Folgen dieser Untätigkeit abzumildern. Wir müssen parteiübergreifend zusammenarbeiten, um entweder eine erhebliche Verlängerung der nur bis Mai 2019 angedachten Planungsphase zu erreichen oder auf den letzten Drücker doch noch Entscheidungskompetenz bei diesem Projekt zu erreichen.” Greta Klotz schickt mahnende Worte nach: “Wir müssen unter allen Umständen vermeiden, dass wir in einigen Jahren auf dieses Areal blicken und uns fragen müssen, warum wir anderen die Entscheidung überlassen und unser Dorf nicht selbst gestaltet haben.”

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alfred frei Mi., 17.04.2019 - 16:38

es wäre angebracht dass der Bürgermeister in einer Bürgerversammlung Rede und Antwort steht; das gehört zu demokratischen Gepflogenheiten, auch in Eppan, oder nicht ?

Mi., 17.04.2019 - 16:38 Permalink