Umwelt | Referendum

Die Grödner Böden: Ein Referendum?

Die Initiativgruppe „Nosc Cunfin“ setzt sich weiter für den Erhalt der Cunfin-Böden und gegen eine Skiverbindung ein. Als nächster Schritt ist ein Referendum geplant.
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Foto: Carlo Alberto Zanella - Nosc Cunfin
„Wenn man 40 Jahre zurückgeht, sieht man wie schon damals dafür gekämpft wurde, dass da oben nichts gemacht wird.“
Mag wohl sein, dass „kämpfen“, kein schönes Wort ist, wie Sara Stuflesser, Gemeinderätin in St. Ulrich, Lehrerin und Mitglied der Initiativgruppe „Nosc Cunfin“ zugibt, jedoch kann es auf die Aktivität etlicher Bürger die sich in den vergangenen Monaten (und Jahren) gegen die Errichtung einer Verbindung zwischen Monte Pana und Saltria eingesetzt haben, zutreffen.
 
Monte Pana und Saltria gehören jeweils zu den Skigebieten Monte Pana - Ciampinoi - Sellajoch und Seiser Alm. Diese Gebiete sind bis heute voneinander getrennt, jedoch liegt schon seit einiger Zeit der Plan vor, diese endlich miteinander zu verbinden. Das Problem dabei ist, dass zwischen ihnen die Plans de Cunfin - die Cunfin Böden - liegen. Diese sind ein Wasserschutzgebiet mit Trinkwasserquellen für St. Ulrich in Gröden und ein Lebensort für geschützte und schützenswerte Flora und Fauna.
 
Die Gruppe „Nosc Cunfin“ – Unser Cunfin – wurde im Jahr 2020 gebildet und zählt circa 800 Unterstützer aus verschiedenen Gemeinden um die Seiser Alm und Langkofelgruppe.
Sara Stuflesser ist eine von den aktivsten Mitgliedern und erzählt, wie die Gruppe sich in den letzten Monaten mit dem Vorschlag der Errichtung eines Naturparks und mit einer geplanten Volksbefragung für den Erhalt des Gebietes eingesetzt hat.  
 
„Es gibt bereits Beschlüsse die ansuchen den Langkofel und die gesamte Langkofelgruppe in einen Naturpark einzuschließen. Diese wurden bereits vor über 10 Jahren von der Gemeinde Wolkenstein gemacht und sind heute noch gültig, fanden aber in der Gemeinde Kastelruth keine Unterstützung. Grund dafür waren die Anreiner, da die Angst da war, dass mit einem Naturpark Einschränkungen folgen würden. Zudem hätte man die Langkofelgruppe in den Naturpark Schlern-Rosengarten mit einbinden sollen, dies kam aus Marketing- und politischen Gründen für die Gemeinde Kastelruth jedoch nicht in Frage. In diesem Fall war ihre Position ausschlaggebend, da die Gemeinde den meisten Grund um den Langkofel hat.“ erklärt Stuflesser.
 
Trotz den schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit, haben einige von Nosc Cunfin den Vorschlag die Langkofelgruppe und damit die Cunfin Böden zu einem Naturpark zu machen vor etwa zwei Wochen vor die Landesrätin Kuenzer gebracht. Damit könnte man der 30% Schwelle an naturgeschützten Gebieten in Südtirol und der Aufnahme der Langkofelgruppe in das UNESCO Welterbe, einen Schritt näherkommen.
 
Trotz anfänglichem Enthusiasmus und Zuversicht, stellt sich das Vorhaben länger und komplizierter dar, als anfänglich geplant.
„Das Problem ist, dass man den Konsens aller Gemeinden die Grundbesitzer sind, braucht.“ erzählt die Gemeinderätin. „Deswegen wird ein Referendum jetzt doch noch die einzige Lösung sein.“
 
Im letzten Stand hieß es, dass die Gemeinde St. Christina, Besitzer des Grundes vom Monte Pana und daher ausschlaggebend in der Entscheidung, als Lösung für die Verbindung einen Zug vorgeschlagen hatte, der von Monte Pana bis nach Saltria entlang der existierenden Straße fahren sollte. Die erste Machbarkeitsstudie, die abgegeben wurde, ist aber nicht durchgekommen: es muss zuerst der Skipistenplan geändert werden, dann erst kann das Projekt weitergehen.
„Wir wollen genau das vermeiden, denn wenn da jetzt eine Skipiste eingetragen wird und der Plan dann durchkommt, wird es fast unmöglich das Projekt aufzuhalten.“ ergänzt Stuflesser mit Nachdruck.
 
