Politik | Flugplatz-Ausbau / Befragung

Abheben zum Sturzflug

Die Flugplatzbefürworter scheinen in ihrer Fantasie und ihren Größenwahn abzuheben. Aber wer die Realität verkennt stürzt ab. Argumente im Überblick.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Kurt W. Zimmermann – Herausgeber der FF - schrieb in einem Leitartikel in der FF vom-25. Juni 2015, in welchem er für den Ausbau des Bozner Flugplatzes warb: „Vom Flughafen Bozen aus, so steht nun fest, kann man mit Linienflügen definitiv kein Geld verdienen“ und weiter „.., gerade das Ende der Linienflüge nach Rom hat gezeigt, wo die Zukunft des Flughafens liegt. Die Zukunft liegt im Tourismus und nicht bei Geschäftsreisenden. Die paar Politiker und Manager, die dringend von Bozen weg oder nach Bozen müssen, die können auch über Innsbruck, Verona, München, Bergamo und Salzburg fliegen, oder, wenn es wirklich eilt, einen Privatjet nehmen. Die sind nicht entscheidend.“ Und dann noch „Landeshauptmann Arno Kompatscher aber baut nicht. Er hat sich dafür entschieden, zum Thema eine Volksabstimmung durchzuführen. Damit ist der Ausbau des Flughafens tot.“
Zu diesem Zeitpunkt hatte der LH noch erst versprochen gehabt, eine unverbindliche Volksbefragung abzuhalten. Dass er sich zum Ziel gesetzt hat, diese mit allen Mitteln zu gewinnen, war zu diese Zeitpunkt noch nicht klar.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass sich der Landeshauptmann in einer  - wenn auch unverbindlichen – Volksbefragung heraus halten muss und keine Werbung von Amts wegen machen darf. Er muss als Landeshauptmann - wenn er auch das Wirtschaftsressort leitet - über den Interessens-Parteien stehen. Es genügt, wenn die Verbände und die HK die Interessen der Wirtschaft vertreten. Der Sager „Ohne Flughafen verschwindet Südtirol von der Landkarte“ ist dumm und weit unter dem Niveau des Herrn Kompatscher!
Kompatscher sagt, dass 4% der Urlauber jetzt schon mit dem Flugzeug kommen und ergänzt: Wir brauchen vor allem Charter-Touristen. Auch er würde eher nicht auf Linienflüge setzen. Wie wir vernommen haben, ist der Unternehmerverband da anderer Meinung. Sie brauchen den Flughafen, weil sie in der ganzen Welt tätig sind und von der ganzen Welt Kunden in ihre Firmensitze kommen wollen. Da fragt man sich schon, denken die, sie können von Bozen aus mit Linienflügen in alle Welt fliegen? Ist wohl unrealistisch! Ich glaube auch, dass sie dafür eher Zubringerflüge und - wie Stefan Pan auch sagt – Flug-Taxis brauchen. Und dafür genügt der Flugplatz, wie er ist!

