Wirtschaft | Messe Bozen in China

Von Äpfeln, Hindernissen und Chancen

Werden in China eigentlich Äpfel angebaut?
Essen ChinesInnen auch Südtiroler Äpfel?
Aber vor allem: Was hat Messe Bozen damit zu tun?
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: ©Messe Bozen

Aufmerksame LeserInnen unseres Blogs werden sich vielleicht erinnern, dass es vor einem halben Jahr schon einmal eine Folge „Messe Bozen in China“ gab. Damals ging es um Alpitec China, unsere Messe für Berg- und Wintertechnologien, und um‘s Skifahren in China. Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, haben wir jetzt eine gute Nachricht für Sie: Wir waren nochmal im Reich der Mitte!

Hier kommt Folge 2 aus der Serie „Messe Bozen in China“, anlässlich der in einem Monat startenden Apfelernte – vielleicht auch sommerlochbedingt, was dem Thema aber keinen Abbruch tut.

Zunächst zur Beantwortung der eingangs gestellten Fragen: Ja, in China werden Äpfel angebaut. Dieser Satz hat in etwa dasselbe Understatement-Level wie der Satz „Ja, in Italien gibt es Pasta“ – denn China ist mit Abstand der größte Apfelproduzent der Welt! Durchschnittlich die Hälfte aller Äpfel weltweit wird dort produziert, wenn es auch im letzten Jahr durch extreme Wetterbedingungen Ernteausfälle bis zu 25% gab. 2017 wurden in China jedenfalls über 40 Mio. Tonnen Äpfel produziert…

 

Das bringt uns zur zweiten Frage: Nein, leider essen ChinesInnen zumindest im Moment keine Südtiroler und auch sonst keine italienischen Äpfel, da der chinesische Markt für viele Obstsorten aus Italien geschlossen ist – offiziell aus phytosanitären, also Gründen pflanzengesundheitlicher Bestimmungen. Lediglich Kiwis und Zitrusfrüchte sind seit kurzem zugelassen.

Und was hat Messe Bozen mit dieser verzwickten Apfel-Story zu tun? Ganz einfach: China kämpft in großen Teilen seiner Apfelanbaugebiete mit veralteten Anbaumethoden und -technologien sowie mit Bodenbelastung und fehlender Infrastrukur. Dringend benötigt wird also Know-how aus Expertenregionen. Dieses Know-how haben wir mit der Kongressmesse Interpoma China von 15.-17. April 2019 dank unserer bewährten Interpoma-Partner bereits zum dritten Mal geliefert! Eine Premiere nach zwei Auflagen in Weihai (Ostküste Chinas) war der neue Standort in der Metropole Shanghai (dito, aber etwas weiter südlich) zusammen mit der großen Fresh Logistics Asia von Messe München.

 

Und wie sieht so ein Know-how-Transfer in der Praxis aus? Roger Harker aus Neuseeland erklärte beispielsweise, was ein Apfelbauer machen muss, damit er nicht nur leckere, sondern auch schöne Äpfel ernten kann. So kurios es klingt: Schönheit ist bei Äpfeln ein nicht zu unterschätzendes Kriterium, auch wenn sie in unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich definiert wird. Anderes Beispiel: Cheng Cungang vom National Apple Breeding Center skizzierte ausgehend vom Status quo die Vision für den chinesischen Apfelanbau der Zukunft: Modern, ressourcenschonend, ertragreich.

Von Südtiroler Seite war neben Kongress-Koordinator Kurt Werth auch Walter Guerra vom Versuchszentrum Laimburg mit einem Vortrag über Sorteninnovation mit von der Partie, sprich: Äpfel mit knallrotem oder leuchtend gelbem Fruchtfleisch, Miniaturäpfel, Äpfel ohne Kerne…  Ebenfalls aus Südtirol bzw. Trentino eingeflogen waren Stefan Nicolodi sowie Alberto Dorigoni von der Stiftung Edmund Mach, die nach ihren Referaten von den chinesischen ZuhörerInnen mit Fragen geradezu bestürmt wurden.

Überhaupt lauschten die 250 Zuhörer den Referaten beim Interpoma-Kongress „China and the Apple in the World“ sehr aufmerksam. Zu aufmerksam, mag sich mancher Sorgen machen angesichts des immer wiederkehrenden Klischees von chinesischen Produktkopien. Ein Zyniker mag gar fragen: Warum bringen wir unser Know-how mit Interpoma überhaupt nach China? Damit es direkt vor Ort kopiert werden kann??

 

Dem Zyniker antwortet die Realistin:  Es hat in China immer Kopien gegeben, und es wird in China immer Kopien geben. Ebenso hat es aber immer auch die Ehrfurcht vor dem Original, die Verbeugung vor der Marke gegeben, und diese eröffnen unseren Ausstellern gerade im Bereich Landmaschinen außerordentlich gute Geschäftschancen.

Alles in allem gibt es also drei Gründe, mit Interpoma China in der chinesisch-italienischen bzw. chinesisch-weltweiten Apfel-Story mitzumischen.

  1. Es dürfen zwar keine Äpfel, wohl aber wie soeben angedeutet Maschinen für den Apfelanbau nach China exportiert werden.
  2. Wir stärken durch Interpoma China international die Marke Interpoma und unterstreichen ihren Lead als weltweit einzige und einzigartige Plattform für den Apfelanbau.
  3. Es ist im Grunde nur eine Frage der Zeit, bis sich der Markt auch für den italienischen und damit Südtiroler Apfel öffnet: Äpfel werden in China Jahr für Jahr beliebter, die schnell wachsende Mittelschicht entdeckt die Vorzüge eines gesunden, obstreichen Lebensstils, und China ist mittelfristig nicht in der Lage, die Nachfrage allein mit chinesischen Äpfeln zu bedienen. In diesem Sinne stellen wir uns als Messe Bozen mit Interpoma in den Dienst der Südtiroler Apfelwirtschaft und handeln nach unserem Unternehmensleitbild, das eine enge Verbindung unserer Messen mit den Kompetenzfeldern der Südtiroler Wirtschaft festschreibt.

Last but not least: An dieser Stelle möchten wir unserem Apfel-Botschafter und scheidenden Kongress-Koordinator Kurt Werth von ganzem Herzen für über 20 Jahre fantastische Zusammenarbeit danken. Beeindruckendes Fachwissen, absolute Zuverlässigkeit, Freundlichkeit und Bescheidenheit, ein riesiges Netzwerk und eine unstillbare Passion für den Apfel – das waren die Zutaten für’s Mitbauen am Erfolg von Interpoma!

Weiterhin interessiert an Apfel-Stories? Die nächste Interpoma Bozen bringt von 19.-21. November 2020 wieder die internationale Apfelwelt nach Bozen. Wir freuen uns drauf!