Wirtschaft | Mobilität

Kein Flirt mit ÖBB

Beim Ankauf neuer Züge kehrt die STA AG auf ursprüngliche Pfade zurück. Die Eingabe der SAD gegen die STA habe damit “gar nichts” zu tun, betont Joachim Dejaco.
FLIRT-Züge
Foto: STA AG

“Ich kann nur sagen, dass ich überrascht bin, dass die SAD ohne die Inhalte unserer Entscheidung zu kennen vorab eine Eingabe macht.” Es war STA-Präsident Martin Ausserdorfer, der im September des Vorjahres diese Worte zu salto.bz sagte. Die Eingabe, auf die sich Ausserdorfer bezog, wurde von der SAD AG und ihrem Mehrheitseigentümer Ingemar Gatterer im Rahmen des Ankaufs sieben neuer Züge gemacht. Die Südtiroler Transportstrukturen AG (STA) will als Inhouse-Gesellschaft des Landes diese Züge ankaufen, die SAD soll sie laut Dienstleistungsvertrag dann vom Land anmieten.

Weil die Möglichkeit im Raum stand, dass der Ankauf nicht mittels Ausschreibung, sondern direkt über die Österreichischen Bundesbahnen ÖBB erfolgen sollte, schrillten bei der SAD die Alarmglocken. Dort vermutet man “unrechtmäßige und unerlaubte Vorgänge” und erstattete bei der Staatsanwaltschaft Anzeige gegen die STA.

Nun hat der Verwaltungsrat der STA eine finale Entscheidung gefällt – und eine Kehrtwende vollzogen: Der Ankauf von neuen Zügen erfolgt weiterhin per Ausschreibung über die STA.

 

Alles wie gehabt

Die Landesregierung hat Ende Dezember beschlossen, sich an der Kapitalaufstockung der STA mit knapp 68 Millionen Euro zu beteiligen. Damit sollen diese sieben neue Züge angekauft werden.
“Der bevorstehende Ankauf von weiteren sieben Zuggarnituren wird auch diesmal mittels Ausschreibung über die STA - Südtiroler Transportstrukturen AG erfolgen, die Schaffung eines eigenen Gemeinschaftsunternehmens mit der österreichischen Bahngesellschaft ÖBB PV wird seitens der STA nicht ins Auge gefasst”, heißt es aus der STA.

“Im Hinblick auf den geplanten weiteren Ausbau des Bahnverkehrs, vor allem auch der grenzüberschreitenden Bahnverbindungen, galt es zu überprüfen, wieweit für Südtirol grundsätzlich eine Möglichkeit besteht, gemeinsam mit dem Partner ÖBB die erforderlichen sieben neuen Zuggarnituren anzukaufen”, erklärt STA-Präsident Martin Ausserdorfer. Bei den betreffenden Zügen der Marke Bombardier, die bereits für ÖBB fahren, handelt es sich um Mehrsystem-Triebwagen, die grenzüberschreitend auf allen Bahnnetzen in der Euregio und auch darüber hinaus unterwegs sein könnten und “die in technischer und qualitativer Hinsicht bestens den Anforderungen eines modernen Bahnverkehrs entsprechen”, teilt die STA mit. Die Motivation für die gemeinsame Anschaffung habe darin gelegen, die erzielten Kostenvorteile bei der Ausschreibung der ÖBB für 300 Züge nutzen zu können.

Dafür hätte ein Gemeinschaftsunternehmen mit den ÖBB gegründet werden müssen.
Doch daraus wird nichts.

Eine “eingehende Überprüfung und Abwägung aller technischen und verwaltungstechnischen Aspekte hat ergeben, dass die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens zwischen STA und ÖBB allein zum Zweck des Zugankaufes nicht zielführend ist”, lässt STA-Generaldirektor Joachim Dejaco am Montag ausrichten.

 

Unbeeindruckt von der SAD

Dass man sich entgegen der anfänglich ins Auge gefassten Möglichkeit, die Züge über die ÖBB anzukaufen entschieden hat, habe “gar nichts” mit der von der SAD eingereichten Eingabe zu tun, betont Joachim Dejaco im Gespräch mit salto.bz. “Wir haben uns nicht unter Druck setzen lassen, sondern uns mit unseren Experten beraten und Gespräche mit der ÖBB geführt.”
Schlussendlich habe man aber nicht zusammen gefunden, so Dejaco, “zumal das neue Gemeinschaftsunternehmen zwischen STA und ÖBB dann auch selbst eine Reihe von Aufgaben als Eisenbahnunternehmen erfüllen müsste”. Damit seien die Zielvorstellungen “unterschiedlich”, führt Dejaco aus. Zumal das Land bereits Dienstleistungsverträge mit zwei Bahngesellschaften – Trenitalia und SAD – abgeschlossen habe. “Als STA werden wir weiterhin eine Infrastrukturgesellschaft bleiben und haben kein Interesse daran, auch als Eisenbahnunternehmen tätig zu werden”, so Dejaco.

Folglich wird die STA in nächster Zeit den Ankauf der weiteren sieben Zuggarnituren auf europäischer Ebene in einem offenen Wettbewerb ausschreiben, “die Züge im eigenen Eigentum behalten und dem Eisenbahnbetreiber zur Verfügung stellen”, heißt es in einer Aussendung.

“Dessen ungeachtet freuen wir uns auch weiterhin auf die Kooperation mit den ÖBB”, unterstreicht Joachim Dejaco. Martin Ausserdorfer pflichtet ihm bei: “Auch ohne gemeinsame Fahrzeuggesellschaft bleibt die gute und konstruktive Zusammenarbeit mit den Partnern der ÖBB weiter aufrecht mit dem Ziel, die Bahnverbindungen zwischen Südtirol und den Nachbarländern weiter auszubauen, die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene voran zu treiben und so eine nachhaltige Mobilität in der Euregio und im Alpenraum zu gewährleisten.”