Ein Vergleich mit der Schweiz

Ein solcher Vergleich ist wirklich aufschlussreich: die Schweiz hat acht Millionen Einwohner, ist ein wirtschaftlich erfolgreiches Land. Zur Hälfte ist sie auch mitten in den Bergen wie Südtirol und wie auch Südtirol von einer starken Tourismuswirtschaft geprägt, aber mit international prominenteren Destinationen: Davos mit dem jährlichen Welt-Wirtschaftsforum, St. Moritz und Zermatt muss ich nicht weiter ausführen. Was wird den internationalen Touristen empfohlen, wenn sie mit dem Flugzeug anreisen: St. Moritz – Zürich/Kloten und Mailand, obwohl es bei St. Moritz einen Flugplatz gibt mit ausreichend langer Landebahn. Dort landen und starten Flugtaxis und Privatjets der Superreichen. Davos: FH Kloten dann mit dem Zug nach Zürich, von dort mit dem Zug und Rätische Bahn bis Davos; am Wochenende Shuttle-Bus. Zermatt: Zürich/Kloten, Genf oder Mailand, (obwohl es in Sitten/Sion einen Flugplatz mit international tauglicher Landebahn gibt), dort hin mit dem Flugtaxi und dann mit öffentlichen Verkehrsmittel, Auto-Taxi oder mit dem Hubschrauber. Die Tessin-Touristen fliegen sowieso über Mailand/Malpensa ein. Übrigens: Von Mailand Zentrum fährt man mit dem Bus oder Shuttle auch eine Stunde, sagt man mir. Viel länger braucht der Bus von Verona/Catullo bis Bozen auch nicht.
Bleibt die Frage, warum wohl haben die Schweizer ihre Regionalflughäfen nicht ausgebaut oder aufgewertet, wenn es sinnvoll, wirtschaftlich und notwendig wäre? Herr Zimmermann von der FF, selbst Schweizer und bei uns Flughafen-Befürworter, hat mir auf diese Frage nicht geantwortet und hat – soweit ich weiß – dieses Thema auch nicht mehr aufgegriffen!
Meine Vermutung lautet: Die Schweizersind realistisch und können gut rechnen. Außerdem hat z. B. der FH Bern (Hauptstadt) im letzten Jahr – trotz der vielen Charterflüge mit Touristen für das Berner-Oberland - ein Minus von 20 Prozent erwirtschaftet. Vom Flughafen Memmingen (Bayrisch Schwaben, Allgäu;  Billig- und Charter-Flüge), der eine ähnliche Geschichte wie Bozen hat: vom Militärflugplatz zum Verkehrsflughafen ausgebaut, ist hoch verschuldet und kämpft ums Überleben. Ähnliches haben wir auch vom FH Klagenfurt vernommen.

Und wie konträr stellt sich Südtirol den FH-Ausbau vor

Der Bozner Flugplatz muss ausgebaut werden, damit die internationalen Touristen aus aller Welt auf dem kürzesten Weg ins Natur-Kultur-Erbe Dolomiten fliegen können. So stellt sich das Reinhold Messner vor. Da stellt sich zuallererst die Frage, ob Massentourismus in den geschützten Dolomiten Sinn macht und verträglich ist? Wenn ja: Vom Flughafen Venedig kommt man über die Alemania-Autobahn in einer Stunde in die Bellunesischen Dolomiten. Oder vom Flughafen Verona in die Trentiner oder Südtiroler Dolomiten. Fahrzeit plus minus eineinhalb Stunden.
So lange Fahrtzeiten und noch mehr – auch zwei bis zweieinhalb Stunden - nehmen auch alle internationalen Touristen in Kauf, die schon seit Jahrzehnten in die Schweizer Berge kommen. Z.B. Matterhorn/Zermatt. oder Beispiel Berner-Oberland (Jungfrau, Mönch und Eiger): von den internationalen Flughäfen Zürich, Basel, Genf mit Intercityzügen bis Interlaken, dann mit Regionalbahn, Zahnradbahnen zum Jungfrau-Joch.
Wenn das den Schweizern genügt und Touristen aus China, Korea, Japan, Taiwan, und von den reichen Golfstaaten massenweise trotzdem kommen, warum würde bei uns nicht auch eine ähnliche Lösung genügen?!
Franz Staffler Hotelier (Greif, Laurin) und Multiunternehmer schimpft zwar in einem TZ-Interview über die Grünen als Nein-Sager und Verhinderer. Kommt aber auch zum Schluss: „Der Tourismus braucht nicht unbedingt einen Flughafen“  -„….aber wenn wir einen haben, dann können wir auch einen Elitetourismus haben, der…”.Und ich behaupte, der Elitetourist kommt – so wie in St. Moritz, Davos, Zermatt – mit dem Privatjet oder dem Flug-Taxi und die können auch jetzt schon in Bozen landen! Und der Elite-Tourist kommt schon lange, wie ich weiter unten aufliste.
Eine ähnliche Position hat vor wenigen Monaten auch der namhafte Meraner Touristiker Thomas Aichner eingenommen. Er ist letzthin in den Posten des Verwaltungsratspräsidenten einer neuen, politisch bedeutsamen Landesgesellschaft gehievt worden (sicher hochdotiert) und seitdem vom Skeptiker zu einem entschieden Kämpfer für den Ausbau mutiert! Kompatscher hatte anscheinend hochkarätige Argumente (wie viel Karat hat Gold?), um ihn umzustimmen.

