Wirtschaft | Südtiroler CBD

Die Saltner & das Gras

Die Saltner waren die historischen Weinberghüter im Alpenraum. Vor kurzem sind sie wieder auf der Bildfläche erschienen, aber nicht am Weinberg, sondern im Cannabisfeld.
Der Saltner ist zurück!
Foto: Bio Hemp Südtirol

Die Saltner (lat. „saltuarius“: Verwalter) waren bis ca. 1950 über mehrere Jahrhunderte die Weinberghüter in Südtirol (und Österreich) und verpflichteten sich den Bauern ihr jeweiliges Weingut vor ungebetenen Gästen zu schützen. Sie vertrieben Diebe und Tiere mit ihrer auffallenden Kleidung und wenn es sein musste mit der Hellebarde oder der Schreckschusspistole. Prachtvolle und mysteriöse Figuren sind die Saltner: Die Kleidung besteht aus ledernen Bundhosen, Gamaschen, einem bestickten, breiten Gurt, Eberzähnen um den Hals, Gefieder auf dem Kopf und Tierpelze als Umhang. Die Weinberghüter waren junge, ledige, rechtschaffene Männer und wurden vom Weinbergbesitzer bei einer Zeremonie mit exzessivem Weingenuss auserwählt. Ein ehrenwerter und gut bezahlter Beruf, der immer von Ende Juli bis zum Ende der Ernte befristet war.

Nach 70 Jahren wurden nun wieder Saltner gesichtet. Diese beschützen jedoch nicht mehr die Südtiroler Weinplantagen, sondern die Südtiroler Cannabisfelder.

Der legale Cannabisanbau in Südtirol

 

Die Cannabis-Bauern Manuel Santner und Philipp Klotzner von Bio Hemp Südtirol, dem ersten Sammel-Vertrieb für Cannabisproduzenten in Südtirol, haben die Saltner wieder zum Leben erweckt. “Immer mehr Obstbauern in Südtirol sympathisieren mit der Hanfpflanze. Es gibt bereits mehrere Produzenten, die mit dem Anbau von Cannabis versuchen sich ein zweites Standbein aufzubauen.”, erzählt Philipp. In Italien darf seit 2016 Cannabis light legal angebaut werden. Der berauschende Wirkstoff THC liegt bei diesen Pflanzen bei unter 0,5%. Zurzeit gibt es zwei Arten von zugelassenen Cannabisanbau in Südtirol.

Bei der ersten geht es um die Extraktion des CBD Wirkstoffs. Hierfür ist eine akribische Aussortierung der männlichen Pflanzen nötig. Je besser das gelingt, desto schöner und gehaltvoller werden die weiblichen Blüten, welche dann ausschließlich geerntet werden. Momentan werden diese in einem Schweizer Labor zu CBD-Öl für verschiedene CBD-Produkte weiterverarbeitet. Das langfristige Ziel von Philipp und Manuel ist es, die ersten Südtiroler Cannabissorten schützen zu lassen.”, erklärt Philipp, der selbst mithilfe von medizinischen CBD erfolgreich eine langwierige Verletzung therapieren konnte. 

Bei der zweiten Anbaumethode geht es um die Weiterverarbeitung der Hanfpflanze zu Lebensmitteln. Dafür werden die männlichen Pflanzen gezüchtet, dessen Blüten so gut wie keine besonderen Wirkstoffe haben, aber dafür die begehrten Hanfsamen enthalten. Aus werden das Hanfsamenöl und das Hanfsamenmehl gewonnen.

Hanf ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Erde und die heilsame Wirkung seiner Inhaltsstoffe wurde bereits in zahlreichen Studien bestätigt. Wie im Rest der Welt sehen auch die jungen Südtiroler Bauern großes Potenzial in der Cannabispflanze und ihrer positiven Wirkung auf den Menschen.

 

Warum sind die Saltner zurück?

 

Das Problem der Südtiroler Cannabis Produzenten ist, dass es zunehmend Einbrüche auf den Feldern gibt und Pflanzen gestohlen werden. Trotz hohen Zäunen und Videoüberwachung kommt es immer wieder zu Beschädigungen und Diebstählen. Die Schäden belaufen sich insgesamt auf mehrere Zehntausend Euro. Ein paar der Cannabis-Bauern haben bereits eine Video-Überwachung installiert und über 20 Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren identifizieren können, die bei den Vandalen-Akten beteiligt waren. „Einerseits will man keine Anzeige erstatten, um den Jugendlichen nicht das zukünftige Leben durch eine Vorbestrafung zu verbauen, andererseits sind wir Bauern aber gezwungen den Diebstahl der Pflanzen zu melden, damit wir nicht selbst in Verdacht geraten, wenn der fehlende Hanf dann beispielsweise auf dem Schwarzmarkt verkauft wird.“, erklärt Manuel besorgt. Die Cannabisblüten können ohne professionelle Weiterverarbeitung nicht verwendet werden und enthalten nicht die benötigte Menge THC, die für die berauschende Wirkung nötig ist. Falls die Pflanzen auf dem Schwarzmarkt verkauft werden, setzen sich die Jugendlichen aufgrund des Betruges einer enormen Gefahr aus, abgesehen davon, machen sie sich gleich auf mehreren Ebenen strafbar (Einbruch, Diebstahl, Beschädigung, Schwarzmarkthandel).

Aufgrund dieser Ereignisse haben sich die Cannabisbauern auf die historische Figur des Saltners besonnen, welcher jetzt durch Südtirols Cannabisplantagen streift und die vielversprechenden Hanfpflanzen vor unliebsamen Eindringlingen verteidigt.