Gesellschaft | Ernährung

Fehl- oder Mangelernährung im Alter

Gerade im gehobeneren Alter ist Mangelernährung keine Seltenheit
Mangelernährung im Alter muss nicht immer sichtbar sein!
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Grundsätzlich ist ein alter Mensch, wie jeder andere auch, dann unter- oder fehlernährt, wenn die aufgenommene Gesamtenergie zu gering ist oder bestimmte essentielle, also lebensnotwendige Nährstoffe nicht in ausreichendem Maße mit dem Essen aufgenommen werden.

Fehlt es grundsätzlich an Energie, also werden täglich zu wenig Kilokalorien gegessen, spricht man von einem quantitativen Mangel. Fehlen einzelne Nährstoffe, wie Proteine, essentielle Fettsäuren, Vitamine oder Spurenelemente, spricht man von einem qualitativen Nährstoffmangel.

Die Symptome sind - vor allem zu Beginn – meist so allgemein, dass man im ersten Moment nicht daran denkt, dass es ein Nährstoffmangel sein könnte. Symptome, wie Müdigkeit, allgemeine Schwäche oder Antriebslosigkeit werden oft auf das Alter geschoben. Meist wird erst richtig hingeschaut, wenn ein auffällig hoher und rasanter Gewichtsverlust bemerkt wird.

Schwerwiegende Folgen treten dann auf, wenn ältere Menschen unter einem Proteinmangel leiden. Dies wird in der Fachsprache als Sarkopenie bezeichnet. Wird aufgrund von Eiweißmangel die Muskelmasse weniger, hat das nicht nur Auswirkungen auf den Bewegungsapparat. Auch die Lunge und das Herz, sowie die Verdauungsorgane sind davon betroffen, d.h. sie können nicht mehr so gut arbeiten, wie sie es sollten. Auch die Wundheilung ist beeinträchtigt und das Risiko für einen Dekubitus steigt. Ein Mangel an Nährstoffen wirkt sich auch nachteilig auf die kognitiven Leistungen aus.

Quantitativ unterernährt sind in erster Linie hochbetagte Senioren und Seniorinnen. Die jüngeren „Alten“ neigen eher noch zu Übergewicht mit einem qualitativen Nährstoffmangel. Die Nährstoffe, bei denen es häufiger zu einer Unterversorgung kommt, sind die Vitamine D, E, B12, C und Folsäure sowie die Mineralstoffe Kalzium und Magnesium.

Dazu kommt in den meisten Fällen eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme, da im Alter das Durstempfinden nachlässt.

Ein chronischer Nährstoffmangel kann fatale Folgen haben. Zum einen erhöht sich die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten. Aufgrund der Müdigkeit und Unkonzentriertheit kommt es häufiger zu Stürzen und den entsprechenden Knochenbrüchen mit teilweise gravierenden Folgen.

Die beste Therapie ist die Vorbeugung

Für „jüngere Ältere“, die noch zu Hause wohnen und selbst einkaufen und kochen, ist es ratsam, den Speiseplan so zu gestalten, dass er bunt und vielseitig ist. Essen Sie jeden Tag mindestens eine Portion frisches Obst und eine Portion frisches Gemüse. Eine Portion ist die Menge, die in zwei Hände passt.

Kohlenhydrate sind wichtig, sollten aber nicht den Hauptteil Ihres Essens ausmachen. Wenn Sie Kohlenhydrate essen, achten Sie darauf, dass sie komplex sind. Das bedeutet, dass das Brot aus dem vollen Korn gebacken ist. Es enthält wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelement. Essen Sie Kohlenhydrate am besten in Form von Kartoffeln, Obst und Gemüse. Anstatt Brot können Sie zum Frühstück Haferflocken essen. Mit Milch oder Joghurt angemacht und mit etwas Obst und Zimt verfeinert,  ist so ein Müsli eine reichhaltige Nährstoffquelle.

Essen Sie reichlich Proteine. Diese sind wichtig, damit Ihre Muskeln erhalten bleiben. Proteine (= Eiweiß) essen Sie mit einem guten Meerfisch, mit Fleisch, Eier, Käse und Milch. Auch Linsen und Bohnen haben einen hohen Anteil an Proteinen und dazu noch eine Menge Ballaststoffe.

Auch gut für das Verdauungs- und das Immunsystem sind fermentierte Lebensmittel, wie Sauerkraut, Joghurt und Kefir.

Zum Naschen eigenen sich Nüsse, denn sie enthalten hochwertige Fettsäuren, vielen Mineralstoffe und Spurenelemente, dazu noch wichtige Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe. Sollten Sie Nüssen nicht gut kauen können, kaufen Sie sich gemahlene Nüsse und mischen Sie sie unter den Joghurt.

Klein aber oho sind Gewürze und frische Kräuter. Das sind teilweise wahre Bomben an Nährstoffen. Je dunkelgrüner beispielsweise Kräuter sind, desto „beladener“ sind sie an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen.

Besonders erwähnen möchte ich die Gewürze Bockshornklee (gemahlen), Kurkuma (direkt oder als Bestandteil von Curry) und Pfeffer. Das sind drei sehr hochwertige Gewürze, dass ich für sie einen eigenen Artikel schreiben könnte. Essen Sie sie im Vertrauen, dass sie Ihnen guttun!

Bei älteren Senioren und Seniorinnen ist die Prävention das A und O. Das Wiedererlagen des Ausgangsgewichtes nach einer Krankheit ist sehr schwer und deshalb ist die oberste Priorität, es gar nicht zu einem drastischen Gewichtsverlust kommen zu lassen.

Mit dem Rat, „einfach“ mehr zu essen, kommt man in den meisten Fällen nicht mehr zum Ziel. Hier ist es wichtig, dass sich mehrere Menschen Gedanken um die optimale Versorgung des älteren Menschen machen. Zu diesem Team gehören neben der Person selbst, nahe Angehörige, Ernährungsfachkräfte, Pflegefachkräfte, Ärzte aber auch Logopäden, wenn Schluckbeschwerden vorhanden sind und in einer stationären Einrichtung auch das Küchenpersonal, das die Mahlzeiten so herrichten muss, dass sie von der Seniorin oder dem Senior auch gegessen werden können.

Wenn eine ältere Person in eine Mangelernährung gekommen ist, ist immer die erste Wahl, den Mangel über normale (orale) Ernährung auszugleichen. Reicht eine orale Ernährung alleine nicht mehr aus, kann in Absprache mit einem Arzt zusätzlich sogenannte Astronautenkost (hochkalorische Trinknahrung) gegeben werden. So ist es möglich, dass die ältere Person mit wenig Füllmenge für den Magen viel Energie aufnimmt. Sollte das auch nicht zu dem gewünschten Ziel führen gibt es noch die enterale und die parenterale Ernährung. Diese beiden Formen der Ernährung müssen aber immer mit ärztlicher Begleitung durchgeführt werden.

Fazit zu Unter- oder Mangelernährung von älteren Personen

Genau hinschauen – frühzeitig diagnostizieren (lassen) – sofort behandeln!