Politik | Kommentar

Evas große Geste

Eva Klotz gibt heute auf einer Pressekonferenz ihren Rücktritt als Landtagsabgeordnete bekannt. Der Grund: Sie will ihrem Ehemann beistehen.

Es dürfte das erste Mal sein, dass wirklich niemand innerhalb der „Süd Tiroler Freiheit“ weiß, was Eva Klotz heute genau sagen wird, wenn sie gegen 10.30 Uhr vor die Presse tritt. Sicher ist: Die Grande Dame der Südtiroler Patriotenszene kündigt einen Schritt an, der deutlich macht, dass sie dieses Titels mehr als würdig ist. Eva Klotz wird als Landtagsabgeordnete zurücktreten. Der Grund dafür: Die Politikerin will ihrem Ehemann beistehen.

Es ist für mich kein überraschender Schritt. Der Autor dieser Zeilen war völlig verdutzt, als Eva Klotz vor rund zwei Jahren in einem persönlichen Gespräch offen und ehrlich meinte: „Meine politische Karriere könnte jeden Tag zu Ende gehen“. Die Langzeitpolitikerin sagte offen, dass ihr Ehemann erkrankt sei und er früher oder später Beistand brauchen wird. „An dem Tag werde ich als Landtagsabgeordnete zurücktreten“, sagte Eva Klotz damals. Wer die Politikerin kennt, weiß, dass sie kaum blufft. Dennoch war ich gespannt, ob Klotz diese Ankündigung auch wirklich wahrmachen wird.
Die heute 63-jährige Lehrerin sitzt seit 31 Jahren im Südtiroler Landtag. Das ist mehr als ein halbes Leben lang in der Politik. Die Volkstumspolitikern sagte im persönlichen Gespräch auch einen Satz, der mich nachhaltig beeindruckt hat: „Mein Mann musste wegen meines politischen Engagements in den vergangenen 15 Jahren auf Vieles verzichten, jetzt liegt es an mir, ihm etwas davon zurückzugeben“.

Mein Mann musste wegen meines politischen Engagements in den vergangenen 15 Jahren auf Vieles verzichten, jetzt liegt es an mir, ihm etwas davon zurückzugeben

Eva Klotz hat politische Ideale, die einem keineswegs gefallen müssen. Spätestens mit diesem Schritt zeigt die Tochter von Jörg Klotz aber, dass auch Langzeit-Politik nicht zwangsläufig aus jeder und jedem einen schlechteren Menschen machen muss.
Es gibt nur allzu viele, die an ihrem Job hängen, die nicht ablassen können, die auch als Greis ein Unternehmen nicht übergeben können. In der Politik ist diese Sesselkleberei besonders verbreitet. Da tut es gut, wenn jemand eine andere und große Geste setzt.
Eva Klotz hat genau das getan. Dafür gebührt ihr Respekt.

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Stephan H. Mo., 17.11.2014 - 09:58

Respekt für diesen Schritt, da könnte sich so mancher "Sesselkleber" etwas abschauen. Ich denke rein vom Gefühl her, dass Frau Klotz eine der ehrlichsten, wenn nicht die ehrlichste Politikerin war, die es in Südtirol je gab.

Mo., 17.11.2014 - 09:58 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Mo., 17.11.2014 - 12:02

Bleibt die Frage offen wie es mit der SF weiter geht. Hoffentlich gibt es eine offene Gestaltung der Partei in der viele mitreden können, sollte es zu einer Sven Knoll AG kommen, sehe ich keine große Zukunft. Es wäre an der Zeit, dass politisch auch zum Thema Selbstbestimmung ein ethnisches Miteinander angeboten wird.

Mo., 17.11.2014 - 12:02 Permalink
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gorgias Mo., 17.11.2014 - 13:08

Eva Klotz ist keine oportunistische Profiteurin wie sich viele den durchschnittlichen Politiker vorstellen sondern eine Überzeugungstäterin in eigener Sache, dessen Motivationen sich aus der eigenen Familiengeschichte erschließen lassen.
somit ist Frau Klotz nicht auf persönliche Bereicherung aus sondern der Sache. dafür hat sie auch im persönlichen Bereich einige Opfer gebracht. und nun ist sie bereit Abstriche bei der Sache zu machen zu Gunsten des eigenen Privatleben. Oder doch nicht?
Ich sehe diesen Zug schon jetzt zurückzutreten anstatt die Legislaturperiode im Landtag zu bleiben als taktisch klugen. Ersten beugt sie der Gefahr vor dass ihr politischer Rücktritt bei den nächsten Landtagswahlen einen allzu großen politischen Dämpfer für die Bewegung bedeutet. es tritt ein neues Gesicht in den Vordergrund und die Wählerschaft kann sich langsam an die neue realität gewöhnen. Zweitens kann Sie damit sich in den Hintergrund stellen ohne dass man ihr nachsagt dass sie das wegen ihrer Verwicklung im Rentenskandal tut.
Ihr Rücktritt zu diesem Zeitpunkt und mit diesem Grund ist in kleinster Weise ein Schaden für die Sache.

Interessanter wäre die Frage gewesen was hätte Frau Klotz getan wenn ihr Mann zu dem ungünstigen Zeitpunkt erkrankt wäre als sich die Bewegung Südtiroler Freiheit gerade gegründet hatte und sie unverzichtbar gewesen wäre.

Mo., 17.11.2014 - 13:08 Permalink
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Martin B. Di., 18.11.2014 - 20:33

Eines muß man ihr lassen: sie ist 100% kohärent. Und ich denke sie wird weiterhin so gut als möglich Missionarin für ihre Ziele und Ideen bleiben. So traurig es ist (oder klingt): Tod und Krankheit lassen den Politikalltag am ehesten "menschelen".

Di., 18.11.2014 - 20:33 Permalink