Umwelt | zoom #18

„Mapa geognostica del Tirol“

1808 druckte ein Spanier in München die erste geologische Karte Tirols. In den 1980er Jahren wiederentdeckt, ist die Karte heute Teil der Sammlung des Naturmuseums.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Mapa geognostica Tirol
Foto: Benno Baumgarten

Anlässlich des 200-Jahr-Jubiläums der Entdeckung der Dolomiten, recherchiert Geologe Benno Baumgarten in den 1980er Jahren in der Kartenabteilung der Bayrischen Staatsbibliothek alles, was er zum Thema der Geologie Tirols finden kann. Er staunt nicht schlecht, als er dort nichtsahnend die „Mapa geognostica del Tirol“ findet, Autor ist ein gewisser Carlos des Gimbernat. Die ersten bis dahin bekannten Geologischen Karten Tirols stammten aus dem Jahr 1821. Fasziniert von dem Zufallsfund ergründete Baumgarten die Hintergründe der Entstehung dieser Karte.

Denn wie kommt es, dass ausgerechnet ein Spanier Tirols erste geologische Karte erstellte? Diese Frage ließ Benno Baumgarten nicht mehr los und so recherchierte er auch in der Handschriftenabteilung in München um mehr über den kuriosen Geognostiker, wie Geologen zu Beginn des 19. Jahrhunderts genannt wurden herauszufinden. 

Wer war Carlos de Gimbernat?

Geboren 1786 in Barcelona, kommt er zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Bayern, wo er im Umkreis des Bayrischen Königs tätig wird. Als Legationsrat des Bayrischen Königs verbrachte er mehrere Jahre in Neapel, schrieb an einem deutsch-spanischen Wörterbuch und hat auch sonst allerhand kuriose Schriften hinterlassen. 1806 erstellt er, erstmals im Lithografie-Verfahren die erste geologische Karte der Schweiz, 1808 folgt jene Tirols. Über die Motive Gimbernats zur Herausgabe der Karte ist wenig bekannt; lediglich, dass sie „den ersten Teil eines Werks über die geognostische Beschaffenheit der Alpenkette ausmachen, welches ich herauszugeben gedenke“, wie in seinen handschriftlichen Aufzeichnungen zu lesen ist. Ob die Karten eine Auftragsarbeit waren oder ob der begnadete Geognost sie aus purem Interesse erstellte, bleibt bis heute unbekannt.

 

Interessant aber ist: Sowohl die Schweizer als auch die Tiroler Karte wurden mit dem aufwändigen und zu jener Zeit hochmodernen Verfahren der Lithografie gedruckt und, sie sind zwar in den Details ungenau, doch in den großen Zügen richtig.  So führt er korrekt die Bozner Quarzporphyrplatte an, ebenso hat er den Ortler bereits richtigerweise als Kalkberg erkannt. Für Baumgarten ein wichtiges Indiz dafür, dass de Gimbernat auch tatsächlich vor Ort das Gestein untersucht haben muss. Auch die Bergbaugebiete nördlich und südlich des Brenners hat der Spanier richtig verortet. „Das ist beeindruckend für die Zeit,“ so Baumgarten.

23 Jahre nach Baumgartens Zufallsfund in München tauchte ein weiteres Exemplar der äußert seltenen lithografierten Karte im Antiquariatshandel in Paris auf. Über eine direkte Kontaktaufnahme gelang durch Baumgarten der Ankauf für das Naturmuseum. Heute gehört diese älteste geologische Karte Tirols zu den kuriosesten Sammlungsstücken im Südtiroler Naturmuseum.

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pérvasion Sa., 18.12.2021 - 16:16

Ein Hinweis: El mapa (und nichr etwa la mapa) ist auf Kastilisch männlich, deshalb ist "mapa geognostica" falsch, es handelt sich, wie auf der Abbildung auch zu erkennen ist, um ein "mapa geognostico" mit "o".

Sa., 18.12.2021 - 16:16 Permalink