Gesellschaft | Gedenkfeier

Hans Egarter zum 111. Geburtstag

Am 20. April treffen sich seit 2009 ein kleine Gruppe vom ANPI und Mitglieder von heimat BBP um an den Dableiber und erklärten Gegner der Nazis Hans Egarter zu ehren
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Erneuerung
Foto: heimat BBP

Am 20. April treffen sich seit 2009 ein kleine Gruppe vom ANPI, Vertreter der Gemeindeverwaltung Brixen und Mitglieder von heimat BBP um an den Dableiber und erklärten Gegner des Nationalsozialismus und Faschismus Hans Egarter (20.April 1909 – 20.Juni 1966) zu erinnern. Initiiert wurden diese jährlichen Treffen von Lionello Bertoldi, dem damaligen Vorsitzenden des ANPI in Südtirol. Musikalisch begleitet wird die Gedenkfeier fast jedes Jahr vom Meraner Geiger und Komponisten Marcello Fera.

In diesem Jahr, zum 111. Geburtstag von Hans Egarter, wird die Gedenkfeier ausfallen.

Waren wir vom Verein heimat Brixen Bressanone Persenon am Anfang verwundert ob der »italienischen« Gedenkkultur - wir hatten gedacht, dass das Anbringen einer Gedenktafel und die Herausgabe eines Buches des Erinnerns genug wäre - so haben wir uns doch mit den jährlichen Treffen im Friedhof angefreundet und immer wieder Themen gefunden, bei denen man auf den Widerstand von Hans Egarter Bezug nehmen konnte. Und es sind Freundschaften entstanden.

Wovon würden wir heute reden?
Vielleicht würden wir daran erinnern, dass es ohne den kleinen Südtiroler Widerstand gegen die Nazis keine Volkspartei gegeben hätte, dass aber schon im Sommer 1945 die Wehrmachtsangehörigen Egarter, der eine Aufarbeitung der Nazizeit forderte, isoliert hatten, dass man viel zu schnell vergessen hatte.

Wir erleben zur Zeit einen radikalen Einschnitt in unser Leben und unsere Art zu wirtschaften. Forderungen werden laut, die eine Änderung unserer Produktionsweisen, ja unseres Lebens fordern. Das fängt beim Wunsch an, dem Pflegepersonal und den Ärzten mehr Wertschätzung entgegen zu bringen. Leider ist von den Putzfrauen oder vom Reinigungspersonal in diesem Zusammenhang nie die Rede, obwohl gerade ihre Arbeit in Zeiten von Corona zu den wichtigeren zählt. Alle dienenden Berufe sollten endlich eine Aufwertung und Wertschätzung erfahren.
Es wird unsere Aufgabe sein, diesen Forderungen in der Nach-Corona-Zeit Nachdruck zu verleihen und uns nicht wieder mit Ausreden abspeisen zu lassen.

Es wird unsere Aufgabe sein, dem Gerede von Regionalität in der Landwirtschaft, auch Taten folgen zu lassen. Regionalität in der Landwirtschaft wird nur mit einer vielfältigen Produktion von Gemüse, Getreide usw. möglich sein. Und nicht durch Konzentration auf die Milchproduktion.

Wir werden darauf achten müssen, das dem Gerede, dass alles nach Corona anders sein wird, nicht eine noch stärkere Flucht in den Konsum folgen wird. Wir werden darauf achten müssen, dass die viel dramatischeren Folgen der Klimakrise nicht durch die Corona-Krise in den Hintergrund gedrängt werden.
Es wird unsere Aufgabe sein, darauf zu achten, dass wir nicht wieder zu schnell vergessen.

Statt der Musik von Marcello Fera ein paar Zeilen aus einem Gedicht von Erich Fried:

...
Die Wirklichkeit ist nicht die Wahrheit
Was wäre das

für eine Welt
wenn die Wirklichkeit
diese Wirklichkeit rund um uns
auch die Wahrheit wäre?
Die Welt vor dieser
Wirklichkeit retten wollen.
Die Welt wie sie sein könnte lieben:
Die Wirklichkeit aberkennen