Wirtschaft | Streik

Streik gegen Teufelskreis

Personalmangel, gestraffte Turnusse, fehlende Ruhezeiten – “der Beruf des Busfahrers macht krank”, warnt Anita Perkmann. Daher wird am Dienstag bei der SASA gestreikt.
SASA Bozen
Foto: Hannes Prousch

Für 24 Stunden legt die Belegschaft der SASA am morgigen Dienstag (20. November) die Arbeit nieder. Die Angestellten der Transportgesellschaft, die in Bozen, Meran und Leifers die innerstädtischen Buslinien führt, protestieren “gegen den Anstieg der Turnusstunden und für Neueinstellungen”. So heißt es in einer Aussendung der Transportgewerkschaft AGB/CGIL.

“Nachdem in den letzten drei Jahren die Turnusse ständig ausgeweitet wurden, hat der Betriebsrat nun auch bei den Novemberturnussen erneut einen Anstieg der Arbeitsstunden feststellen müssen”, erklärt die Generalsekretärin der FILT CGIL/AGB, Anita Perkmann. Und da die Vorschläge und Hinweise des Betriebsrats bislang “keinerlei Beachtung” gefunden hätten, bleibe der Streik “das letzte Mittel, um die Betriebsleitung zum Umdenken zu bewegen”.

Anita Perkmann nimmt sich kein Blatt vor den Mund: “Die Beschwerden von Seiten der Busfahrer nehmen zu. Die Mitarbeiter sind enttäuscht und erzürnt über die leeren Versprechungen der Betriebsleitung, die zum wiederholten Male nicht eingehalten wurden. Die Arbeitsbedingungen werden von Monat zu Monat schlechter und immer mehr Busfahrer kündigen.”
Die Betriebsleitung gestehe ein, nicht ausreichend Busfahrer zu finden und unterbesetzt zu sein, berichtet Perkmann. “Bei den alles andere als üppigen Einstiegsgehältern von knapp 1.300 Euro ist das auch kein Wunder.”

Laut der FILT CGIL/AGB gibt es eine Vielzahl an Problemen bei den Turnussen. Die Sekretärin der FILT erklärt, dass die Fahrtzeiten vieler Linien seit Jahrzehnten mehr oder wenig dieselben geblieben sind – “und das trotz des Anstiegs der Haltestellen und der Fahrgäste”.

Immer mehr Hektik gebe es im Berufsalltag, mahnt Perkmann, auch wegen den Bordcomputern, die die Busfahrer dazu anhielten, die Fahrten immer zügiger durchzuführen. “Der Beruf des Busfahrers wird zu einem Stressfaktor. Er macht krank”, fasst die Sekretärin die Situation zusammen und pocht auf paritätische Kommissionen, die gemeinsam mit dem Betriebsrat die Fahrtzeiten prüfen sollen.
Ein weiteres Problem, fährt Perkmann fort, seien die fehlenden Pausen, die es nur mehr “theoretisch” gebe. “Die zu kurzen Fahrtzeiten verursachen ständige Verspätungen, die die Pausen an den Endstationen einfach schlucken und den Busfahrer so eine kurze Erholung unmöglich machen”, so die Gewerkschafterin.

Besorgt sei der Betriebsrat auch über die Zunahme der Arbeitsstunden. “Ein Busfahrer sollte eigentlich 39 Stunden pro Woche arbeiten, d.h. 6,30 Stunden, in 6 Tagen. Tatsache ist, dass die Fahrer der SASA alle mehr arbeiten. Turnusse mit 7 und auch 8 Stunden sind inzwischen keine Seltenheit und das bei nur einem Ruhetag pro Woche”, klagt Perkmann an.

Fehlendes Personal, gestraffte Turnusse, unzureichende Ruhezeiten – ein Teufelskreis. “Ein Verkehrsbetrieb ist verpflichtet die Stunden auszugleichen, indem er zusätzliche Ruhetage gewährt oder erleichterte Turnusse einbaut. Mit der Ausrede, dass Fahrer fehlen, wird dies nicht ausreichend gemacht.”, kritisiert die FILT CGIL/AGB-Sekretärin. Auch wenn dieses Gebaren “für die Betriebsleitung sicher ein Geschäft” sei, dürfe das “nicht sein”: “Denn zum einen steht dies in Widerspruch zum Kollektivvertrag, zum anderen werden alle Busfahrer so gezwungen, Überstunden zu machen und dies obwohl Überstunden im Transportsektor eigentlich nur auf freiwilliger Basis gemacht werden sollten”, so die Generalsekretärin abschließend.