Das Märchen von der mangelnden Erreichbarkeit – einige Gegenargumente

1) Jedes Jahr gibt es in Davos Welt-Wirtschaftsform, an dem neben Managern auch Wirtschaftsminister und Staatsmänner/-frauen teilnehmen. Sie kommen jedes Jahr, obwohl sie über Zürich/Kloten anreisen müssen, dann über 2 Stunden Zug; vielleicht gibt es auch ein Extra-Shuttle. Einige lassen sich per Flug-Taxi und Hubschrauber ans Ziel bringen. Aber auch den Gegendemonstranten aus den Nachbarländern ist der Weg nicht zu umständlich!
Als man begann in Bozen ein jährliches deutsch-italienisches Wirtschaftstreffen zu organisieren, klagte man, dass einige hochdotierte Persönlichkeiten nicht kamen, weil sie nicht direkt nach Bozen fliegen konnten. Ein fake!
2) Schon seit Jahren kommt Frau Merkel mit ihrem Mann zum Wandern oder zum Langlaufen nach Südtirol. Sie sucht sich dabei die entlegensten Orte aus (Sexten, Sulden). Sie fliegt nach München oder Innsbruck und lässt sich dann mit dem Auto ans Ziel fahren. Sie hat sich nie beklagt, dass sie nicht nach Bozen fliegen kann! Sie ist eben Realistin!
Ebenso kommen regelmäßig Frank-Walter Steinmeier, deutscher Außenminister auf den Ritten, sowie italienische Ex-Staatspräsidenten jeden Sommer nach Südtirol!
3) Schon in den Siebziger-Jahren kamen oft ganze Ski-Nationalmannschaften ins Schnalstal zum Trainieren. obwohl es weit von einem Flugplatz liegt. Es hätte Alternativen gegeben, wenn es um die Nähe zu Flugplatz gegangen wäre. In Nordtirol die Gletscher-Ski.Gebiete Kaunertal, Hintertux, Stubaier Gletscher. Schon seit mehreren Jahren ist Pfelders ein zwar kleiner, aber ähnlicher Treffpunkt von Alpin-Ski-Stars in der Vorsaison, bei Schneemangel oder auch für einzelne Tage zwischen den Rennen: kurz vor Weihnachten z.B. Lara Gut. Ebenso wird oft auch die Schwemmalm in Ulten gewählt.
Nicht zu vergessen: die deutsche Fußballnationalmannschaft hat schon einige Male den Weg zu uns gefunden, ebenso Serie-A-Mannschaften; die Kenianischen Läufer (Training auf der Seiser Alm und z.B. jährlich zu Bo-Klassic; usw.
4) Jährlich kommen viele, viele Promis und schwerreiche Gäste aus aller Welt zu Henri Chenot zu  Kur & Wellness-Aufenthalten ins Palace Merano Espace
(Sportler und EX-Sportler, Schauspieler, Politiker, Industrielle, Scheichs, Oligarchen, Adelige, usw.) nach Meran. Man hat nie Klagen gehört, dass die nicht mehr kämen, wenn……
Wie kommen sie jetzt? Darüber gibt die WebSeite des Palace Auskunft:
Flughafen Verona, Innsbruck oder München, Venedig oder Mailand. Für den Flughafen Venedig steht am Freitag, Samstag und Sonntag ein kostenpflichtiger Shuttle-Service (für die Air France Flüge) des Palace zur Verfügung.
Und wie lange müssen sie von dort  an Fahrzeit rechnen: Innsbruck 120 km / etwa 1,5 Stunden; Verona 180 km / 2 Stunden; Venedig 290 km/ etwa 3 Stunden; Mailand 325 km / etwa 3,5 Stunden; München 310 km / 3.5 Stunden

