Wirtschaft | Innovation

Der digitale Leitungskataster

Die Gemeinde Naturns startet mit EU-Fördermitteln ein Pilotprojekt mit dem das gesamte Wasser, Gas- und Telefon- und Stromnetz digital erfasst werden soll.
Digitalsierung
Foto: upi
Die neue Energieeffizienz-Richtlinie der EU sieht vor, dass die Fernablesung des Wärme- und Wasserverbrauchs per Gesetz in Europa eingeführt wird. Verbraucher erhalten damit bessere Informationen über ihren Energieverbrauch und können zum Energiesparen motiviert werden. Die Gemeinde Naturns hat diese bevorstehende verpflichtende digitale Ablesung der Wasserzähler zum Anlass genommen, um ein EU-Förderprojekt für den Aufbau und die Verwaltung eines digitalen Leitungskatasters zu aktivieren und damit für eine digitale Zukunft gerüstet zu sein.
 Im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, kurz EFRE, hat die Gemeinde Naturns in der Programmperiode 2014-2020 ein Förderprojekt mit dem Titel „Digitales Leitungsmanagement der Gemeinde Naturns“ eingereicht und mit einem Gesamtbudget von rund 306.000 Euro genehmigt bekommen.
 Mit dem Projekt verfolgt die Gemeinde Naturns das Ziel, das gesamte Leitungsnetz im Gemeindegebiet zu erheben und in Form eines digitalen Leitungskatasters abzubilden. Die Gemeindeverwaltung verspricht sich dadurch unter anderem eine optimierte Unterstützung bei Instandhaltungsarbeiten, rasches Auffinden von Störungen und Schäden, frühzeitige Erkennung von strukturellen Problemen sowie stets aktuelle Daten für alle Stakeholder. Die Digitalisierung soll nicht nur die Gemeindeverwaltung entlasten und Kosten durch Dritte reduzieren, sondern auch den Verwaltungsaufwand maßgeblich senken.
 
 
Das Projekt beginnt mit einer Kompletterhebung des bestehenden Wasser- und Abwasserleitungsnetzes sowie des Straßenbeleuchtungsnetzes im Gemeindegebiet inklusive aller Anschlüsse, Schächte, Ventile und Leitungen. Die erhobenen Daten werden anschließend in einer zu entwickelnden Softwarelösung digital dargestellt und ermöglichen so den Aufbau und die Verwaltung eines digitalen Leitungskatasters. Ebenso entwickelt werden soll eine nutzerfreundliche App, um den Zugang zum digitalen Leitungskataster für Bürger*innen und Techniker*innen zu erleichtern und ein zeitnahes Abrufen von Informationen für eventuelle Planungs- oder Instandhaltungsmaßnahmen zu ermöglichen. In einem zweiten Schritt ist angedacht, die kosten- und arbeitsintensive Ablesung durch den Einsatz von digitalen Wasserzählern mit direkter Übertragung der Daten an den Versorger wesentlich zu optimieren, wofür die katastermäßige Erfassung des Leitungsnetzes unumgänglich ist.
Bürgermeister Zeno Christanell ist überzeugt, dass sich aus der Umsetzung des mit EU-Fördergeldern finanzierten Vorhabens ein erheblicher Mehrwert für die Gemeinde Naturns ergeben wird: „Die Digitalisierung ist kein Zukunftsthema, sondern dominiert das Hier und Jetzt. Die öffentliche Verwaltung muss noch fitter werden, um den Ansprüchen der Zeit und der Lebensrealität der Bürger*innen gerecht zu werden. Wir werden in Zukunft eine noch bessere Dienstleistung erbringen können, weil die Informationen zu den öffentlichen Infrastrukturen immer aktualisiert und sehr niederschwellig zur Verfügung stehen. Außerdem sparen wir Steuergelder, indem wir die laufende Instandhaltung und Wartung optimieren. Im Sinne einer nachhaltigen Planung zeigen sich durch zeitgemäße digitale Tools auch Synergien bei öffentlichen Bauten - aber auch in Zusammenspiel mit privaten Bauvorhaben - viel besser.“
Mit dem Digitalisierungsvorhaben fließt ein geförderter Beitrag von rund 260.000 Euro in die Gemeindekasse, der dazu beiträgt, die Qualität und Effizienz der öffentlichen Verwaltung wesentlich zu verbessern.

 

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Gianguido Piani Di., 19.10.2021 - 14:41

Die im Artikel beschriebenen Technologien existieren bereits einige Jahrzehnte. Die digitale Kartographie seit den 1980er, die Fernablesung von Zählern seit Anfang der 2000er. Gut, auf jeden Fall, wenn man auf diese Weise die Rechnung nach Brüssel schicken kann.
Ein Bravo! an die Redaktion, die trotz mehrerer passenden Gelegenheiten auf das Wort "smart" verzichtet hat.

Di., 19.10.2021 - 14:41 Permalink