Gesellschaft | Nachgefragt

Schlechte Aussichten für den Türkei-Urlaub?

Trotz der aktuellen Ereignisse raten Südtirols Reisebüros nicht alle von einem Urlaub in der Türkei ab. Doch die Buchungen sind merklich zurückgegangen.

Nach dem gescheiterten Putschversuch türkischer Militäreinheiten am 16. Juli hat Staatspräsident Erdogan unzählige mutmaßliche Beteiligte festgenommen. Tausende Richter , Anwälte und Polizeibeamte wurden suspendiert, Entlassungen gab es auch im Bildungssystem und den Medien. Erdogan will darüber hinaus über die Wiedereinführung der Todesstrafe diskutieren. Wie reagieren Türkei-Urlauber auf dieses Klima der Unsicherheit? salto.bz hat nachgefragt:


Reisebüro Luis Pichler, Bozen

"Bei uns werden derzeit keine Türkei-Urlaube gebucht. Zwar gab es am Anfang der Saison, im Mai und Juni, noch Buchungen, aber nur vereinzelte. Insgesamt gab es einen Rückgang von 83 Prozent im Vergleich zur Saison 2015. Im Moment halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass jemand einen Türkei-Urlaub bucht. Falls doch, würde ich Kunden und Kundinnen allerdings nicht vom Urlaub abraten. Aber viele UrlauberInnen wollen aus Sicherheitsgründen oder weil sie das Regime nicht unterstützen wollen, nicht dorthin."

Ich bin überzeugt, dass die Türkei für den einen oder anderen weiterhin ein interessantes Urlaubsziel bleibt.


Mundus Reisen, Bozen

"Die Türkei-Buchungen laufen nicht so gut. Was den Strand betrifft gibt es keine Probleme, dort ist es ruhig. Das Problem betrifft vor allem die Städte. Bis Anfang dieser Woche konnten alle Türkeiurlaube bei uns kostenlos umgebucht werden. Natürlich hängt das auch mit der Einstellung der KundInnen zusammen. Wenn uns jemand fragt, wie die Lage in de Türkei ist, können wir auch nicht mehr sagen als das, was die Medien berichten. Auch in Bezug auf die Einschränkung von Flügen, wie es jetzt beim Putschversuch der Fall war, können wir leider nicht viel sagen. Falls man mich persönlich fragen würde, ob ich zurzeit in die Türkei fliegen würde: momentan nicht. Jedoch werden viele Menschen von den derzeitigen Tiefpreisen angelockt. Neubuchungen sehe ich momentan aber keine. Es gab auch einen ziemlichen Rückgang im Vergleich zum letzten Jahr. Das betrifft aber nicht nur die Türkei, auch der ganze nordafrikanische Raum ist eingebrochen. Davon profitieren jetzt andere Regionen. Die Buchungen gingen insgesamt nicht zurück, sie haben sich lediglich verlagert."

Die Türkei und der gesamte nordafrikanische Raum sind als Urlaubsziele für unsere KundInnen so gut wie gestorben.


Thomas Cook Reisebüro, Brixen

"Die Türkei als Urlaubsziel war diese Saison schon von Anfang an sehr gering nachgefragt. Zwischenzeitlich hat es wieder etwas angezogen, jedoch haben wir momentan keine Gäste vor Ort. Ich denke, das wird sich auch in nächster Zeit nicht ändern. Sicherlich haben die letzten Ereignisse dem Ganzen wieder einen negativen Beigeschmack verliehen, ich bin aber überzeugt, dass die Türkei für den einen oder anderen weiterhin ein interessantes Urlaubsziel bleibt. Auch, da andere Urlaubsorte zurzeit etwas überlastet sind. In der Türkei bekommt man für wenig Geld gute Urlaubsqualität. Auch ich selbst war dort. Von Istanbul und den Städten bekommt man in den Badeorten nichts mit. Auch gibt es keine Warnungen diesbezüglich. Nach wie vor waren alle gastfreundlich, es gibt dort tolle Hotelstrukturen und das Preis/Leistungs-Verhältnis ist exzellent. Natürlich muss aber jeder für sich entscheiden, ob er dort Urlaub machen will oder nicht. In Bezug darauf gibt es gespaltene Meinungen. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Türkei-Buchungen mindestens um 20 oder 30 Prozent zurückgegangen, wenn nicht sogar mehr."

Falls man mich persönlich fragen würde, ob ich zurzeit in die Türkei fliegen würde: momentan nicht.


Rauch Reisen, Bozen

"Schon am Anfang der Saison gab es fast gar keine Buchungen für die Türkei. Das Land war aber auch in den vergangenen Jahren kein Renner in Südtirol. Heuer gibt es aber überhaupt keine Nachfrage, aufgrund der politischen Lage. Dafür gab es heuer viele Buchungen für Italien und den Adria-Raum, aber auch Österreich - also Länder, die zurzeit als sichere Orte gelten. Deshalb verzeichnen wir keine großen finanziellen Einbußen. Sowohl die Türkei als auch der gesamte nordafrikanische Raum sind als Urlaubsziele für unsere KundInnen so gut wie gestorben. Wir versuchen auch nicht, die Nachfrage zu fördern, von Ägypten und dem Roten Meer raten wir ab. Ebenso würden wir Flüge, die über Istanbul und Ankara gehen aufgrund einer Anschlagsgefahr nicht unbedingt empfehlen."

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Mensch Ärgerdi… Mi., 20.07.2016 - 17:58

"Falls doch, würde ich Kunden und Kundinnen allerdings nicht vom Urlaub abraten."
Das muss man erst mal sacken lassen... also wirklich? Erinnert mich stark an die Fußball WM '78 als jemand (ich weis nicht mehr wer genau) der deutschen Mannschaft meinte, die Diktatur wäre nicht so schlimm wie alle sagten.

Mi., 20.07.2016 - 17:58 Permalink