Ähnliches gilt wohl auch fürs „ vigilius mountain resort und andere Hotels diesen Niveaus
5) Milliardär im Sarntal: so titelt die Sonntagszeitung „Z“ am 17. Jänner 16. „Mehrmals im Jahr urlaubt ein milliardenschwerer ukrainischer Oligarch in Südtirol. Fernab der Touristenmagnete und Bettenburgen …“ mietet er im ruhigen Sarntal ein ganzes Hotel und feiert mit 70 Landsleuten das orthodoxe Weihnachten. Er selber landete mit dem Privatjet in Innsbruck, dann mit dem Kleinbus ins Hotel. „Fast täglich pendelten kleine Busse vom Münchner Flughafen ins Sarntal, um ukrainische Spezialitäten, neue Mitarbeiter, den einen und anderen Geschäftspartner … zu bringen“

Die Belastungen für die Anrainer, die Umwelt und die Natur

Düsenflugzeuge sind die klimaschädlichsten Verkehrsmittel; das Klima ist für uns wichtig! Düsenflugzeuge sind die weitaus lautesten Verkehrsmittel, das ist erstens schlimm für uns direkten Flugplatzanwohner, zweitens für allen Bewohner des Bozner Talkessels und drittens für alle Menschen, Gastwirte und Urlaubsgäste entlang der Ein- und Abflugschneise (Überetsch, Unterland) – nicht nur in der Talsohle, sondern auch auf den Höhenwegen, sowie am Reggelberg und am Mendelkamm.
Ein startendes Flugzeug hat 120 dB (Dezibel – die Einheiten in denen man die Lautstärke misst), also 3200 mal mehr als die 85dB die Staffler in seinem Interview angibt.
Bei 3 dB mehr verdoppelt sich die Schallenergie, bei 10 verzehnfacht sie sich. Ich glaube 80 dB wird als Schmerzgrenze erachtet, wenn sie als Std-Durchschnitt erreicht werden. Aber am Flugplatz gibt es meisten kurz hohe dB (siehe oben) und dann auch wieder niedere, wenn kein Start abläuft. Mit dieser Tatsache wird dann geleugnet, dass der Lärm zu hoch ist. Das Gegenargument: „Es macht wohl einen Unterscheid ob der Lärm dauerhaft oder 5-6 mal am Tag für ein paar Minuten ist, da gibt es nichts zu leugnen! Wenn der Lärm wirklich ein so gravierendes Problem wäre, wäre Innsbruck ausgestorben, ist es aber meines Wissens nicht“
Man muss ja nicht übertreiben und von Aussterben reden! Jedenfalls gibt es auch in Innsbruck Lärmprobleme. Um die Anwohner zu besänftigen ist der Flughafen bereit, beim Einbau von schalldichten Fensterscheiben beizusteuern. Aber ist das eine Lösung, wenn sich die Anwohner einbunkern müssen?!
Ich glaube, dass in Innsbruck die Anwohner weniger dicht an der Landesbahn wohnen als in St. Jakob, der Bozner Pfarrhofstraße und in Grutzen, Auch gibt es in Innsbruck keine so nahen Felswände sofort hinter den Häuser, die den Lärm noch verstärken. Die Bewohner von Grutzen haben die Verstärkung vom nahen steilen und felsigen Mitterberg..
Man hat eher Verständnis, wenn z.B. Hunde Donner- oder Feuerwerks-Krach nicht vertragen, sich verkriechen und winseln. Und man ist eher bereit, auf Hunde mit empfindlichen Ohren, Rücksicht zu nehmen als auf sensible Menschen. Den Flugplatzanrainern würde man aber ohne mit der Wimper zu zucken massiven Fluglärm zumuten.
Aber nicht jedes Flugzeug ist gleich laut. Propellerflieger sind leiser und auch weniger umweltschädlich! Propeller-Flugzeuge, Flug-Taxis usw. können mE auch weiterhin den Bozner Flugplatz benutzen!

Resümee:

Südtirol braucht keinen größeren Flugplatz, mit großen lärmenden und die Luft, die Atmosphäre verschmutzenden Düsen-Jets! Wir brauchen auch keine zusätzlichen mit Charter-Flügen importierten internationalen Touristen. Der Flugplatz kann so weiter betrieben werden für Zubringerdienste und Flug-Taxis!
Es darf in dieser Frage kein Alles oder Nichts geben, wie es bei der Volksbefragung konzipiert ist. Im Leben, auch in der Politik und in der Wirtschaft braucht es Kompromisse. Und in dieser Frage heißt der Kompromiss: Den Flugplatz so zu belassen: so ist er erträglich und Südtirol ist weiterhin auch über die Luft erreichbar – aber eben in Maßen.

