Wirtschaft | Landesgesellschaften

„Sicher haben wir Fehler gemacht“

Ressortdirektor Ulrich Stofner über das Aus der Südtirol Finance, die Übernahme der Pensplan Invest, die Rolle von Eros Magnago und die Kritik der Wirtschaft.
Ulrich Stofner
Foto: LPA/mb
Salto.bz: Herr Stofner, ist die Südtirol Finance am Generalsekretär des Landes Eros Magnago zerbrochen?
 
Ulrich Stofner: Nein, das hat überhaupt nichts mit Eros Magnago zu tun. Das Aus der Südtirol Finance hat keinerlei personelle Gründe, sondern ausschließlich technische Hintergründe....
 

Das klingt sehr nach einer Ausrede?
 
Nein, das ist überhaupt keine Ausrede. Natürlich ist es verständlich, dass das Ganze für die Gesellschaft unangenehm ist. Die Organe der Gesellschaft haben hervorragende Arbeit geleistet. Wir haben einen tollen Präsidenten, einen tollen Verwaltungsrat und fünf ausgezeichnete Mitarbeiter. Aber es gab einfach technische Gründe, die am Ende zur Entscheidung geführt haben, dass man die Tätigkeit beenden musste. Dabei hat die Auflösung nichts mit den handelnden Personen zu tun.
 
Welche technischen Gründe kann es geben, eine gut funktionierende Gesellschaft aufzulösen?
 
Es gibt zwei Gründe. Der Hautgrund ist, dass der Gründungszweck der Gesellschaft nicht mehr gegeben ist. Im Jahr 2012 haben wir die Südtirol Finance gegründet, weil wir Gelder aus der Region bekommen haben. Das war der sogenannte „tesoretto“, der auf die beiden Länder Trentino und Südtirol aufgeteilt wurde.
 
Wieviel hat Südtirol bekommen?
 
250 Millionen Euro. Die Landesregierung hat damals gesagt, wir wollen dieses Geld für die Wirtschaft einsetzen. Eine Arbeitsgruppe hat rund ein Dutzend Maßnahmen erarbeitet, wie man diese Gelder einsetzen könnte. Das war das Aufgabenprofil der Südtirol Finance. Man ist mit etwas Verzug auch gestartet, und es hat gut funktioniert. Doch 2014 hat der Rechnungshof plötzlich gesagt: „Achtung, so geht das nicht. Ihr verwendet hier Gelder der Region für Beiträge". Dabei müssen diese Gelder dazu verwendet werden, das Eigentum und Vermögen der Körperschaft zu vermehren. Wir mussten als Landesregierung deshalb dieses Geld der Region zurückzahlen. Es gibt einen detaillierten Rückzahlungsplan. Wir mussten daraufhin eigene Mittel des Landes einsetzen, die die Südtirol Finance verwaltet. Damit aber wurde klar: Wenn wir schon unsere eigenen Mittel einsetzen, dann brauchen wir nicht eine eigene Gesellschaft dazu. Das können auch die Landesämter tun.
2014 hat der Rechnungshof plötzlich gesagt: Achtung, so geht das nicht.
Und der zweite Grund?
 
2014 kam vom Staat der Druck, dass wir unsere Landesgesellschaften rationalisieren müssen. Gesellschaften und Beteiligungen reduzieren. In dieser Zeit wurde aus SMG, BLS, EOS und TIS die IDM gebildet. Deshalb war bereits 2015 im Rationalisierungsplan der Landesregierung die Absicht enthalten, die Südtirol Finance mit einer anderen Gesellschaft zusammenzulegen.
 
Warum aber hat man drei Jahre dafür gebraucht?
 
