Gesellschaft | (un)sichtbar

Ohne Farbe und Obdach

In “Obdachlos in Bozen 2020-2021” zeigt Ludwig Thalheimer die Gegensätze, denen man in der Landeshauptstadt begegnet.
Obdachlos in Bozen 2020-2021
Foto: Ivo Corrà

Zwölf Minuten, fünf Schauplätze, eine Stadt. Ein Wechsel aus Farb- und Schwarz-Weiß-Bildern, um den krassen Widerspruch zu unterlegen, der einem in Bozen begegnet. “Bei den Farbfotos habe ich die Sättigung hinaufgeschraubt, sie stehen für die schöne Oberfläche, als die Bozen normalerweise wahrgenommen, für die ‘heile Welt’, als die die Stadt propagiert wird. Die Schwarz-Weiß-Fotos zeigen hingegen das, was die meisten nicht sehen oder nicht sehen wollen.” So beschreibt Ludwig Thalheimer sein Werk “Obdachlos in Bozen 2020-2021”. Die Video-Projektion ist derzeit im Rahmen der Ausstellung KUNST IST von Kunst Meran zu sehen – und hier für alle zugänglich.

 

Unsichtbare(s) sichtbar machen. Das versteht der Fotograf Ludwig Thalheimer schon lange als seinen Auftrag. Er porträtiert Obdachlose, begleitet Menschen auf der Flucht, hält die menschenunwürdigen Bedingungen fest, unter der Menschen auch im heil(ig)en Südtirol gezwungen sind zu leben. Doch Obdachlosigkeit gibt es auch anderswo. Die Bildsequenzen in “Obdachlos 2020-2021” sind mit Audioausschnitten unterlegt, die die Architektin Susanne Waiz in Wien mit Menschen geführt hat, die beruflich mit Obdachlosigkeit zu tun haben. So entsteht ein fiktiver Dialog, der eine Brücke schlägt zwischen Wien und Bozen (und auch ins Italienische übersetzt wurde).