Gesellschaft | Elternzeit

Pflichturlaub für Vati

Zum Vatertag weist das Arbeitsförderungsinstitut auf die Möglichkeiten des Elternurlaubes und auf eine neue Initiative im Südtiroler Sanitätsbetrieb hin.
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Foto: upi
"Voriges Jahr waren es noch 4, heuer sind es schon 5 bezahlte Vaterurlaubstage, die Papi aus dem Kochtopf schöpfen kann “, meldet das Arbeitsförderungsinstitut (AFI) zum Vatertag am 19. März. Das gelte für alle frischgebackenen Väter, die in der Privatwirtschaft arbeiten. Darüber hinaus könnten Väter bis zu 7 Monate unbezahlten Elternurlaub nehmen. Mit der Digitalisierung werde der Elternurlaub für Männer zur „New Frontier“ der Chancengleichheit in Familie und Job. 
Glücklicherweise tut sich was in Bezug auf die Elternzeit für Väter”, sagt AFI-Vizedirektorin Silvia Vogliotti. Die EU wolle nicht nur 5, sondern 10 Tage bezahlte Elternzeit für Männer, die soeben Vater geworden sind. In Südtirol macht eine Initiative für neue Väter im Südtiroler Sanitätsbetrieb von sich reden.  
 

Das italienische Rezept

 
Italien hat mit 2019 verpflichtend fünf Tage voll vergüteten Vaterurlaub für die Beschäftigten der Privatwirtschaft eingeführt – im Jahr 2017 waren es nur zwei Urlaubstage gewesen, im Jahr 2018 bereits vier. Diese fünf Pflichturlaubstage muss der Vater in den ersten fünf Lebensmonaten des Kindes beansprucht. „Italien ist somit noch weit entfernt von dem, was Europa will. In Brüssel ist eine Richtlinie im Werden, die 10 Tage verpflichtenden Elternurlaub für Väter vorsieht, eine Freistellung, die mindestens so gut bezahlt sein soll wie der Krankenstand“, sagt Silvia Vogliotti.
Auf Staatsebene wurde der fakultative Vaterschaftsurlaub für den Sektor Privatwirtschaft mit Gesetz Nr. 53 im Jahr 2000 eingeführt. Dieser kann vom Vater für höchstens 7 Monate genommen werden. Mit der Elternzeit der Mutter kommen somit insgesamt 11 Monate für das Kind zusammen. 
 
Der Vaterurlaub kann auch stundenweise beansprucht werden, so dass Väter Teilzeit arbeiten oder sich einzelne Stunden freinehmen können. Der Wermutstropfen ist allerdings der, dass nur die ersten sechs Monate Elternurlaub mit einer Lohnfortzahlung von 30% abgedeckt sind und dass diese Monate in der Regel in den obligatorischen Mutterschutz fallen. „Zum Glück gewährt das Land Südtirol seit zwei Jahren eine extra Beihilfe für Väter, die nicht bezahlte Elternzeit nehmen, was sicherlich etwas ist, worauf wir stolz sein dürfen“, meint die Vizedirektorin des AFI.
 

Das EU-Rezept

 
Die europäische Richtlinie, die aktuell diskutiert wird, schlägt vor, dass alle Mitgliedsstaaten der Union mindestens vier Monate Elternurlaub für Mütter und vier Monate Elternurlaub für Väter einführen. Dieser Elternurlaub darf nicht auf den jeweils anderen Elternteil übertragen werden. Das sollte ein Anreiz für Väter sein, ihren Elternurlaub in Anspruch zu nehmen. „Eine weitere wichtige Zutat im Rezept der EU ist die Vorgabe, dass der Elternurlaub mindestens so hoch entlohnt werde wie der Krankenstand“, berichtet Vogliotti.      
 

Leitfaden für Neo-Väter

 
Klara Astner, die Vorsitzende des einheitlichen Garantiekomitees (EGK) im Südtiroler Sanitätsbetrieb, stellte auf der Pressekonferenz den Leitfaden für werdende Väter vor. Die „360°-Info rund um die Vaterschaftsrechte“ wurde vom EGKerarbeitet und herausgegeben.  Die Broschüre, so berichtet Aster, habe einen enormen Erfolg eingefahren – ein deutliches Zeichen für den Informationshunger aktiver und verantwortungsbewusster Neo-Väter.  „Die Auffassung, dass Kinderbetreuung ausschließlich Frauensache sei, ist damit widerlegt“, merkt Vogliotti an.     
Auch AFI-Präsidentin Christine Pichler sieht es ähnlich: „Die Digitalisierung wird es den neuen Vätern erlauben, ihren Elternurlaub aktiv zu managen. Mit Teilzeit, Telearbeit, Smart Working und flexiblen Arbeitszeiten können sie ihre Rolle als Väter aktiv wahrnehmen.