Dafür gibt es einen einfachen Grund. 2018 haben wir die Pensplan Invest SRG von der Region übernommen. Das ist eine Finanzierungsgesellschaft, die die Genehmigung von der Banca d´Italia hat, Finanzgeschäfte zu tätigen. Sie kann das tun, was wir eigentlich machen wollen. Sie kann Investmentfonds und Finanzierungen auflegen. Das kann die Südtirol Finance nicht. Wir haben die Pensplan Invest übernommen, weil wir überzeugt sind, dass wir diese Gesellschaft brauchen, um bestimmte strategische Vorgaben finanzieren zu können. Wir haben das Unternehmen in den vergangenen Wochen dann in Pro Euregio SGR umbenannt und die Gremien neu besetzt.
Ich möchte das nicht beschönigen. Es hat in den Anfängen der Gesellschaft gewisse Meinungsdifferenzen gegeben. Diese Differenzen haben sicher nicht dazu geführt, dass eine Gesellschaft eingespart wird. Die Landesregierung hat aufgrund von Fakten entschieden.
Was will das Land mit dieser Sparverwaltungsgesellschaft tun?
 
Wir glauben, dass in Zukunft nicht alles aus dem Landeshaushalt finanziert werden kann. Deshalb brauchen wir solche Finanzierungsgesellschaften, die gewisse strategische Projekte finanzieren. Es gibt dabei mehrere Projekte. Wir wollen zum Beispiel einen Risikokapitalfonds auflegen, wo wir Start-Ups und expandierende Unternehmen mit Risikokapital fördern können. 
 
Das größte Risikokapital dürfte dabei die Gesellschaft selbst sein. Die Pensplan Invest hat einige Leichen im Keller?
 
Nein. Ich verstehe nicht, warum Sie diese Aussage tätigen. Das ist eine Gesellschaft, die sich selbst trägt, die ein ordentliches Kapital und 22 Mitarbeiter hat und die hervorragende Arbeit leistet. Vielleicht machte die Pensplan Invest - vor allem durch die Verwaltung der Rentengelder der Regionalratsabgeordneten - negative Schlagzeilen. Aber dass sie Leichen im Keller hat, ist falsch.
 
Tatsache ist, dass diese Übernahme das Aus für die Südtirol Finance AG bedeutet?
 
Ja. Denn wir können nicht die Pro Euregio und parallel dazu die Südtirol Finance haben. Wobei die Pro Euregio einen Gang mehr hat, weil sie eine Sparverwaltungsgesellschaft (SGR) ist. Unser ursprünglicher Plan war es, diese beiden Gesellschaften zusammenzulegen. Nach Monaten der Prüfung ist aber herausgekommen, dass das nicht geht. Deshalb ist die Entscheidung gefallen, dass die Südtirol Finance in diesem Jahr ihre Tätigkeit beenden soll.
Ihre Aussage, dass die Pensplan Invest Leichen im Keller hat, ist falsch. 
Der Unternehmerverband hat diese Entscheidung öffentlich scharf kritisiert?
 
Ich muss eingestehen, dass uns in diesen Wochen in der Kommunikation einfach Fehler unterlaufen sind. Wir haben die Hintergründe dieser Operation zu wenig kommuniziert. Zum einen in Richtung Südtirol Finance und zum anderen in Richtung Wirtschaft. Hier haben wir Fehler gemacht. Die Organe und Mitarbeiter des Unternehmens wurden zu spät informiert, weil wir der Meinung waren, dass eh alles schon klar ist. Die Wirtschaft hingegen hat großes Interesse, dass die Leistungen, die von der Südtirol Finance erbracht wurden, bestehen bleiben. Dieses Interesse verstehen wir und wir werden das auch sicherstellen.
 
Nochmals zurück zur ersten Frage. Es ist bekannt, dass es heftige Differenzen zwischen dem Oberaufseher über die Landesfinanzen Eros Magnago und der Südtirol-Finance-Spitze gegeben hat. Ist nicht das der Hauptgrund für dieses Aus?
 
Sicher nicht. Ich möchte das nicht beschönigen. Es hat in den Anfängen der Gesellschaft gewisse Meinungsdifferenzen gegeben. Das stimmt. Diese Differenzen waren aber nicht dramatisch. Es kann sein, dass diese Situation zeitweise zu einem Vertrauensdefizit geführt hat. Es ist aber unfair zu denken, dass die Meinung des Vertreters der Landesverwaltung immer die falsche sein muss. Bei Meinungsverschiedenheiten gibt es immer zwei Seiten. Diese Differenzen haben aber sicher nicht dazu geführt, dass eine Gesellschaft eingespart wird. Die Landesregierung hat aufgrund von Fakten entschieden.