Die Abkürzung IDM steht für “Innovation, Development und Marketing – Südtirol“. In der öffentlichen Gesellschaft wurden seit 1. Jänner 2016 die früheren Landesgesellschaften BLS, SMG, TIS und die Tochtergesellschaft der Handelskammer EOS zusammengeführt. Gesellschafter der IDM sind das Land Südtirol (60 Prozent) und die Handelskammer Bozen (40 Prozent).

Als Eigentümervertreter der Handelskammer fungiert offiziell deren Präsident Michl Ebner. Der langjährige SVP-Parlamentarier ist gleichzeitig Generaldirektor des Athesia-Konzerns. Zudem ist Michl Ebner der größte Einzelaktionär des „Athesia AG“ und seine Familie kontrolliert das Unternehmen.

Dass dieses Ausgangslange unweigerlich zu einem latenten Interessenkonflikt zwischen öffentlichem Auftrag und privatem Unternehmertum führt, ist eigentlich eine Binsenweisheit. Welche Ausmaße diese brisante Konstellation aber angenommen hat, dürfte bisher nur wenigen Insidern bekannt sein.
Denn die IDM hat in den 15 Monaten ihres Bestehens bisher dem Athesia-Konzern über 120 Aufträge erteilt. Nicht etwa per Ausschreibung, sondern als Direktaufträge. Es geht dabei keineswegs um Peanuts. Denn die öffentliche Gesellschaft IDM mästet den Konzern des Handelskammerpräsidenten und Eigentümervertreters jährlich mit über einer halben Million Euro an Steuergeldern.

 

Die Zahlen zeigen, dass der Athesia-Konzern dabei mehr als nur die Sahne des IDM-Werbekuchens abschöpft.

So hat die IDM am 29. November 2016 der „Athesia Druck GmbH“ per Verhandlungsverfahren ohne vorherige Veröffentlichung den Auftrag „Werbeflächen in Südtirol für Werbekampagnen“ zugesprochen. Es handelt sich dabei um Zeitungs- und Zeitschriftenwerbung für das Kalenderjahr 2016. Die Summe: 170.000 Euro.
Wer aber glaubt, dass damit die gesamte IDM-Werbung in den Athesia-Zeitungen gemeint ist, der täuscht sich gewaltig. Denn dazu kommen noch reichlich Sonderaktionen. So hat die IDM der „Athesia Druck GmbH“ allein 2016 für die Inserate der IDM Sonderaktionen weitere 35.613,50 Euro gezahlt. Darunter etwa Anzeigen für den Tag der Bierbrauereien, für die Qualitätszeichen, für die Milchwirtschaft oder der IDM-Kampagne „Balance Südtirol“, die jährlich im Frühjahr angeboten wird.

Wie weit die lukrative Zusammenarbeit geht, zeigt der 70. Geburtstag des Sennereiverbandes am 7. November 2016. Anlässlich der Feier erschien in den Dolomiten eine „Leute Heute“-Seite, die übliche Adabei-Gesellschaftsseite. Bezahlt von der IDM. Kostenpunkt: 7.020 Euro.

Auch im Jahr 2017 geht es ähnlich weiter. So gibt die IDM derzeit für Inserate der Kampagne „Südtirol Balance“ in den Athesia-Medien 14.000 Euro aus. Dazu kommen weitere 14.000 Euro für die Bewerbung der „Tage der Architektur“.

 

Wie ausgezeichnet die Symbiose zwischen IDM und Athesia dabei funktioniert, wird exemplarisch an einem Projekt deutlich.
Anfang April startete auf dem Athesia-Portal „Südtirol Online“ (STOL) die zweite Staffel der Kochshow „Kuchlfit“. „Südtirols erster Kochshow“ wurde im vergangenen Jahr von den beiden Comedians Lukas Lobis und Thomas Hochkofler ins Leben gerufen. Hobbyköche traten dabei am Herd gegen Lobis oder Hochkofler an. Als Juroren fungieren Südtiroler Sterneköche. In der zweiten Staffel läuft es jetzt anders. Hobbyköche treten gegen Sternköche an und das Duo Lobis/Hochkofler sind die Juroren.

 

 

„Kuchlfit“ ist für STOL ein Renner. Bezahlt vom Steuerzahler. Der Dreh: Offiziell verwendet man ausschließlich „Südtiroler Qualitätsprodukte“ und deshalb ist die Sendung eine dreifach bezahlte öffentliche Werbeaktion. Denn die IDM hat für die Produktion der ersten Staffel der Online-Kochshow 2016 39.896 Euro bezahlt. Zudem hat die IDM an die Athesia weitere 12.500 Euro hingeblättert um die Kochshow zu bewerben.

Dazu muss man auch noch die Werbungen für die Südtiroler Qualitätsprodukte rechnen, die rund um die Kochshow „Kuchlfit“ auf STOL erscheinen und extra bezahlt werden.

Dieselbe Palette rund um „Kuchlfit“ steht jetzt auch im IDM-Werbeplan für 2017.

 

 

Über die „First Avenue GmbH“ kontrolliert der Athesia-Konzern auch die Südtiroler Plakatwerbung. Die Tochter des Ebner-Unternehmens ist Südtirolweit für die beleuchteten Plakatwände an den Bushaltestellen zuständig.

Klar, dass auch hier die IDM zur Stelle ist. Allein vom Mai bis Dezember 2016 hat die öffentliche Gesellschaft für „Werbekampagnen in Südtirol“ 150.000 Euro an die „First Avenue“ gezahlt. Selbstredend auch das ein „Verhandlungsverfahren ohne vorherige Veröffentlichung“.

Dazu kommen noch rund 50.000 Euro an Druckaufträge, die die IDM der Athesia Druck GmbH oder der Tochter Ferrari-Auer als Direktvergabe übergibt. Etwa für den Druck eines Buches über die Südtiroler Milchwirtschaft, Broschüren über die Weinwirtschaft oder Etiketten für Honig. 17.600 Euro hat die IDM der „Athesia Druck“ allein für die Lizenzgebühren 2016 und das Update eines Trekking Apps bezahlt.

Seit Herbst 2016 hält die „Athesia AG“ auch 70 Prozent der „SETA SPA“, der Herausgebergesellschaft des „Alto Adige“. Die IDM hat seitdem Inserate und Anzeigen im Wert von über 40.000 Euro in der italienischen Tageszeitung geschaltet.
Einmalig ist wohl auch „Verlagskooperation Südtiroler Qualitätsprodukte 2016“, die der „Athesia Buch GmbH“ 3.600 Euro beschert. Oder die Tatsache, dass die IDM sogar für die Athesia als Sponsor auftritt.

Mit Auftrag „CIG Z781ACEF96“ hat die „Athesia Druck GmbH“ im Frühjahr 2016 4.000 Euro von der IDM erhalten. Im Betreff heißt es dazu: „Attività di sponsorizzazione“.

Damit hat man möglicherweise den Nagel genau auf den Kopf getroffen.

 

PS. Auch Salto.bz wird von der IDM unterstützt. Im selben Zeitraum (15 Monate) hat dieses Onlineportal von der IDM für Werbung und andere Dienstleistungen 14.960 Euro erhalten.