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Ist günstiger auch besser?

Warum SAD-Chef Gatterer beim ASGB Bauchschmerzen verursacht – und warum sich Tony Tschenett und Richard Goller an Schilda erinnert fühlen.
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Foto: Hannes Prousch

Ingemar Gatterer zieht erneut gegen das Land vor Gericht. Der SAD-Chef will die Inhouse-Vergabe der städtischen Buslinien an die SASA AG anfechten – und ist sich sicher, wenn nicht vom Verwaltungsgericht Bozen, spätestens vor dem Staatsrat Recht zu bekommen. Als “reinen Opportunismus, der ausschließlich dazu dient, die eigenen Kassen zu füllen”, bezeichnen nun Tony Tschenett, Vorsitzender des Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes (ASGB) und Richard Goller, Sekretär der Fachgewerkschaft Transport und Verkehr im ASGB, die Anfechtung seitens der SAD.
“Wir sind keine Juristen und können nicht beurteilen, inwieweit die Inhouse-Lösung rechtlich fundiert ist – das werden nun die Gerichte klären”, schicken Tschenett und Goller in einer Aussendung voraus. Aber aus gesellschaftspolitischer Sicht sei die aktuelle Lösung, sprich die Inhouse-Vergabe, die beste.
 
“Wenn SAD-Chef Ingomar Gatterer argumentiert, dass sein Betrieb den städtischen Nahverkehr zu günstigeren Kilometerpreisen betreiben könnte als die SASA, dann muss man das so dahingestellt lassen. Nur zu welchen Bedingungen?”, fragen sich die beiden ASGB-Gewerkschafter – und listen seit Langem angeprangerte Zustände bei der SAD auf: “Es ist bekannt, dass der SAD die einheimischen Chauffeure reihenweise abgesprungen sind, sich Klagen über Qualitätseinbußen der Dienste häufen und die vorgeschriebenen Ruhepausen nicht eingehalten werden. Personal wird aus Süditalien und ehemaligen Soldaten rekrutiert, während einheimische Chauffeure sich anderweitig nach Arbeit umsehen müssen. Dass die Zweisprachigkeit vielfach nicht gewährleistet ist, versteht sich in diesem Zusammenhang von selbst.”
Das Land habe auch diese Argumente bei der Inhouse-Vergabe an die SASA berücksichtigt, vermuten Tschenett und Gollder – “das erscheint nur logisch und ist absolut nachvollziehbar”.

Die beiden ASGB-Gewerkschafter stärken den Landesverantwortlichen den Rücken: “Aufgabe des Landes ist es, dafür zu sorgen, dass die Fahrgäste die bestmögliche Qualität geboten bekommen und die Sicherheit aller gewährleistet ist. Dieser Verantwortung sind die Verantwortlichen nachgekommen. Das Land kann sich nicht von Schildbürgerstreichen einzelner Privater vor sich hertreiben lassen.

Tschenett und Goller stellen sich auch hinter die Justiz. Beide betonen, Bauchweh bekommen zu haben, als Gatterer im Rahmen der Pressekonferenz am Montag die Unabhängigkeit der Richter des Bozner Verwaltungsgerichtes in Zweifel gezogen hat. “Solcherart unbedachte Äußerungen beschmutzen das Ansehen der Justiz und sind von einer Person des öffentlichen Interesses unverantwortlich.”