N.B. Noch eine kleine Anekdote: Ein befreundeter Lehrer – es war noch vor den Rauchverboten – wollte, dass seine Kollegen und Kolleginnen im Lehrerzimmer nicht rauchten. Da kam der Vorschlag, darüber abzustimmen; worauf er sagte, dass er nicht über seine Gesundheit abstimmen lasse! Er hat sich schlussendlich durchgesetzt.
Ob uns Anrainern und Gegnern das auch gelingen wird? Abgestimmt wird auf jeden Fall.

Bild
Profil für Benutzer Alfonse Zanardi
Alfonse Zanardi Do., 21.01.2016 - 22:45

Ich finde es löblich dass Sie sich die Mühe machen detailliert und ohne allzuviel Polemik Argumente für Ihre Haltung aufzuführen.
Ich als Befürworter sehe die Umwelt-Problematik auch als die (einzig) relevante. Und in dieser primär die Lärmkomponente. Die Emission weniger, da dort die Autobahn allein mit knapp 40.000 Autos und Lastern täglich um Potenzen schwerwiegender ist. Und das ohne lokalen Verkehr, wo allein die Überetscher Strasse bei der MEBO mit Spitzen von bis zu 25.000 Fahrzeugen täglich unwahrscheinlich hohe Belastungen darstellt.
Ich bin auf jeden Fall froh dass die ökonomische Argumentation – die unsägliche Schulden- und Defizitleier – offenbar kraft besseren Wissens nicht mehr genannt wird.
Ein grosser Teil der Ausführungen lässt sich mit "Es geht und ging auch ohne" zusammenfassen, was als Kontrapunkt gegen unreflektierten Fortschrittsglauben sicher valide ist.
Aber die genannten ukrainischen Milliardäre oder Palace-Kunden mit sehr hohem Zeitbudget sind sicher nicht jene auf die es ankommt. Diese fliegen im Fall auch gern mit dem Hubschrauber her (und nach Davos).
Ich kenne viele normale "Heimatferne" die um einen Frankfurt- oder Wien-Flug nach Bozen sehr froh wären. Um einfach mehr oder öfters Zeit in ihrer Heimat zu verbringen, was mit strapaziösen Autofahrten und inexistenten Zugverbindungen aus Nord, West und Ost nicht zu bewerkstelligen ist.

Do., 21.01.2016 - 22:45 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Sepp.Bacher
Sepp.Bacher Fr., 22.01.2016 - 08:49

Antwort auf von Alfonse Zanardi

Ich kann zu Abgasen eines Düsenflugzeugs in der Startphase im Internet so auf die Schnelle nichts finden, sondern nur im Allgemeinen. "So hatte man errechnet, dass sechs Millionen Tonnen des Flugbenzins Kerosin, das war der geschätzte Gesamtverbrauch im Jahre 1987, bei der Verbrennung in der Luft 20 Millionen Tonnen Kohlendioxid, 95.000 Tonnen Stickoxide und 45.000 Tonnen Kohlenwasserstoffe sowie größere Mengen von Kohlenmonoxid, Schwefelverbindungen und Rußteilchen neben Wasserdampf erzeugten und an die Umgebung in allen Luftschichten abgaben. Durch die enorme Steigerung des Luftverkehrs, zur Personenbeförderung tritt zunehmend der kontinentale und interkontinentale Luftfrachtverkehr hinzu, liegt der Schadstoffausstoß heute um mehrere Faktoren über den Werten von 1987" Es wird wie meistens sein, dass der Ausstoß in der Startphase noch viel höher ist. Nur weil es eh schon eine hohe Belastung gibt - wie Sie meinen -, kann man nicht einfach zusätzliche Belastung bagatellisieren und verharmlosen!
Jetzt auch noch etwas zu Ihrem Satz: "Ich kenne viele normale "Heimatferne" die um einen Frankfurt- oder Wien-Flug nach Bozen sehr froh wären. Um einfach mehr oder öfters Zeit in ihrer Heimat zu verbringen, was mit strapaziösen Autofahrten und inexistenten Zugverbindungen aus Nord, West und Ost nicht zu bewerkstelligen ist." Erstens, wenn es nicht einmal gelang, Bozen-Rom rentabel und regelmäßig zu befliegen, wie soll das dann bei Frankfurt, Wien oder Zürich sein?
Ich stamme aus einer Großfamilie mit Geschwistern, Neffen und Nichten in Norddeutschland, England, Schweden und in der Lombardei oder Studierende in Wien. Ich habe in den ganzen Jahren noch nie von jemanden einen ähnlichen Wunsch äußern hören. (Sicher kann es diese Heimatfernen auch geben). Meiner Erfahrung nach kommen die dann mit Kind und Kegel in einem Familien-VAN. Meine Schwester aus der Lombardei hat eher einen umgekehrten Nutzen: sie fährt mit dem Flughafen-Shuttle von Südtirol-Bus zur Großverwandschaft nach Südtirol und dann wieder zurück zu ihrer Familie.

