Berlusconi, Salvini
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Politik | Präsidentenwahl

Salvini lässt Berlusconi fallen

Lega-Chef Salvini bootet Berlusconi aus und kündigt neuen Vorschlag an

Die Wahl des neuen italienischen Staatspräsidenten sorgt bereits im Vorfeld für politische Turbulenzen. Nachdem Lega-Chef Matteo Salvini in den vergangenen Tagen unmissverständlich die Unterstützung seiner Partei für Silvio Berlusconi angekündigt hatte, sorgte er am Dienstag mit einem Rückzieher für Aufsehen und stellte entsprechende Bedingungen. "Berlusconi deve chiarire entro domenica se ha i numeri", so die ultimative Forderung. Salvini legt offenbar Wert darauf, sich bei der bevorstehenden Wahl als Königsmacher zu präsentieren.

Die plötzliche Wende ist für Berlusconi ein unerwarteter Rückschlag. Erst vor einem Tag hatte er sich in seiner Prunkresidenz in Rom mit einer Abordnung der Europäischen Volkspartei getroffen. Dabei hatte der EVP-Fraktionschef im EU-Parlament, Manfred Weber, die Kandidatur des 85-jährigen Ex-Cavaliere befürwortet: "Als Fraktionsvorsitzender unterstütze ich Berlusconi für die Präsidentschaft der Republik, weil er gezeigt hat, dass er das Bewusstsein hat, um das Amt zu bekleiden, so der CSU-Politiker. Silvio Berlusconi sei "die richtige Figur, um in dieser schwierigen Lage das höchste Amt mit Autorität und Erfahrung zu besetzen, die das Land verdient und die Italiener erwarten."

Als einziges Mitglied der EVP hat die Südtiroler Volkspartei am Montag entschieden, Berlusconis Kandidatur für das Amt des künftigen Staatspräsidenten nicht zu unterstützen.

Der viermalige italienische Regierungschef stand in den letzten 35 Jahren in rund 30 Prozessen vor Gericht - wegen Amtsmissbrauch, Bestechung, Zahlung von Schmiergeldern, falscher Zeugenaussage und Bunga-Bunga.-Parties mit Minderjährigen.  Nach seiner Verurteilung wegen Steuerbetrugs blieb Berlusconi der Weg ins Parlament versperrt. Ersatzweise bewarb er sich um einen Sitz im EU-Parlament, wo er sich lediglich zur Eröffnungssitzung einfand, um Trikots seines Fussballklubs Milan zu signieren.

Als einziges Mitglied der EVP hat die Südtiroler Volkspartei am Montag entschieden, Berlusconis Kandidatur für das Amt des künftigen Staatspräsidenten nicht zu unterstützen.

 

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Jakob Bachmann Di., 18.01.2022 - 15:48

Wusste bisher noch nicht, dass Manfred Weber eigentlich Kabarettist ist. Nachdem was er zu Berlusconi gesagt hat, hat er Humor, muss mir unbedingt mehr Auftritte von ihm anschauen!

Di., 18.01.2022 - 15:48 Permalink
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Hartmuth Staffler Mi., 19.01.2022 - 21:15

Antwort auf von Jakob Bachmann

Der Manfred Weber ist schon öfters durch seine Sympathie für die Rechten und für seine politische Instinktlosigkeit aufgefallen. Deshalb hat man ihn wohl nach Brüssel abgeschoben, wo er sich mit unserem Dorfmann bestens versteht, was ja kein Wunder ist. Gleich und Gleich gesellt sich gern.

Mi., 19.01.2022 - 21:15 Permalink
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G. P. Di., 18.01.2022 - 16:07

Es ist schon höchst bizarr, dass der Name "Berlusconi" zusammen mit dem Wort "Staatspräsident" überhaupt erwähnt wird. Letztendlich stehen die Chancen für ihn - wenn man Italien auch nur ein bisschen kennt - aber gar nicht so schlecht ... makaber!!!

Di., 18.01.2022 - 16:07 Permalink
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△rtim post Mi., 19.01.2022 - 11:46

Wo gibt es sowas sonst in westlichen demokratischen Ländern?
Dass Delegierte der Regionen bei dieser Wahlversammlung nur abgesondert und abseits auf den Zuschauertribüne verbannt ihre Stimme abgeben dürfen. Völlig undenkbar, z.B. in der BRD...
Auch sehr eigen: Da stellt sich tatsächlich ein Berlusconi über Wochen und Wochen als einziger Kandidat hin. Von den anderen hingegen im Dunkeln sieht/weiß die (Öffentlichkeit zumindest) man selbst einige Tage vor der Wahl noch nichts.
Das Prozedere hat eher was von einem absolutistischen Staate Vatikan als von einer moderne, transparente Demokratie.
Es verrät jedenfalls viel über die Kultur und das reale politische System in Italien.

Mi., 19.01.2022 - 11:46 Permalink