Politik | Landtag

„Diese Kommission ist nicht zulässig“

SVP-Fraktionssprecher Dieter Steger über den Untersuchungsausschuss zur Sparkasse und seine Überzeugung, dass Bank und Stiftung mit der Politik nichts zu tun haben.
Dieter Steger
Foto: Hannes Prousch
Salto.bz: Herr Steger, wie stehen Sie als SVP-Fraktionssprecher zur Untersuchungskommission Sparkasse, die von der Opposition im Landtag beantragt wird?
 
Dieter Steger: Ich bin überzeugt, dass diese Untersuchungskommission nicht zulässig ist. Wenn ich Landtagspräsident wäre, würde ich sie jedenfalls nicht zulassen. Bei der Sparkasse handelt es sich um ein Privatunternehmen, auf das der Landtag überhaupt keinen Einfluss hat. Bei der Untersuchungskommission zum SEL-Skandal ging es um ein öffentliches Unternehmen und da ist es selbstverständlich, dass der Landtag sich äußern muss und kann. In diesem Fall aber ist das Instrument Untersuchungsausschuss völlig falsch. Zudem laufen im Übrigen auch Ermittlungen der Justiz parallel und es gibt keinerlei Handlungsspielraum für den Landtag. Was soll der Landtag tun?
 
Das Thema politisch aufarbeiten und für die Bürger transparent machen?

Diesen Untersuchungsausschuss will im Grunde genommen nur ein Mensch. Das ist der 5-Sterne-Abgeordente Köllensperger, der damit den Wahlkampf für sich selbst bestreiten will.
In diesem Fall aber ist das Instrument Untersuchungsausschuss völlig falsch.
Das Parlament hat eben einen 40köpfigen Untersuchungsausschuss zu den italienischen Bankenskandalen eingerichtet. SVP-Senator Karl Zeller sitzt als Sekretär des Ausschusses sogar im vierköpfigen Präsidium. Was in Rom geht, soll in Bozen illegal sein?
 
Ich gehe davon aus, dass der Staat Italien im Bankenwesen eine direkte gesetzgeberische Zuständig hat. In Bezug auf einen Privatbetrieb hat das Land null Zuständigkeiten. Ähnlich könnte man morgen sagen, wir machen eine Untersuchungskommission über irgendeine andere große Südtiroler Firma. Das geht einfach nicht. Wir haben keine Zuständigkeit.
 
Sie machen es sich einfach: Im Südtiroler Autonomiestatut ist festgelegt, dass das Land die Zuständigkeit auch über die „Ordnung der Sparkassen“ hat und vor allem gibt es einen Artikel, der lautet: “Die Provinz ernennt nach Einholen der Stellungnahme des Schatzministeriums den Präsidenten und den Vizepräsidenten der Sparkasse.“ Die Bestimmung wird zwar derzeit nicht angewandt. Sie besteht aber.
 
Aber das Land kann nicht in die Geschäftsgebarung eingreifen. Der Sparkassenpräsident wird von den Aktionären gewählt und nicht von der Landesregierung...
 
Diese Entscheidung fällt der größte Aktionär. Das ist mit über 66 Prozent die Stiftung Sparkasse. Dort aber hat die Landesregierung fast zwei Jahrzehntelang den Präsidenten und den Vizepräsidenten ernannt. Gerhard Brandstätter wurde drei Mal per Landesregierungsbeschluss zum Stiftungspräsidenten gemacht. Also nichts zu tun?
 
Früher war die Sparkasse sicher ein öffentliches Unternehmen. Aber inzwischen ist das anders. Die Landesregierung ernennt inzwischen auch die Stiftungsspitze nicht mehr. Aber nochmals: Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Es geht mir nicht um eine inhaltliche Wertung. Denn alles, was in der Sparkasse passiert ist, kann man gerade in Ihrem  Buch „Bancomat“ nachlesen. Man weiß in der Öffentlichkeit, was Sache ist. Große Neuigkeiten werden also nicht herauskommen. Mein Problem bei diesem Thema ist aber – und hier erlauben Sie mir, dass ich auch als ehemaliger Landtagspräsident rede - die rechtliche Zulässigkeit. Das zu klären, ist jetzt Aufgabe des Landtagspräsidenten Roberto Bizzo. Ich bin aber der Meinung, dass diese Kommission nicht zulässig ist.
Diesen Untersuchungsausschuss will im Grunde genommen nur ein Mensch. Das ist der 5-Sterne-Abeordente Köllensperger, der damit den Wahlkampf für sich selbst bestreiten will.
Sie sagen also: Deckel darauf und tausende Bürgerinnen und Bürger haben eben Pech gehabt, dass sie ihre Ersparnisse verloren haben?

Nein, die Ermittlungen laufen und dabei werden die Verantwortlichkeiten abgeklärt werden. Aber hier kann der Landtag nichts tun. Man kann nicht den Landtag für Sachen einspannen, wo er keine Zuständigkeiten hat.
 
Es gibt aber einen Präzedenzfall. Es gab eine Untersuchungskommission des Landtages zur „Milkon“. Dort hat das Land weit weniger zu sagen?
 
Ich kenne die Präzedenzfälle nicht.
 
Unbestritten ist, dass die Stiftung Sparkasse den Südtirolerinnen und Südtirolern gehört. Die Stiftung und damit die Allgemeinheit werden rund um die Sparkasse am Ende zwischen 400 und 500 Millionen Euro verloren haben. All das geht die Politik aber nichts an?
 
Sie müssen mir erklären, was der Landtag tun soll? Wenn der Abgeordnete Köllensperger sich mit diesem Thema befassen will, dann soll er es tun. Er hat als Abgeordneter....
 
Mit Verlaub, der Antrag wurde von insgesamt 14 der 35 Landtagsabgeordneten unterzeichnet?
 
Einverstanden. Sie wissen aber, der eine oder andere hat sich auch bei dieser Entscheidung unter Druck gesetzt gefühlt. Köllensperger hat alle Möglichkeiten als Abgeordneter sich zu bewegen. Aber der Landtag kann zu diesem Thema keine Schlüsse ziehen. Er kann keine Initiativen setzen, was auch immer als Ergebnis herauskommen wird.
Das ist dann Bizzos Verantwortung. Ich will nicht etwas verhindern.
Was wird die SVP tun, wenn Landtagspräsident Roberto Bizzo anderer Meinung ist, und den Untersuchungsausschuss zulässt?
 
Kein Problem. Das ist dann Bizzos Verantwortung. Ich will nicht etwas verhindern. Sondern ich sage: Diese Kommission ist meiner Meinung nach im Sinne der Geschäftsordnung unzulässig. Die Geschäftsordnung sieht nur dann eine Untersuchungskommission vor, wenn die Materie in die Zuständigkeiten des Landes fällt. Oder wenn der Landtag Schlüsse ziehen und Akte setzen kann. Wenn Bizzo diese Kommission zulässt, dann müssen wir jede Untersuchung über jedes Unternehmen, das in Südtirol relevant ist, zulassen. 
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alfred frei Fr., 20.10.2017 - 15:01

Die Machtkonstellation Sparkasse - Landesregierung auf eine Eigentumsfrage reduzieren ist, gelinde ausgedrückt, ein Zeichen der Blauäugigkeit, das im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit seinen Platz findet. In diesem Sinn sind auch die 13 Unterschriften
zu verstehen, die der Schelm Köllensperger den Unterzeichnern des Antrages abgeluchst hat, einzuordnen. Aber wann kommt in Südtirol für die Allgemeinheit das Jahr der Wiedergutmachung Herr Steger ?

Fr., 20.10.2017 - 15:01 Permalink