 
Doch gibt es noch eine Möglichkeit dem vorzukommen: Der Masterplan „Vision Gherdëina“, der 2010 von Bürgern und Experten aus den verschiedensten Bereichen erstellt wurde, der die Erwartung über die Entwicklung des Grödentals in den nächsten Jahrzehnten beinhaltet, wurde mit einer neuen Klausel ergänzt: Bevor die Entscheidung getroffen wird, ob die Skizonen zusammengefügt werden, muss man zuerst die Bürger in die Entscheidung miteinbeziehen und es muss eine Arbeitsgruppe mit allen Stakeholdern der vom Masterplan betroffenen Gemeinden (St. Ulrich, St. Christina, Wolkenstein, Lajen, Kastelruth) organisiert werden.
 
Bis dies nicht gemacht wird, wird die Provinz kein Projekt akzeptieren und bewerten, erklärt Stuflesser und ergänzt: „Die Bevölkerung miteinzubeziehen, bedeutet alles und nichts, man könnte einen Bürgerabend machen und damit hätte es sich erledigt. Wir als „Nosc Cunfin“ wollen aber, dass die Bevölkerung tatsächlich in die Entscheidungen miteinbezogen wird, da ist ein Referendum unserer Meinung nach die beste Lösung.“
 
Eine Volksbefragung ist aber nicht wirklich einfach zu organisieren. Ein Weg würde vorsehen, dass die zuständige Gemeinde durch einen Beschluss ein Referendum ankündigt. In diesem Fall, ist jedoch die Gemeinde von St.Christina, nicht an einer Volksbefragung interessiert, daher muss ein Volksbegehren initiiert werden. Dies bedarf einer Unterschriftensammlung und der Beantwortung der Frage, welche Gemeinden in die Wahlen miteinbezogen werden sollten.
Zudem muss man sicher sein, dass sich die Mehrheit gegen die Verbindung Monte Pana Saltria ausspricht, denn sonst wäre es „ein Schuss nach hinten“, so Stuflesser. Trotzdem bleibt der Kern des Referendums für die „Nosc Cunfin“ Gruppe, dass die Bürger dabei mitstimmen dürfen. „Wenn dann auch das Ja gewinnen sollte, dann war das aber zumindest demokratisch gewählt.“
 
Die Initiativgruppe "Nosc Cunfin" wurde aus der Lia per Natura y Usanzes geboren und setzt sich aktiv für die Cunfin Böden ein, auch wenn einige ihrer Mitglieder sich auch über Themen wie bspw. die Projekte für die Ski-WM in Gröden für das Jahr 2029 ausgesprochen haben.
Die Angelegenheit der Verbindung zwischen Monte Pana und Saltria fing auch die Aufmerksamkeit anderer. Im Juli 2020 wurde ein Beschlussabkommen präsentiert, welches die Landesregierung beauftragte, sich dem Schutz des Gebietes und der Aufnahme dessen in das UNESCO Welterbe zu widmen. Dieses Abkommen wurde mit einem knappen Resultat abgelehnt.
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Josef Fulterer Mi., 22.06.2022 - 06:21

Antwort auf von Dietmar Nußbaumer

Die Verbindung Monte Pana / Salteria wird vom Tourismus als absolut notwendig herbei gejammert und soll mit einer Zahnradbahn, entlang der Militärstraße verwirklicht werden. Außer den sehr hohen Kosten für den Bau und die Wartung, ist auch der Weidebetrieb im Sommer (... Schienenfahrzeuge haben einen bis zum 10fachen Bremsweg, außer die Bahn wird im Sommer still gelegt), die Schneeräumung in diesem Gebiet mit sehr hohem Schneefall und die Vereisung der Zahnstangen zu bedenken.

Mi., 22.06.2022 - 06:21 Permalink
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M A Mi., 22.06.2022 - 11:42

Warum wird die Verbindung Monte Pana - Seiseralm nicht grundlegend in Frage gestellt?
Im Tal gibt es gut funktionierende Skibusse.
Auch der "Winterverkehr" mit den stinkenden Dieselbussen gehörte endlich abgeschafft!

Mi., 22.06.2022 - 11:42 Permalink