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Von Insektenhotels und einer neuenBleibe

Sozialgenossenschaft Salvia: Wie aus der Suche nach einer Bleibe, eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten wurde.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Legacoopbund

Es sind noch Zimmer frei! Im Insektenhotel des Forstgartens Aicha ist nach dem regen Treiben der Sommersaison, nun etwas Ruhe eingekehrt. Mit den herbstlichen Temperaturen sind viele Bewohner ausgezogen, andere wiederum haben hier eine Bleibe für den Winter gefunden.

Das Gefühl endlich angekommen zu sein, kennen auch die Mitarbeiter und Mitglieder der Sozialgenossenschaft Salvia. Lange haben sie nach einer neuen Bleibe für ihre gärtnerische Tätigkeit gesucht. „Es galt das Projekt, das 2014 in der Gärtnerei Schullian in Bozen geboren wurde, weiterzuführen. Seit April 2017 arbeiten wir nun im Forstgarten Aicha der Landesforstdomäne mit“, so Max Lorefice. Er ist vor ungefähr einem Jahr der Genossenschaft beigetreten und hat den Umzug und den daraus resultierenden Übergang zu einer neuen Tätigkeit geleitet – vom biologischen Kräuteranbau ist Salvia nämlich auf die Aufzucht von autochthonen Sträuchern und Bäumen umgestiegen.

Das Ziel? Die Arbeitsintegration von benachteiligten Jugendlichen
Das Ziel ist nach wie vor das gleiche: Jugendlichen mit Beeinträchtigung eine Beschäftigung sichern. „Junge Menschen mit einem Grad an Behinderung zwischen 45 und 55% haben kein Anrecht auf eine Arbeitsstelle vom Land. Sie sind aber auch zu schwach für den freien Arbeitsmarkt. Für sie gibt es Salvia“, bringt es Max Lorefice auf den Punkt.

Fünf benachteiligte Jugendliche aus ganz Südtirol arbeiten bei Salvia. Martin, Anja, Egon, Roland und Dayana fahren täglich von Gargazon, Jenesien, Vöran und sogar von der Seiser Alm mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bis nach Franzensfeste. Dort werden sie vom eingesetzten Taxidienst abgeholt und nach Aicha begleitet. „Unsere Mitarbeiter sind ganz normale Angestellte und stehen bei uns laut Gesetz 381/1991 unter Vertrag. Sie arbeiten aufgeteilt auf vier Wochentagen für insgesamt 22 Stunden und werden mit zirka 700 Euro netto im Monat belohnt“, erklärt Lorefice.

Soziale Ziele, unternehmerisches Denken
Und wie finanziert sich das Ganze? Salvia ist als Genossenschaft ein eigenständiges Unternehmen. Salvia bekommt Beiträge über zwei Landesgesetze, damit wird grob die Hälfte der anfallenden Kosten abgedeckt, den Rest muss die Genossenschaft selbst erwirtschaften. Die angebauten Bäume, Pflanzen und Kräuter werden an private Haushalte und an öffentliche Einrichtungen verkauft. Derzeit werden den Gemeinden bestimmte einheimische Pflanzen über den Forstgarten verschenkt. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen die öffentlichen Einrichtungen aber etwas dafür bezahlen. „Wir müssen für unsere Arbeit auch etwas verdienen, wenn wir den Jugendlichen weiterhin eine Arbeit sichern wollen“. Inzwischen sucht man nach weiteren Finanzierungsmöglichkeiten.

„Wir bräuchten dringend einen Aufenthaltsraum, wo unsere Mitarbeiter im Winter und bei Regenwetter arbeiten könnten. Als Notlösung benutzen wir derzeit die Garage und für den Winter haben wir einen 30 m² großen Container bestellt. Das ist aber nicht die beste Lösung“, betont Max Lorefice und enthüllt einen weiteren Traum der Genossenschaft: ein eigenes Gewächshaus.

Insekten sind hier nicht nur geduldet, sondern erwünscht
An Regentagen basteln die Jugendlichen von Salvia fleißig an den Insektenhotels: Löcher werden im Hartholz gebohrt, Schilfröhre und Bretter zusammengeleimt. Die Hotels sollen gemeinsam mit den Vogelhäusern zum Verkaufsschlager werden. In Deutschland seien diese kleinen Objekte für den Garten bereits weit verbreitet, erklären uns die Mitarbeiter von Salvia. Ob sie auch in Südtirol eine große Nachfrage erfahren werden?

Jedenfalls kann jeder mit dem Kauf dieser Hotels einen kleinen Beitrag leisten und das Projekt von Salvia unterstützen.