Gesellschaft | Die Weinstraße

Saturday Night Fever

Glitzernde Diskokugeln, toupierte Haare und „Stayin’ Alive“ war einmal. Inzwischen hat sich die Ausgehkultur der Jugendlichen in vielerlei Hinsicht geändert.
DJ
Foto: upi
Hosch Lust, heint auszugean?“ ein paar kurze Nachrichten über WhatsApp oder Facebook reichen aus und die Party kann losgehen. Als Outfit für den Abend im Club sind ein enger Rock und ein bauchfreies Top geplant. Davon wird der besten Freundin vor dem Start noch schnell ein Foto geschickt „Passt des?“. Nur um sicher zu sein, dass die Kleidung auch wirklich passt. Dann kanns losgehen. 
Früher war das nicht ganz so einfach. Maria Niederwolfsgruber betreibt mit ihren beiden Söhnen die Diskotheken „Juwel“ und „Baila“ in Eppan. Sie erinnert sich noch genau, wie sie sich damals mit ihren Freunden verabredete. „Nach der Messe haben wir vor der Kirche ganz aufgeregt aufeinander gewartet, denn wir wollten immer genau ausmachen, wann wir zum Ausgehen starten und in welche Diskothek wir gehen.“  Zu spät zum geplanten Treffpunkt kommen oder spontan irgendwo unterwegs zusteigen, das war nicht drin, sagt sie. Denn WhatsApp & Co. gab es damals noch nicht. 
Auch der Kleidungsstil der jungen Leute hat sich über die Jahre verändert. Aber an eines erinnert sich Maria Niederwolfsgruber besonders genau: „Kaum fiel die Haustür hinter uns zu, haben wir unsere langen Röcke mit einem Band bis ober die Knie gekürzt – denn wir wollten ja gut aussehen und den Jungs gefallen“, schmunzelt die Eppanerin. 
 
 
Kaum fiel die Haustür hinter uns zu, haben wir unsere langen Röcke mit einem Band bis ober die Knie gekürzt– denn wir wollten ja gut aussehen und den Jungs gefallen. 
Maria Niederwolfsgruber
 

Von Schallplatten zu USB-Sticks 

 

Pünktlich um 22 Uhr waren die Diskotheken voll junger Leute und die Party konnte beginnen. Die Musik kam nicht immer von einem DJ-Mischpult, denn in vielen Lokalen standen Jukeboxen. Die sogenannten „Musikboxen“ breiteten sich in den 1950er Jahren von Amerika nach Europa aus und wurden schnell zu einem Hingucker in vielen Bars. Wer einen Liederwunsch hatte, der konnte ganz einfach eine Münze einwerfen und sich ein Lied aussuchen.
Heute haben DJs und Radios die Jukeboxen ersetzt, höchstens als Raumdekoration sind sie in einigen Restaurants noch zu sehen. 
Auch die Musik hat sich über die Jahre hinweg verändert. In den 80er Jahren zum Beispiel, wurde noch zu Liedern von Sängern wie Prince, Michael Jackson oder Madon- na getanzt und gesungen. Heute feiern die Jugendlichen in den Diskotheken an den meisten Abenden zu „EDM“-Musik. EDM, auf englisch „Electronic Dance Music“, heißt auf Deutsch übersetzt „elektronische Tanzmusik“. Außer den Gesangsstimmen, kommen die Klänge in diesen Liedern nicht mehr von Schlagzeugern und Gitarristen, sondern werden meistens synthetisch erzeugt. 
Auch die DJs kommen nicht mehr wie früher mit einem Stapel voller Vinylplatten unter den Armen in die Diskotheken. Ein kleiner USB-Stick in der Hosentasche oder ein Laptop im Rucksack reichen für die Musik für einen ganzen Abend im Club aus. 
 

Im Rausch hinterm Lenkrad

 
Vieles hat sich in den vergangenen Jahren in der Ausgehkultur zum Negativen verändert: immer wieder Drogen und Schlägereien zu hören. Auch Vandalenakte, wie etwa ein umgestoßenes Straßenschild oder eine beschmierte Tür, sind o das traurige Ergebnis eines Diskoabends. 
Aber nicht alles hat sich zum Negativen entwickelt. In den 70er und 80er Jahren verursachten Jugendliche, die nach dem Besuch einer Diskothek betrunken ins Auto stiegen, tragische Verkehrsunfälle. So mancher hat dabei einen Freund oder einen Bekannten verloren. Heute hingegen können die Eltern daheim beruhigt sein, denn in jedem Dorf gibt es mehrere Shuttlebusse und „Nightliner“, welche die Jugendlichen sicher nach Hause fahren. 
 
 
Auch das Rauchen hat deutlich abgenommen. „Es ist einfach nicht mehr in, mit einer Zigarette zwischen den Fingern im Kreis unter Freunden zu stehen“, erklärt Maria Niederwolfsgruber. Von Jahr zu Jahr beobachtet sie weniger Jugendliche, die rauchen. 
Aber eines freut die Eppanerin ganz besonders: „Die Jugendlichen begegnen sich mit mehr Toleranz und Offenheit – ein Mädchen zu hänseln, weil es zum Beispiel kein schönes T-Shirt an hat, das gibt es heute nicht mehr“. Die jungen Menschen seien viel offener geworden und sie begegnen sich untereinander mit mehr Respekt. Früher hingegen, erinnert sie sich, wurde oft jemand gemobbt, weil er zum Beispiel etwas korpulenter war als andere. 
 

Döner statt Lento

 
Die Diskoabende gingen vor einigen Jahren deutlich früher zu Ende: um ein Uhr waren die Jugendlichen schon auf dem Heimweg. Heute hingegen geht die Party in den Clubs um ein Uhr erst richtig los – und getanzt wird dann o bis vier Uhr früh. Als Abschluss des Abends wird dann noch eine Pizza oder ein Döner gegessen. Döner gab es in den 70er und 80er-Jahren noch keine, dafür aber etwas ganz Besonderes am Ende jedes Diskoabends: Einen „Lento-Tanz“. „Alle Mädchen freuten sich schon den ganzen Abend auf den letzten Lento-Tanz und man hoffte immer, von einem netten Jungen zum Tanz aufgefordert zu werden.“ An das Ausgehen erinnert sich Maria Niederwolfsgruber gerne zurück – und wenn sie dann an den Lento denkt, verspürt sie auch heute noch das kribbelige Gefühl von damals in den Beinen.