Politik | Großraubtiere

Jagd zum Schutz

Der Landtag fordert das Parlament auf, die Schutzjagd auf Wolf und Bär zuzulassen, um die Berglandwirtschaft zu schützen. Die Grünen sind dagegen und ernten dafür Kritik.
Wolf
Foto: Pixabay

Mit einem Begehrensantrag macht nun auch der Landtag in Sachen Großraubtiere Druck auf Rom. Strikte Managementpläne und eine Präzisierung des Strafrechts sollen die Wahrscheinlichkeit von Angriffen durch Wolf und Bär, insbesondere in Bergregionen, senken. Unter anderem durch die Einführung der geregelten Jagd auf die Großraubtiere samt Obergrenze. Außerdem solle der Gesetzgeber, sprich das Parlament, an das der Antrag gerichtet ist, sicherstellen, dass auch bei Angriffen durch Wildtiere die Notwehr zur Anwendung komme.

Das forderten die SVP-Landtagsabgeordneten Sepp Noggler, Oswald Schiefer, Dieter Steger und Albert Wurzer mit dem Antrag, der am späten Mittwoch Nachmittag vom Landtag mit 23 Ja, 3 Nein und einer Enthaltung angenommen wurde.
“Die Populationen der Großraubtiere in den Berggebieten haben längst einen Stand erreicht, der das Überleben der Arten nicht gefährdet”, führte Noggler aus. Gefährdet sei hingegen das Fortbestehen der Berglandwirtschaft. “Zudem wirft das vermehrte Auftreten der Großraubtiere neue Fragen im Strafrecht auf”, so Noggler weiter, “schließlich wird es durch die wachsenden Wolfs- und Bärenpopulationen wahrscheinlicher, dass es zu Situationen kommt, in denen sich der Mensch und sein Hab und Gut den Attacken von Wolf und Bär ausgesetzt sieht”. Und die Rechtslage, ob Notwehr auch dann zur Anwendung komme, wenn ein Wolf oder ein Bär die Unversehrtheit des Menschen oder seiner Vermögensrechte bedrohe, sei “nicht ohne Zweifel geklärt”, meinte Noggler.

Auf Zustimmung stieß der Begehrensantrag nicht nur in den Reihen der Volkspartei, sondern auch bei der Opposition – zumindest bei einem Teil. Freiheitliche und Süd-Tiroler Freiheit kündigten ihre Zustimmung an. Die Grünen hingegen zeigten sich ablehnend. Als “irrational” bezeichnete Brigitte Foppa die Debatte und meinte: “Mit Giftschlangen kann man inzwischen umgehen, sie werden nicht mehr ausgerottet. Bei Großraubtieren kehrt man wieder zu dieser Mentalität zurück.” Und ihr Parteikollege Hans Heiss befand, dass beim Thema Wolf und Bär “am meisten die Landesregierung gejagt” werde, die einem medialen Druck ausgesetzt sei, “der jedes vertretbare Maß überstiegen hat”. Die Bärenproblematik habe sich seit 2010 deutlich abgemildert, die Schäden seien in einem erträglichen Rahmen geblieben. Wölfe seien in Südtirol noch nicht ansässig, es seien einige “Gastarbeiter” unterwegs, die aber eine überschaubare Zahl von Schafen gerissen hätten.

Für ihre Stellungnahmen ernteten die Grünen Unverständnis. “Die Meinung der Grünen ist die Meinung der Städter”, sie hätten “keine Ahnung von der Berglandwirtschaft”, konterte Sepp Noggler. Die Schäden durch Angriffe von Wolf und Bär seien für die Betroffenen “dramatisch”, entgegnete auch Landesrat Arnold Schuler. Für ihn steht fest: “Zum Artenschutz gehört ein gewisses Gleichgewicht, und dazu trägt auch die Jagd bei.” Eine Vermehrung der Populationen von 20 bis 30 Prozent im Jahr sei für die Berglandwirtschaft “nicht verkraftbar”, so Schuler weiter – zumal die Wölfe aktuell fast schon den Talboden erreicht hätten. Etwa in Lana, wo es Meldungen über gerissene Schafe nahe dem Golfplatz gibt.
Panik erzeugen wolle man nicht, meinte schließlich Landeshauptmann Arno Kompatscher. Doch er betonte zum wiederholten Mal, dass es “angebracht” sei, “den Wolf in der Kategorie der geschützten Tiere herabzustufen”. Weiters erklärte er, dass die EU-Richtlinie auch die Schutzjagd erlaube, Italien dies aber im Gegensatz zu anderen Mitgliedsstaaten nicht übernommen habe. Entsprechend war auch seine Stimme für den Begehrensantrag sicher, auch weil “die Entwicklung hin zu einem verschärften Konflikt” gehe, so der Landeshauptmann.