Umwelt | München

1001 Plakate

Die ‘Pestizidtirol’-Kampagne geht in die nächste Runde. Indes stellt die IDM klar: “Weder Land noch wir haben irgendjemandem gedroht.”
Pestizidtirol_Pressecollage
Foto: Umweltinstitut München

“Wir wollen keine Schlammschlacht mit dem Umweltinstitut München.” Daher werde man aller Voraussicht nach keinerlei rechtliche Schritte wegen des ‘Pestizidtirol’-Plakates, das Mitte vergangener Woche am Müncher S-Bahn-Station Karlsplatz aufgetaucht ist, einreichen, sagt Thomas Aichner, Kommunikationschef der IDM: “Der Inhalt selbst – ‘Südtirol sucht saubere Luft’ – ist nicht diffamierend. Klagen könnte ohnehin nur das Land als Inhaber der Dachmarke.”
Warum das Plakat nur zwei Tage nach seiner Anbringung auf der mobilen Plakatwand am Karlsplatz plötzlich nicht mehr zu sehen war, kann sich Aichner nicht erklären. “Weder die Landesregierung noch IDM haben irgendjemandem mit irgendetwas gedroht”, betont Aichner im Gespräch mit salto.bz mehrmals. Doch genau das – eine “rechtliche Androhung” hat das Anschlagunternehmen in München dazu bewogen, das Plakat am vergangenen Freitag abzudecken. Für die restlichen fünf Tage – die Plakatwand war für eine Woche gebucht worden – erhielt das Umweltinstitut eine Gutschrift. “Wir wissen nicht, wer genau dem Unternehmen gedroht hat. Aber es liegt nahe, dass die Drohung aus Bozen kam”, sagt Karl Bär, der für die ‘Pestizidtirol’-Kampagne zuständig ist. Eine Anfrage von salto.bz beim verantwortlichen Anschlagunternehmen Ströer blieb bislang unbeantwortet.

Thomas Aichner

 

“Wir wollen keine Schlammschlacht”: Thomas Aichner, Direktor der Kommunikationsabteilung von IDM. Foto: hds

Indes gibt man sich beim Münchner Umweltinstitut kämpferisch. “Wir lassen uns nicht mundtot machen”, sagt Karl Bär. Er hat bereits die nächste Aktion gestartet, wie aus dem aktuellen Newsletter des Umweltinstitutes hervorgeht: “Wenn wir für Kritik am Pestizideinsatz keine Plakatwand mieten können, verbreiten wir die Plakate eben über unseren Newsletter. Wir haben 1000 Pestizidtirol-Plakate mit einem neuen Motiv drucken lassen. Helfen Sie mit, den Zensurversuch ins Leere laufen zu lassen und beteiligen Sie sich jetzt an unserer Kampagne gegen Pestizide!”
Dazu der Aufruf:
“Bestellen Sie unser Plakat im A3-Format. Hängen Sie es gut sichtbar auf (aber nur an Stellen, an denen Sie es anbringen dürfen). Machen Sie ein Foto davon und schicken Sie es uns. Die Südtiroler Landesregierung soll sehen, dass sich der Protest gegen Pestizide nicht aufhalten lässt!”

Gleich unter dem Bestellformular für das Plakat ruft das Umweltinstitut zu Spenden auf – der wahre Grund für die ‘Pestizidtirol’-Kampagne?

Pestizidtirol-Plakat 2.0
 

Als privater Verein ist das Umweltinstitut auf Spenden angewiesen, bestätigt Karl Bär: “Dadurch garantieren wir unsere Unabhängigkeit, denn wir hängen nicht am Geldtropf von Politik oder Wirtschaft.” Doch auf nennenswerte Spendeneinnahmen durch die auf Südtirol gerichtete Aktion erwartet er sich nicht: “Das ist auch nicht Ziel der Sache. Außerdem ist nur eine sehr geringe Zahl unserer rund 7.000 Fördermitglieder, die im Durchschnitt 6 bis 7 Euro im Monat spenden, aus Südtirol.”

Auch die Unterstellung, er instrumentalisiere die Kampagne des Umweltinstitutes für seine politischen Ambitionen – Karl Bär kandidiert für das Bündnis 90/Die Grünen am 24. September für den Bundestag und sitzt bereits im Gemeinderat seines Heimatortes –, weist Bär von der Hand: “Dieser Vorwurf ist recht absurd. Ich weiß meine berufliche und politische Tätigkeit zu trennen.”
Thomas Aichner glaubt ihm nicht so recht: “Wenn er nicht versucht, irgendwie Kapital aus der Aktion zu schlagen, warum hat sich Herr Bär dann derart auf Südtirol eingeschossen?” Wie lange die Aktionen aus München aus Südtiroler Sicht folgenlos bleiben werden, wird sich zeigen. Noch bezeichnet sie Aichner als “im Sinne der Meinungsfreiheit”. Gleichzeitig warnt er davor, das “Spiel mit dem Feuer” noch weiter auf die Spitze zu treiben.

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Manfred Klotz Fr., 18.08.2017 - 20:08

Antwort auf von Sigmund Kripp

Herr Kripp, Sie meinen wahrscheinlich den Hausverstand... aber ich weiß nicht, ich habe das untrügliche Gefühl Sie sind in dieser Angelegenheit etwas befangen.
Was glauben Sie was passieren würde, wenn das Umweltinstitut ein Großplakat mit einem Auto mit dem Stern, selbst wenn etwas verändert aufhängt, mit dem Slogan "Der Stern am Himmel der Umweltsünder"? Ist doch auch nur Satire... Da würden Sei eine Unterlassungsklage am Hals haben, so schnell können die gar nicht schauen in München.

Fr., 18.08.2017 - 20:08 Permalink
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Hartmuth Staffler Sa., 19.08.2017 - 01:12

Es braucht wahrlich keine rechtliche Drohung, sondern es genügt ein freundlicher Hinweis, dass das für das Plakat verwendete Foto ohne Wissen des Fotografen benutzt wurde. Da wird jede seriöse Plakatierungsfirma das Plakat so schnell wie möglich zurückziehen. Die Worte des Landeshauptmannes bei einer Pressekonferenz sind keine Drohung. Der LH sagt viel, ohne zu wissen was er sagt. Das nimmt doch niemand ernst.

Sa., 19.08.2017 - 01:12 Permalink