Kultur | Salto Afternoon

Luna im Mondschein

Chiara Luna Mariani stellt 18 Bilder im Bozner Hotel Mondschein aus. Sie beinhalten bekannte Motive, klare Botschaften als Wegweiser oder dienen als Untersetzer.
luna5.jpg
Foto: Salto.bz

Chiara Luna Mariani sitzt neben einem Koffer voller Bilder im Garten des Hotels Mondschein in Bozen. Für den heutigen 20. Oktober (18 Uhr) hat sie die Vernissage ihrer Ausstellung Vietato ai minori angekündigt, in welcher sich dann bis zum 28. Oktober insgesamt 18 kleinformatige Bilder im Parterre des behutsam renovierten Hotels unter die Leute und Möbel mischen. Chiara Luna, was in der deutschen Übersetzung soviel wie Klarer Mond heißt, zeigt in der verspielten Schau, was sie in den schlaflosen Nächten der vergangenen Monate künstlerisch gemacht hat, „zunächst durchaus planlos“, wie sie zugibt, „aber schon bald mit einer klaren Idee“.
 


„Da ich wegen eines körperlichen Gebrechens und den daraus resultierenden Schmerzen kaum den nötigen Schlaf fand, arbeitete ich während der wachen Nachtstunden an diesen kolorierten Bildern“, erzählt sie rückblickend. Der Mond war in den dunklen Nächten sozusagen der passende Begleiter, der Fokus auf das Tun der Künstlerin. Dabei will sich Chiara Luna nicht als Künstlerin sehen oder bezeichnen, sie sei „eine Handwerkerin mit künstlerischem Anspruch“ korrigiert sie, die mit ihren Arbeiten aber vor allem eines will: „Die Menschen zu mehr Offenheit motivieren!“ Sie sei eigentlich „eine Anarchistin“ erzählt sie, auch wenn ihr das lange „nicht so bewusst“ gewesen war. „Es ist ja auch mein Vater Anarchist“ erwähnt sie stolz und berichtet von ihrer Kindheit und Jugend in einem Elternhaus, wo der Besuch und das Gespräch mit vielen Intellektuellen der lokalen Kunst- und Kulturszene an der Tagesordnung stand. Chiara Lunas Vater ist Giancarlo Mariani, ein begnadeter Übersetzer von deutschsprachiger Literatur ins Italienische, der einst in Bozen die erste Federazione Anarchica Informale eröffnete, eine kleine Föderation, die lokal handelte und international dachte. Er arbeitete für verschiedene Kulturmagazine, erdachte Sendereihen für TV und Radio zu literarischen und musikalischen Themen, übersetzte den Südtiroler Dichter norbert c. kaser aber auch den alten Wilhelm Busch, oder Paul Celan sowie viele weitere Größen der Antikriegsliteratur. In diesem durchaus anarchen und literarisch wie politisch aufgeladenen mehrsprachigen Dunstkreis wächst Chiara Luna auf, verbringt ihre Zeit mit den Eltern immer wieder bei Verwandten im Ultental, bei einem Onkel auf der Insel Elba, in St. Pauls oder in Bozen.
 

Mein Planet ist ein schmucker Planet, auf welchem es egal ist, ob du ein Notar bist oder im Gefängnis warst.
(Chiara Luna Mariani)


„Einmal ging ich ans Telefon“, erinnert sich Chiara Luna, „und da war eine gewisse Margherita Hack am anderen Ende der Leitung, die eine Übersetzung von meinem Vater wollte.“ Hack, eine italienische Astrophysikerin und Wissenschaftsjournalistin, war die erste Frau in Italien, die eine Sternwarte leitete, große internationale Bekanntheit als Astrophysikerin erlangte und politisch links stehend für „gleiche Startbedingungen für alle“ eintrat, „unabhängig von Herkunft, Einkommen und familiären Umständen.“ Und dann kam der Tag, als die Sternen- und Planetenforscherin einmal persönlich Chiara Luna gegenüberstand und zur Tochter ihres Übersetzers sagte: „Du wirst sicher einmal deinen Planeten finden!“ Mittlerweile hat ihn Chiara Luna gefunden: „Mein Planet ist ein schmucker Planet, auf welchem es egal ist, ob du ein Notar bist oder im Gefängnis warst. Hauptsache du bist ein guter Mensch. Auf meinem Planeten dominieren Offenheit, Empathie und das gegenseitige Teilen.“
 


Doch was für Bilder hat Chiara Luna (im Mondschein) für das Mondschein - Luna gemacht? „Es sind einfache Pop Art-Bilder, nichts neues“, gibt sie sich bescheiden und stellt vor allem das Soziale ins Zentrum ihres Schaffens als Lebenskünstlerin, als eine solche sie sich auch gern bezeichnet. Gemäß dem Motto „Fuck the normal people“ hat sie einen Parcours mit 18 Bildmotiven erstellt, der bei der Eröffnung von der Schauspielerin Monica Trettel performativ besprochen wird. Zu sehen sind unter anderem farbige Portraits von Frida Kahlo, Salvador Dalí, Giorgio Moroder oder Brigitte Bardot, die Chiara Luna mit Slogans und persönlichen Sentenzen versehen hat. Immer wieder finden sich Zitate, etwa von Franco Battiato oder anderen Poeten und Liedermachern. Dazu kam auch vor wenigen Tagen die Idee für einen Untersetzer. Wer will, kann einen solchen erwerben und damit auch eine unterstützende Leistung erbringen, denn ein großer Teil der Einnahmen aus Chiara Lunas Merchandising-Idee wird nämlich einem guten Zweck zukommen. Ganz im Sinne des Anarchismus.