Fr., 22.01.2016 - 08:49 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Alfonse Zanardi
Alfonse Zanardi Sa., 23.01.2016 - 10:16

Antwort auf von Sepp.Bacher

Ad Umweltbelastung: Der Kerosinverbrauch pro Passagier ist auf der Langstrecke mit 3l/100km oft niedriger als der des durchschnittlich besetzten PKW. Kurzstreckenflüge sind leicht höher im Energieverbrauch (4,5l) weil sie eine kürzere Reiseflugphase haben. In Bezug auf den Autoverkehr ist die Proportion wichtig, 6 tägliche Flüge wären geschätzt 0,5% des gesamten PKW-Verkehrs und damit vernachlässigbar.

Sa., 23.01.2016 - 10:16 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Sepp.Bacher
Sepp.Bacher Mi., 10.02.2016 - 11:47

Ich war mir bezüglich Lärmbelastung unsicher, ob mein Text korrekt und verständlich ist. Deshalb habe ich mich an einen Sachverständigen gewandt und möchte meinen Text-Abschnitt “Die Belastungen für die Anrainer, die Umwelt und die Natur“ teilweise mit diesen erhalten Informationen ergänzen.
Inzwischen wurde von der Umweltagentur der ABD-Bericht zum Flughafen-Ausbau im Internet veröffentlicht. : http://www.provinz.bz.it/umweltagentur/uvp/veroeffentlichung-projekte.a…

