Gesellschaft | Soziale Innovation

Bürgergenossenschaft im urbanen Look

In Brixen wurde die erste urbane Bürgergenossenschaft Südtirols gegründet: eine Initiative die Bedürfnisse und Handlungsvermögen der Bürger in den Mittelpunkt stellt.
Verwaltungsrat b*coop
Foto: Florian Dariz

In der Cusanus-Akademie in Brixen wurde vor Kurzem, Südtirols erste urbane Bürgergenossenschaft, b*coop gegründet. Die Ziele der Genossenschaft, die mehr als 50 Mitglieder aus Brixen und Umgebung zählt, umfassen die Stärkung der lokalen Wirtschaftskreisläufe, die Erhaltung des ländlichen Raums und die faire und nachhaltige Gestaltung von Landwirtschafts-, Naturschutz- und Freizeitinteressen genauso wie die Förderung neuer Wohnmodelle und die angemessene Berücksichtigung der Erfordernisse der Menschen bei der Gestaltung der öffentlichen Räume und Flächen.

Unter Begleitung von Coopbund Alto Adige Südtirol, genauer genommen mit der Unterstützung durch die Anlaufstelle CoopPoint, haben die Initiatoren 2020 jenen Weg eingeschlagen, der nun zur Gründung von b*coop, der ersten städtischen Bürgergenossenschaft Südtirols geführt hat. Es handelt sich dabei um ein nicht auf Gewinn ausgerichtetes Unternehmen, bei dem die Solidarität den wesentlichen Bestandteil der Tätigkeit bildet: Durch die genossenschaftliche Unternehmensform können Einzelne selbst aktiv werden und eine breite Palette von Tätigkeitsfeldern in einem demokratischen und partizipativen Kontext abdecken.

"Bereits heute kann unsere Initiative auf eine starke Basis zählen", so der Genossenschaftsobmann Karl Michaeler. "Wir werden aber versuchen, weitere lokale Akteure und Vertreter der verschiedenen Wirtschaftsbereiche an unserem Projekt zu beteiligen. All jene, die unsere Ziele und unsere Philosophie teilen, sind als Mitglieder der Genossenschaft herzlich willkommen."

 

Bügergenossenschaften in Südtirol

 

Die Gründung von b*coop folgt auf die vor knapp fünf Jahren gegründete erste Bürgergenossenschaft Südtirols, der "Bürger-Genossenschaft Obervinschgau", deren Zweck in der Förderung einer ökologisch und wirtschaftlich nachhaltigen Entwicklung des oberen Vinschgaus liegt.

"Die Bürgergenossenschaften verfolgen das Ziel, bei der Organisation der Dienstleistungen und der Stärkung der regionalen Entwicklung die Bürger in den Mittelpunkt zu stellen", unterstreicht Monica Devilli, Vorsitzende von Coopbund Alto Adige Südtirol. "Es handelt sich um ein soziales Innovationsmodell, bei dem die Bürger gleichzeitig Erzeuger und Nutznießer von Gütern und Dienstleistungen sind: Das Modell strebt danach, die Aktivitäten von Einzelpersonen, Unternehmen, Vereinigungen und Institutionen zu einem System verschmelzen zu lassen und den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden."

 

Auf lokaler Ebene steht demnächst die Verabschiedung eines Gesetzes durch den Regionalrat Trentino-Südtirol an, das die Rolle der Bürgergenossenschaften regeln soll. Mit dem Gesetz werden die grundlegenden Elemente festgelegt, die eine Genossenschaft zur Bürgergenossenschaft machen. Die Bürgergenossenschaften sollen als lokale Akteure anerkannt werden, die den passenden rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmen bieten, innerhalb dessen die Bürger im Sinne der lokalen Bevölkerung attraktive Projekte umsetzen und ihre Lebensqualität verbessern können, so Devilli.