Politik | Skischaukel

Langes Warten in Langtaufers

Gegner und Befürworter warten auf die Entscheidung der Landesregierung zur skitechnischen Verbindung Langtaufers-Kaunertal. LR Theiner: “Nicht in den nächsten 2 Wochen.”
Karlesjoch-Weißseejoch-Melagtal
Foto: AVS

Woher die Information stammt, ist nicht bekannt. “Ja, ich habe es schon gelesen”, sagt Richard Theiner. Doch die Landesregierung wird am heutigen Dienstag nicht, wie vom Dachverband für Natur und Umweltschutz vermutet, über den skitechnischen Zusammenschluss zwischen Langtaufers und dem Kaunertal befinden. In einer Aussendung hatten Klauspeter Dissinger und Andreas Riedl vom Dachverband vor wenigen Tagen erneut an die Landesregierung appelliert, das negative Gutachten zu respektieren, das der Landesumweltbeirat dem geplanten Zusammenschluss ausgestellt hat.

Nur wenige Tage zuvor hatten acht Gemeinderäte der Gemeinde Graun einen Schreiben an die Landesregierung geschickt, in dem sie die Verbindung zwischen Langtaufers und dem Kaunertaler Gletscher auf Nordtiroler Seite als “historische Chance” für eine strukturschwache Gemeinde wie die ihre bezeichneten. Mit denselben Argumenten – das Projekt würde wirtschaftlichen Aufschwung für ein touristisch kaum erschlossenes Tal und die gesamte Gemeinde bringen – machen die Promotoren der Skiverbindung seit knapp einem Jahr Stimmung für das Vorhaben.
Bereits seit drei Jahrzehnten liegen Pläne für einen grenzübergreifenden skitechnischen Zusammenschluss auf dem Tisch. Als man 2016 das Projekt wieder ausgrub, waren sogleich kritische Stimmen laut geworden. In Graun und Langtaufers selbst, aber auch über die Gemeinde- und Landesgrenzen hinaus.

26,4 Millionen Euro will die Oberländer Gletscherbahnen AG in eine Seilbahnverbindung zwischen Langtaufers und dem Kaunertaler Gletscher investieren. Man träumt von einem Skibetrieb von Oktober bis Mai. Den Traum zum Platzen bringen wollen Natur- und Umweltschützer sowie Bergliebhaber und Heimatpfleger aus Südtirol, Österreich und Deutschland. Zugute kommen könnte den Gegnern der Skiverbindung die zwei negativen Gutachten, die zum Projekt mittlerweile vorliegen – eines stammt vom Landesumweltbeirat, das zweite aus dem Amt für Landesplanung. Das letzte Wort spricht die Landesregierung.

In mehreren Schreiben wurde in den vergangenen Wochen der Politik nahegelegt, von einem Ja abzusehen. Die Argumente, die von den Tiroler Heimatpflegern, der Umweltschutzgruppe Vinschgau, dem deutschen Verein zum Schutz der Bergwelt sowie dem Dachverband für Natur und Umweltschutz – die ebenso wie die Südtiroler Heimatpfleger, der Österreichische und der Deutsche Alpenverein, der Alpenverein Südtirol, CAI und CIPRA, gegen den skitechnischen Zusammenschluss sind – ins Feld geführt werden, sind dieselben: Dem Langtauferer Tal drohe Landschaftszerstörung, ökologische Langzeitschäden, Ressourcenverschwendung. Darüber hinaus sei eine Ausrichtung auf Massentourismus kein tragfähiges und nachhaltiges Konzept – weder für das Tal noch für Südtirol insgesamt.

Geht es nach den Projektgegnern, sollte man in Langtaufers auf die sanfte Alternative setzen. Der Verein zum Schutz der Bergwelt bringt es auf den Punkt: “Das Langtauferer Tal soll sozusagen als Ruhezone, die über Jahrzehnte bis jetzt erhalten wurde, auch weiterhin erhalten bleiben. Eine Ablehnung erfüllt nicht nur die Südtiroler Naturschutz-Bestimmungen, sondern auch die Verpflichtungen aus der Alpenkonvention und ihrer Protokolle. Wir bitten die Südtiroler Landesregierung, Ihre Ablehnung zum Projekt der skitechnischen Erschließung des Langtauferer Tal mit einer besonderen Stärkung des naturnahen Tourismus im Langtauferer Tal zu kombinieren.”

Doch die Entscheidung über den skitechnischen Zusammenschluss wird weiter auf die lange Bank geschoben – und die Geduld von Befürwortern und Gegnern weiter auf die Probe gestellt. Eigentlich hatte man sich bereits für Juli einen Beschluss erwartet. “Eine Entscheidung wird in den nächsten Wochen fallen”, beteuert der zuständige Landesrat Richard Theiner. Allerdings stehe das Projekt weder heute (19. September) noch kommenden Dienstag (26. September) auf der Tagesordnung der Landesregierung.

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Ludwig Thoma Di., 19.09.2017 - 20:09

Die Touristen aus den Hochburgen im oberen Gericht könnten via Reschen-Langtaufers viel unbeschwerlicher den Kaunertaler Gletscher erreichen als über die Kaunertalerstraße. Die Touristen könnten morgens kommen und abends wieder in ihre 4-5 Sterne Häuser im oberen Gericht fahren. In den Kaschemmen im Langtauferer Tal werden sie wohl kaum absteigen wollen. Profitieren würden auch die Bauern im hinteren Tal: die könnten ihre einmädigen Wiesen umwidem lassen und tolle Parkplätze schaffen. Autofrei und "Stärkung des naturnahen Tourismus" könnte man durch eine solche Aktion im Kaunertal machen. Wär doch ein tolles grenzübergreifendes Projekt von dem alle profitieren.

Di., 19.09.2017 - 20:09 Permalink