Kultur | Salto Return

#200317

In Salto Return geht es nicht um Heilige. Aber um Heil-Verweigerer, Bozner Seligkeiten zwischen Himmel und Erde. Und zwei Zufälle.
Sessellift
Foto: Foto: Salto.bz

Josephus
„Morgen lassn wir den Vatti richtig hochleben, gell Kinderlein!“ hörte ich am Samstag auf einem Sessellift eine junge Mutti zu ihren Kindern sagen, als ich ungewollt Platz nehmen durfte, inmitten einer Bozner Familie. Der Zufall wollte es so, „heiliger Josef“ dachte ich.
„Heute lassns den Josef Mayr-Nusser hochlebn, diese bsondre Bozner Seligkeit“ antwortete der Vatti zur Gatti(n) und fügte hinzu: „Auch wenn`s schon sehr peinlich gwesn ist, wie sich die Kirch während der politisch schwierigen Zeit bei den Nazis verhalten hat.“ Ich schwieg, sie antwortete: „Entschuldigen tun sich die Pfaffen nicht gern, da beichtns lieber. Meno male, benutzn`s halt einen, oder besser gsagt missbrauchens einen, für ihre Zweck.“ Ich schweigte erneut.
Er: „Kinderlein! Jetzt müss`mer aussteigen. Klappe hoch.“ Sie: „Fahrts dem Herrn da nicht vor die Skier. Sonst fällt er noch hinaus und tut sich magari weh, am Knöchele“. Alle lachten.
Ich nicht, denke mir Amen, und erkenne mein Gesicht in jenem des Liftboys – ernst, gelangweilt, aber weiterhin konzentriert und motiviert.

Josefi
Vatertage sind für die Medien stets passend, um Geburtsstatistiken in Umlauf zu bringen. Jene zu Südtirol sind gar nicht schlecht. So lese ich im Corriere von vielen Geburten (allerdings auch von vielen Selbstmorden).
Was wollen Geburtshelfer, Bestatter, Soziologen Psychotherapeuten, Apotheker, Volkstänzer und Vollkoffer also mehr? Sie klatschen - ob der aktuellen Statistik - in die Hände und singen am Vatti-Tag das relativ moderne Wiener Josefi-Lied, das Lied vom Sepp, mit welchem 2010 der Sing- und Songwriter PauT, den österreichischen Protestsong-Contest gewonnen hat. (Passt auch am Herz-Jesu-Sonntag)
Von einem Bozner Studenten in Wien entdeckt, der das Lied seiner Mutti „via skype nach Bozn gschickt hat“, ist das Seppele-Liedele am Josefi-Tagele aus Bozen nicht mehr wegzudenken. Überraschenderweise erlebt es, vor allem in den besser(sprechend)en Kreisen der Landeshauptstadt, sehr großen Zuspruch. „Das Lied tut irgendwie heiß machen“ hört man. Hören sie selbst.

Der Sepp hat gsagt... / Quelle: pauT, Youtube

Josef
„Abgefuckt statt abgefackelt“ lautet hingegen das Motto einer zeitgenössischen Bozner Seligkeit namens Josef. Ausgehend von der Webmarke franz erscheint es als Travel-„Büchl“, für Gäste, Gasthäuser und werbetechnisch geschickte Gastgeber, nun auch für Meran und Umgebung. Die Macherinnen und Macher von Josef haben sich passend für die Präsentation, Merans abgefuckteste Bude, das Ottmanngut (Suite & Breakfast) ausgewählt. Hier wird das neue Medienprodukt den Leuten vorgestellt, am 22. März von 18 bis 21 Uhr.
„Kommens zahlreich.“

Und jetzt: Zufall Nummer 2
Ich treffe die Bozner-Skifamily, beim Frühlingsspaziergang zum Papitag in Limone am Gardasee. Und sie reden doch tatsächlich über den Josef von franz. Ich gebe mich nicht zu erkennen und lausche.
Sie: „Das neue Josef-Büchl über Meran wird schon ein wenig boznerlen. Nicht?“
Er: „Ob sich die Meraner das gfalln lassn. Sind ja irgendwie auch Extrawürst“
Sie: „Also mir hat das Büchl über Bozn sehr gfalln, wenig Text, viele Bilder. Fein“

Er: „Und Trauttmansdorff ist ja fast schon wie der Lago di Garda, ein Gartensee. Und ein Museo del turismo habn`s ebenfalls“
Sie „Dai, da machmer ab 1. April einen salto hinauf. Da dürft wieder offen sein.“