Kultur | Salto Afternoon

Hochwald tanzt sich zum Sieg

Ein kurzes Festivalresümeé zum diesjährigen BFFB, bescheidene Seilbahn-Gedanken zum Film "Hochwald" und das Gespräch der Festivalleiterin mit der Siegerregisseurin.
Gespräch
Foto: BFFB

„Inmitten einer idyllischen Landschaft, die man normalerweise als Urlaubsdestination schätzt, erwartet uns eine Geschichte, die man so nicht erwartet hat“, eröffnet die Jury ihre Laudatio zum BFFB-Spielfilmgewinner Hochwald von Evi Romen. Tatsächlich sägt Hochwald an der Idylle, die sich bei den Flachdenkern im Hochgebirge gern einschreibt, wenn sie irgendwann felsenfest davon überzeugt sind, ihre einfach gestrickte Welt entspreche dem bescheidenen Text eines Schlagersongs, den die Spatzen von den Dächern pfeifen. Auch Romens Film arbeitet sich ab und zu mit Schlagermusik durch, hinein ins hoch-und hinterwäldlerische Geschehen, indem sie mit einer feinen canzone aus dem italienischen Sprachraum zum Tanz bittet und ihren Mario – beeindruckend dargestellt von Thomas Prenn –, tobend das Parkett erobern lässt. Auch wenn man ihm den Trübsinn seines Daseins immer wieder anmerken mag, beim Tanz lässt er das ganze Leid am Tresen der Dorfbar zurück und swingt archaisch Richtung Freiheit. Das hat Kraft und richtig Schwung!

 

Doch wenn der Rausch vorbei ist und Mario wieder von der Eintönigkeit des dörflichen Alltags eingeholt wird, bleibt als Ausweg (Ausfahrt) die Seilbahn, die nach unten (oder wohin auch immer) führt. Mit ihr kehrt er der scheinbaren Idylle den Rücken, sie ist das schräge Moment im Dazwischen immer dann präsent, wenn heilsames Oben und tückisches Unten nach Verbindung oder Verdrehung suchen, im verqueren Schwebezustand des Außenseiters verhaftet.
Der Regisseurin Evi Romen, die als Volontärin bei der ersten Ausgabe des Bozner Filmtage am Start war und 1989 auch dort ihren Debütfilm zeigte – dürfte die lokale Bozner Seilbahnromantik nicht fremd sein. In ihrer Kindheit und Jugend hat sie unzählige Seilbahnfahrten von Bozen nach Jenesien – dem Sommerfrische-Ort der Familie – unternommen, auch im Film-Gespräch mit Helene Christanell erwähnt Romen eine Seilbahnfahrt jüngeren Datums, die ihr die ein oder anderen passenden Filmgedanken, zufallen hat lassen. Ihr Siegerfilm legt „die Seele des Protagonisten offen“, für den es „kein Entkommen aus seiner Herkunft“ gibt, schreibt die Jury. Die Betrachter und Betrachterinnen von Hochwald kommen dieser Offenlegung sehr sehr nahe.

 

Wie erfolgreich verlief das Festival für die VeranstalterInnen? „Wir haben noch keine definitiven Zahlen!“ meint Helene Christanell auf die salto.bz-Nachfrage: „Wir können aber auf jeden Fall bestätigen, dass der Festivalpass sehr gefragt war, auch die Einzeltickets waren am Wochenende recht gut im Verkauf.“
Gemäß der Auflage einiger Rechteinhaber war bedauerlicherweiße nur ein begrenztes Ticketkontingent vorgesehen, dennoch waren „die Filme HOCHWALD, WANDA, MEIN WUNDER, sowie die Reihe zu den LOCAL ARTISTS mit über 250 views“ – die Renner im Angebot. 

Unser Ziel ist es natürlich, im nächsten Jahr wieder ein Präsenzfestival zu machen
(Helene Christanell)

„Sehr viele haben die Live-Streams genutzt,“ betont Christanell, „Eröffnung und Preisverleihung wurden beispielsweise von rund 200 Usern geklickt, auch die NOUVELLE WAAG TALKS sind gut angekommen. Die Beiträge auf facebook und instagram haben bis zu 3.500 Nutzer erreicht und wir hatten sehr viele Reaktionen darauf.“
Dabei gestaltete sich die Vorbereitung auf die diesjährige BFFB-Ausgabe alles andere als einfach, da eigentlich „zwei Festivals vorbereitet werden mussten – allerdings nur eines davon umgesetzt wurde.“ Vor allem war der Ticketverkauf für das OK-Team ziemliches Neuland, wie auch die Regelungen in Sachen Lizenzen für Streamings.


Mit der Online-Form hat das BFFB jedenfalls „die Reichweite erhöhen können“ und es gibt auch weiterhin die Möglichkeit interessante Film-Gespräche nachzusehen. „Unser Ziel ist es natürlich, im nächsten Jahr wieder ein Präsenzfestival zu machen,“ resümiert Christanell „aber parallel dazu wird es auch in Zukunft Online-Angebote geben.“