Umwelt | Abgase

Skandal im Anrollen

Deutsche Reporter haben aufgedeckt: In Osteuropa werden gezielt Abgasanlagen von LKW manipuliert. Was weiß man in Südtirol, fragt Andreas Pöder.
ZDF Zoom vom 18. Jänner
Foto: Screenshot/ZDF Mediathek

Eine aufsehenerregende Recherche des Fernsehsenders ZDF sorgt seit Anfang dieser Woche nicht nur in Deutschland für viel Diskussionsstoff. Von einem “neuen Abgasskandal”, der für “deutlich größere Umweltschäden als der VW-Skandal” sorgen könnte, berichten deutsche Medien dieser Tage. Was ist passiert?

Durch verdeckte Recherchen haben die ZDF-Reporter eine offenbar systematische kriminelle Manipulation von LKW in Osteuropa aufgedeckt. Bei zahlreichen Fahrzeugen wird die Abgasanlage manipuliert – von den Speditionsunternehmen selbst, und mit verheerenden Folgen. Bis zu 14.000 Tonnen Stickoxide sollen laut ZDF-Berichten so zusätzlich pro Jahr in die Atmosphäre gelangen und dadurch einen doppelt so großen Umweltschaden anrichten wie die Belastungen, die die Manipulationen durch VW verursachen. Durch die manipulierten Abgasanlagen sparen die osteuropäischen Spediteure einerseits bei den Kosten zur Umrüstung ihrer LKW zu schadstoffärmeren Fahrzeugen. Andererseits zahlen sie durch den – vorgetäuscht – geringeren Ausstoß weniger Mautgebühren, die in vielen europäischen Ländern auch vom Schadstoffausstoß abhängen. Bis zu 110 Millionen Euro an Abgaben sollen die Spediteure aus Osteuropa dadurch im Jahr einsparen, heißt es im ZDF. Der Negativeffekt für die Umwelt und die Bürger entlang der Transitstrecken: Die als fälschlicherweise abgasarm eingestuften LKW werden zu regelrechten Dreckschleudern.

Bereits am Dienstag berichtete “Frontal 21” über den Fall, am Mittwoch folgte dann eine 30-minütige “ZDF-Zoom”-Dokumentation mit dem Titel “Die Lüge vom sauberen LKW – Abgasbetrüger und ihre Drecksschleudern”. Auch Andreas Pöder hat die Berichte aufmerksam verfolgt und ist besorgt. Der Landtagsabgeordnete der Bürgerunion fragt sich nun: “Weiß man in Südtirol, wie viele abgasmanipulierte LKW vorwiegend aus dem Osten auf unseren Transitstrecken unterwegs sind?” Da allein auf der Brennerachse im Jahr rund zwei Millionen LKW durch Südtirol fahren – davon viele aus Osteuropa –, “ist auch für uns relevant, ob und in welchem Ausmaß Transportunternehmen an ihren LKW Emissionswerte manipulieren”, steht für Pöder fest. In einer Landtagsanfrage will der Landtagsabgeordnete wissen, ob es diesbezüglich in Südtirol Kontrollen gibt und ob Manipulationen festgestellt werden beziehungsweise wurden.

Auch im Hinblick auf die geplante Eurovignette, für die Ende Dezember 2016 eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben wurde, sind diese Fragen relevant. Die Eurovignette – eine Maut, die bei LKW über 3,5 Tonnen und je nach Euroklasse eingehoben wird – soll die zusätzlichen Kosten, die durch Lärm und Luftverschmutzung entlang der Brennerautobahn entstehen, ausgleichen. “Die Fahrzeuge, die nun einen geringeren Schadstoffausstoß vortäuschen, würden dann auch bei uns in einer falschen, für die Speditionen günstigeren Klasse fahren, als sie eigentlich müssten”, gibt Pöder zu bedenken.