Kultur | Salto Return

#170717

In Salto Return geht es nicht um Roaming-Gebühren, aber doch irgendwie um das Telefonieren. Und wie man wählt und nicht wählt, denn vor der Wahl, ist immer nach der Wahl.
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Foto: Foto: Salto.bz

Na-gel
Telefonieren ist nicht meine große Stärke. Je nach Tageslaune entscheide ich, ob ich Telefongespräche entgegennehme oder eben lieber nicht. Was ich aber wiederum gerne mache, ist das Belauschen fremder Telefongespräche oder auch das Entgegennehmen überraschend eingehender Telefongespräche, die z. B. nicht an mich direkt gehen.
Als ich letztens in der Salto-Empfangshalle bei einem kühlen Café frappé auf die nächste Geschichte wartete, klingelte plötzlich das Telefon. Ich ließ ein paar Mal klingeln, schaute mich inzwischen um, sah niemanden, riss mit vollem Unterbewußtsein den Hörer an mich und lallte in der freundlichen Tonlage eines neuzeitlichen Countertenors: „Salto, was kann ich für Sie tun?“ in die Sprechmuschel.
„Hallo? Ist hier nicht das Nagel-Studio, für feine Nägel? Ich bin doch richtig?“, antwortete eine deutlich tiefere Stimme: „Ich bräuchte doch noch etwas mehr Lack für meine Nägel und einen besseren Farb-Ton. Und einen Termin!“ sagte die Stimme fordernd. Ich runzelte die Stirn, warf einen Blick auf meine Nägel und antwortete nach einem letzten Schluck Frappé: „Sie haben sich wohl verwählt, das kann passieren bei zu langen Fingernägeln. Halten Sie ihre Nägel kurz, wie ich dieses Gespräch!“. Dann legte ich auf.

Auch der gute alte Ötzi hat es wiederum mit einer sehr skurrilen Nagel-Geschichte in die Medien geschafft, obendrein will man ihm noch ein neues Museum zusammennageln, im Schnalstal. Vor lauter Nägel, sieht da noch wer den Nagel im Nägelwald? Mit Sicherheit das Sonntagsblättchen Zett, welches mit der gestrigen Sommerloch-Story eine echt gute Nagel-Geschichte servierte. Hut ab! Hot up!

Haar-gel
Seit heute Morgen liegt mir nun endlich ein längeres und vom Salto-Return-Geheimdienst aufgezeichnetes Telefongespräch der Auslands-Österreicherin Angela Lang vor. Aufgrund ihres Nachnamens hatte sich Lang bisher nie getraut, bei Wahlen in Österreich zu kandidieren, da ihr Name von den Medien nur verballhornt werden würde. Nun, nachdem auch Kerne und Kurze kandidieren, möchte sie diesen großen Schritt in die Politik wagen, sie will „mitmischen“ und sich ab jetzt für die Oktober-Wahl „rüsten“.
„Diesa  ÖVP-Yongsta könnt mei Enkal sei“, transkribierte ich ihre aufgebrachte Stimme in mein Word-File, „dea is zwoa im Internetz präsent wie die tägliche Wettaprognosn, aber hoit in vüin Dingen is ea sehr uneafoahn. Oasch."
Die noch unbekannte Grand Dame der Österreichischen Politik hat laut der Recherche von Salto Return, langes, graues, leicht zotteliges Haar, teilt zwar ihren Vornamen mit Angela Merkel, hingegen nichts auf Facebook, Instagram oder Twitter. Sie sagt: „Genou des is mene Takik, i brauch des Web net. I bau an leiwaondn Friedensponza heast, und i erricht am Brenna a gonzes Swinga-Doaf, wo die Amee und die unsanen Hoar-gel-Politiker, zu Swing und ondana Musi den Leutn af dor Nosn ummatonzn kenna. In da Hoffnung, dass osrutschen, de Schleimfrisurn." 
Ich musste kurz an die schleimigen Haare von Politikerinnen und Politikern im In- und Ausland denken, wie auch an ihre (vielen an den Haaren herbeigezogenen) politischen Inhalte.
Ich fühlte erneut die Ungerechtigkeit auf Erden, bestellte einen weiteren Café frappé in der Bar nebenan und drehte für den Rest des Tages Däumchen.

Ich halte bei den Wahlen in Österreich Mitte Oktober jedenfalls Angela Lang meine Daumen. Sie trägt das schönste Durcheinander auf (und nicht in) ihrem Kopf und ihr Motto ist nicht Sieg Style, wie ich es bei vielen anderen Mitbewerberinnen und Mitbewerbern spüre. 
An was aber erinnert mich dieses Sieg Style bloß? Wird mir schon einfallen.

Il cliente da lei chiamato non è al momento raggiungibile...