Kultur | Gedanken zum Sonntag

Gesammelte Werke

Zum Gedenken an den Freiheitskämpfer Andreas Hofer
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Foto: (Foto: salto.bz)

Dazu ein Auschnitt aus dem Buch von Rainer Maria Rilke (Das Buch von der Armut und vom Tode):

Denn sieh: sie werden leben und sich mehren 

und nicht bezwungen werden von der Zeit,

und werden wachsen wie des Waldes Beeren

den Boden bergend unter Süßigkeit.

Denn selig sind, die niemals sich entfernten

und still im Regen standen ohne Dach;

zu ihnen werden kommen aller Ernten,

und ihre Frucht wird voll sein tausendfach.

Sie werden dauern über jedes Ende 

und über Reiche, deren Sinn verrinnt,

und werden sich wie ausgeruhte Hände

erheben, wenn die Hände aller Stände

und aller Völker müde sind.

Nur nimm sie wieder aus der Städte Schuld,

wo ihnen alles Zorn ist und verworren

und wo sie in den Tagebaus Tumult

verdorren mit verwundeter Geduld

Hat den für sie die Erde keinen Raum?

Wen sucht der Wind? Wer trinkt des Baches Helle?

Ist in der Teiche tiefem Ufertraum

kein Spiegelbild mehr frei für Tür und Schwelle?

Sie brauchen ja nur eine kleine Stelle,

auf der sie alles haben wie ein Baum.

Des Armen Haus ist wie ein Altarschrein.

Drin wandelt sich das Ewige zur Speise,

und wenn der Abend kommt, so kehrt es leise

zu sich zurück in einem weiten Kreise

und geht voll Nachklang langsam in sich ein. 

Des Armen Haus ist wie ein Altarschrein.

Des Armen Haus ist wie des Kindes Hand. 

Sie nimmt nich, was Erwachsene verlangen;

nur einen Käfer mit erzielten Zangen, 

den runden Stein, der durch den Bach gegangen, den Sand, der ran, und Muscheln, welche klangen;

sie ist wie eine Waage aufgehangen

und sagt das alleeleiseste Empfangen lang schwanken an mit ihrer Schalen Stand.

Des Armen Haus ist wie des Kindes Hand.

Und wie die Erde ist des Armen Haus:

Der Splitter eines künftigen Kristalles,

bald licht, bald dunkel in der Flucht des Falles;

arm wie die warme Armut eines Stalles, - 

und doch sind Abende: da ist sie alles, 

und alle Sterne gehen von ihr aus.

Die Städte aber wollen nur das Ihre und reißen alles mit in ihren Lauf.

Wie hohles Holz zerbrechen sie die Tiere und brauchen viele Völker brennend auf.

Und ihre Menschen diesen in Kulturen und fallen tief aus Gleichgewicht und Maß, 

und nennen Fortschritt ihre Schneckenspuren und fahren rascher, wo sie langsam fuhren, 

und fühlen sich und funkeln wie die Huren und lärmen lauter mit Metall und Glas.

Es ist, als ob ein Trug sie täglich äffte,

sie können gar nicht mehr sie selber sein;

das Geld wächst an, hat alle ihre Kräfte und sie wie Ostwind groß, und sie sind klein

und ausgeholt und warten, dass der Wein und alles Gift der Tier- und Menschensäfte

sie reize zu vergänglichem Geschäfte....

Dazu  noch ein Link ;)

https://www.planet-mexiko.com/chiapas/san-cristobal-casas/