Gesellschaft | Schicksal

“Gelernt, auf mich zu hören”

Alex Schwazer sprach im Krankenhaus von Sterzing über seine Dopingsünden, Rückschläge und Motivation.
Alex Schwazer in Sterzing
Foto: Sabes

Es sei “eine Art Trotzreaktion meinerseits” gewesen, sein Entschluss, zu dopen. “Ich hätte nach meinem Olympiasieg 2008 in Peking eine Pause gebracht, habe das aber nicht zugelassen und stattdessen noch härter trainiert.” Verbissenheit, unbedingter Siegeswille und “das Wissen, dass die Konkurrenten rundherum Doping praktizierten” haben Alex Schwazer schließlich zur fatalen Entscheidung geführt, Doping zu praktizieren, “nach dem Motto: So, dann dope ich halt auch”. Ganz offen sprach der ehemalige Geher aus Kalch am Dienstag im Sterzinger Krankenhaus über die vergangenen Jahre und wie es ihm nach seiner Doping-Beichte 2012 ging.
Nach Sterzing geladen hatte der Südtiroler Sanitätsbetrieb im Rahmen der Veranstaltungsreihe anlässlich seines zehnjährigen Bestehens “SABES 007-zehn Jahre SABES”. Roter Faden der Veranstaltungsreihe sind die Themen Motivation und Resilienz in Zeiten der Veränderung. Aus seiner eigenen Erfahrung sprach Alex Schwazer darüber, wie man es schafft, Rückschläge und Tiefpunkte zu überwinden und motiviert zu bleiben.
Die Zeit, nachdem seine Dopingpraktiken aufgeflogen waren, sei “sehr schwierig” gewesen, so Schwazer vor dem zahlreich erschienenen Publikum – darunter auch Gesundheitslandesrätin Martha Stocker.

Per Videobotschaft lud Alex Schwazer höchstpersönlich zur Veranstaltung mit ihm ein

 

“Ich habe in dieser Zeit gelernt, auf mich selbst zu hören. Du kannst nicht darauf warten, bis dir jemand sagt, was du tun oder nicht tun sollst. Du musst für dich entscheiden und dann den eingeschlagenen Weg konsequent verfolgen.” Ab einem gewissen Zeitpunkt habe er Berichte über sich einfach nicht mehr zu lesen, erklärte Schwazer – und schickte eine Kritik an die Medien nach: “Medien berichten immer extrem: Entweder ist etwas ganz toll oder ganz schlecht, dazwischen gibt es nicht.” Auch zu seinem zweiten Dopingfall äußerte sich der Kalcher: “Das sportgerichtliche Verfahren ist abgeschlossen, jetzt hoffe ich, dass im gerichtlichen Verfahren bald die Wahrheit ans Licht kommt. Dafür kämpfe ich.”