“Die Belastungen für die Anrainer, die Umwelt und die Natur“
Ein startendes Flugzeug hat 120 dB (Dezibel – die Einheiten in denen man die Lautstärke misst), also 3200 mal mehr als die 85 dB die Franz Staffler in seinem TZ-Interview angibt. Die Schmerzgrenze liegt bei ca. 120 dB. Ist man aber über einen längeren Zeitraum mehr als 85 dB ausgesetzt, so kann dies zu Gehörschäden führen.
Bei allen Lärmquellen hängen die gemessenen dB vom Abstand des Messpunktes ab. D.h. ab einer bestimmten Entfernung werde ich 80 dB messen, noch weiter weg sind es dann 70 usw. Zudem hängt es dann auch noch ab wie lange gemessen wird. Die ICAO (internationale Zivilluftfahrtorganisation) gibt daher für die Zulassung Grenzwerte an, die an genau festgelegten Punkten während der Lande- und Startphasen zu messen sind.
Bei 3 dB mehr verdoppelt sich die Schallenergie, bei 10 verzehnfacht sie sich. Aber am Flugplatz gibt es meisten kurz hohe dB (siehe oben) und dann auch wieder niedere, wenn kein Start abläuft. Mit dieser Tatsache wird dann geleugnet, dass der Lärm zu hoch ist. Das Gegenargument: „Es macht wohl einen Unterscheid ob der Lärm dauerhaft oder 5-6 mal am Tag für ein paar Minuten ist.
Um die Anwohner zu besänftigen ist der Flughafen Innsbruck bereit, beim Einbau von schalldichten Fensterscheiben beizusteuern. Aber ist das eine Lösung, wenn sich die Anwohner einbunkern müssen?!
Der Landtagsabgeordnete Helmuth Renzler hat letztlichen einen ähnlichen Vorschlag gemacht, den ich aber zu diesem Zeitpunkt als kontraproduktiv erachte. Die schalldichten Fenster müssten dann das ganze Jahr geschlossen bleiben?! Nicht alle können sich einbunkern: Also müsste das Land auch noch Schutz-Kopfhörer mit Sprechanlage für jene zur Verfügung stellen, die in der warmen Jahreszeit, sich im Freien aufhalten wollen oder müssen (vom Garten, übers Schwimmbad , die Bauern auf dem Feld, die Wanderer usw. Gegen die Abgase – die nicht zu unterschätzen sind - bräuchte es wohl so etwas wie eine Gasmaske. So möchte ich als Anrainer nicht leben.
Auf der Web-Seite des Flughafens Braunschweig (Regionalflughafen – vergleichbar mit Bozen): (http://www.flughafen-braun-schweig.info/Aktuell/130927_Krebsrisiko_durc…) findet man den Beitrag: „Krebsrisiko durch Flugzeugabgase?“ Darin steht auch, dass „Die Streubreite der Schadstoffemissionen für eine Start- bzw. Landebahn 18 km ist“. Und diese auf diesem Portal enthaltenen Informationen widersprechen sich mit denen im ABD-Bericht total! Ich glaube dort wird viel Schönfärberei betrieben. In einem Interview mit der TZ sagt z. B. Ing. Federico Pasquali, Mitautor des oben genannten Berichts, „Wir haben teilweise sogar mit sehr optimistischen 44 Airbus-Flügen an einem Tag gerechnet.“ Also doch viel mehr, als meistens genannt werden. Er spielt aber die Lärm- und Schadstoffbelastung als irrelevant herunter.
Ich kann im Bericht auch nicht erkennen, ob der Faktor der Verstärkung des Lärms durch die nahen Felswände, die wie ein Schallkörper wirken, in die Berechnung mit einbezogen sind.

Mi., 10.02.2016 - 11:47 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Sepp.Bacher
Sepp.Bacher Mo., 15.02.2016 - 15:56

Antwort auf von Sepp.Bacher

Eine weitere Ergänzung und Präzisierung zum Kerosinverbrauch und zur Klimabelastung:
Flugzeuge verbrauchen vor allem beim Start viel Kerosin. Auf einer Langstrecke mit einem modernen, vollbesetzten Passagierflugzeug mag die Zahl von 3l / 100km stimmen.
ABER:
Da eine Langstrecke eben eine Langstrecke ist, wird dort trotzdem extrem viel CO2 freigesetzt. Auf Kurzstrecken (z.B. Bozen – Rom) ist der durchschnittliche Spritverbrauch in der Startphase auf Grund der kurzen Distanz entscheidender und der Verbrauch entsprechend höher. Siehe: http://fluglaerm.de/hamburg/klima.htm
Hinzu kommt: Dadurch, dass das CO2 der Flugzeuge in großer Höhe ausgebracht wird hat es einen höheren Treibhauseffekt als CO2 am Boden (Autos). Außerdem tragen Flugzeuge durch Kondensstreifen zur Bildung von Cirren-Wolken bei, die wiederum einen erwärmenden Effekt haben.
Rechnet man alles zusammen bewirkt zum Beispiel ein Flug Rom – San Francisco eine CO2 Treibhauswirkung von 5 Tonnen pro Person. Das ist schon 50% von der durchschnittlichen CO2 Emission eines Mitteleuropäers und schon zweimal so viel, wie ein durchschnittlicher Weltenbürger pro Jahr emittieren dürfte um die Erwärmung auf 2°C zu beschränken.
Insgesamt trägt der Internationale Flugverkehr mit ca. 7% zum Klimawandel bei. Tendenz steigend. Hier kann man die Emissionen aus einzelnen Flugreisen berechnen: https://www.atmosfair.de/de
Das Problem aus Klimaschutzsicht:
Wenn der Flughafen Bozen funktioniert, produziert er eben genau so mehr Flugverkehr. Und damit auch mehr Treibhausgase. Auf der Kurzstrecke, wie auf der Langstrecke.

Mo., 15.02.2016 - 15:56 Permalink