Gesellschaft | Hinschauen

Diskriminiert am Arbeitsplatz

Elf Prozent der Beschäftigten in Südtirol haben 2017 am Arbeitsplatz Benachteiligungen erfahren. Frauen öfter als Männer, Einwanderer häufiger als “Einheimische”.
Diskrimination
Foto: Pixabay

Am 21. März begeht die UNO den Welttag gegen Rassismus. Das Arbeitsförderungsinstitut AFI nimmt dies zum Anlass, um nachzufragen, wie es in der Südtiroler Arbeitswelt mit Diskriminierung und Benachteiligung aussieht.

Das Hauptergebnis: Insgesamt geben 11% der Beschäftigten in Südtirol an, innerhalb der letzten 12 Monate vor dem Befragungszeitpunkt in der Arbeit Benachteiligungen erfahren zu haben: 5% der Beschäftigten wegen ihres Alters, 4% wegen ihrer Sprache, 3% wegen ihrer Herkunft/Hautfarbe und jeweils 2% wegen ihrer Nationalität, ihres Geschlechts oder ihrer Religion/Beeinträchtigung/Sexuellen Orientierung.  

Mit den 2% der Südtiroler Befragten, die angeben, wegen ihres Geschlechts am Arbeitsplatz benachteiligt worden zu sein, liege Südtirol genau im EU-Durchschnitt, heißt es aus dem AFI. Doch haben im Verhältnis viermal mehr Frauen als Männer angegeben, wegen ihres Geschlechts benachteiligt worden zu sein. “Trotz der kleinen Prozentzahlen ist die Größenordnung statistisch bedeutend”, betonen die AFI-Forscher.

Im Ländervergleich stellen sich Südtirols Daten wie folgt dar: Merkmal Herkunft/Hautfarbe gleich wie Österreich, aber höher als Italien und Schweiz (2%), viel höher als Deutschland (0,3%). Bei Herkunft im Sinne von Staatszugehörigkeit liegen die 2% Südtirols deutlich unter Österreich (5%) und der Schweiz (4%). Die Benachteiligung aufgrund des Geschlechts von 2% entspricht in Südtirol den Werten Italiens, der Schweiz und der EU-28; Österreich liegt aber doppelt so hoch (4%), Deutschland nur auf 1%. In der (zusammengefassten) Kategorie Religion/Beeinträchtigung/Sexuelle Orientierung liegt Südtirol mit seinen 2% im gesamtitalienischen Schnitt. Deutschland, die Schweiz und die EU-28 liegen bei 1 %, der österreichische Wert ist wiederum der höchste (6%).

Bezüglich des Merkmals Sprache hat das AFI im Südtiroler Fragebogen das Merkmal “Benachteiligung aufgrund der Sprachgruppe” hinzugefügt. Demnach fühlen sich in Südtirol wegen ihrer Sprachzugehörigkeit 12% der Befragten mit Migrationshintergrund und 9% der italienischsprachigen Beschäftigten benachteiligt. Deutschsprachige und bikulturelle (deutsch-italienische) Südtiroler fühlen sich hingegen kaum benachteiligt.

Vermehrt treten Benachteiligungserfahrungen bei Einwanderern bzw. Personen mit Migrationshintergrund auf. Mehr als ein Fünftel der Personen (22%), welche aus Arbeits- oder sonstigen Gründen aus dem Ausland nach Südtirol zugewandert sind, geben an, in Bezug auf mindestens eines der befragten Merkmale in der Arbeit benachteiligt worden zu sein. Von den “Einheimischen” (also Ansässige, deren beide Eltern bereits im Land geboren sind) machten nur 9% Benachteiligungserfahrungen.

“Die mit dem EWCS Südtirol 2016 erhobenen Daten erlauben eine erste Quantifizierung der Benachteiligungen in der Südtiroler Arbeitswelt. Wenn das Ausmaß auf den ersten Blick auch überschaubar erscheint, so zeigt die genauere Analyse der Daten doch einen gewissen Handlungs- und Sensibilisierungsbedarf auf”, sagen die Forscher im AFI.