Umwelt | Brixen

Ausgehöhlter Ensembleschutz

Die Gemeinde Brixen hat ihren Ensembleschutzbeirat aufgelöst: "Damit schafft sie einen Präzedenzfall für die Aushöhlung des Ortsbilds- und Ensembleschutzes".
Villa Bressanone
Foto: Grüne Verdi Verc

 Der Bürgermeister von Brixen, Hans Peter Brunner, hat den Beirat zum Ensembleschutz, der seit 17 Jahren neue Bau- und Sanierungsprojekte in den verschiedenen Ensembleschutzzonen bewertet, aufgelöst. Die Gemeinde begründet diese Entscheidung mit der Entbürokratisierung der öffentlichen Verwaltung und erntet dafür scharfe Kritik vom Heimatpflegeverband Südtirol, dem Kuratorium für technische Kulturgüter und dem Verein heimat Brixen/ Bressanone.

"Der Ensembleschutzbeirat hat dank Sachkenntnis und Expertise in vielen Fällen einen schonenden Umgang mit der wertvollen Bausubstanz und dem Ortsbild bewirkt", so die drei Vereine in einer gemeinsamen Stellungnahme. "Die Auflösung des Beirats höhlt den Ensembleschutz aus und schaffe zudem einen Präzedenzfall, der sich negativ auf ganz Südtirol auswirken könnte".

Besonders fragwürdig sei laut den drei schreibenden Verbänden dabei das Argument der Entbürokratisierung, das die Gemeinde Brixen als Grund für die Auflösung anbringt: "Während die echte Bürokratie landauf und landab seltsame Blüten treibt, erlauben sich Gemeindevertreter eine effiziente Kommission, deren Arbeit nicht nur für die Stadtentwicklung und für die Bürger*innen, sondern vor allem auch für die Allgemeinheit und die betroffenen Bauherrn einen Mehrwert und positive Inputs bringt, als bürokratische Hürde zu bezeichnen", heißt es im Schreiben.

 

Gesetzlich geschwächter Ensembleschutz

 

Die Gemeinde Brixen beruft sich in ihrer Entscheidung auf das neue Gesetz für Raum und Landschaft. Damit bestätigt sie die vielfach geäußerten Bedenken der schreibenden Verbände, dass das neue Gesetz den wichtigen Ensembleschutz weiter schwächt: "Mit dem neuen Raumordnungsgesetz ist der Ensembleschutz Gemeindekompetenz. Die Landesämter erhalten lediglich die Mitteilung der Entscheidungen der Gemeinde und übernehmen diese, um sie in die entsprechenden Pläne einzutragen. Damit wird der Ensembleschutz endgültig zum zahnlosen Papiertiger degradiert und der Ortsbildschutz wird den Interessen der Bauspekulanten unterworfen", so die Verbände. "Die Abschaffung der Ensembleschutzkommission ist ein berechtigter Grund zur Sorge, da viele Gemeinden dem internen Druck nicht so leicht standhalten können und daher der Verlust schützenswerter Ensembles und Kulturgüter vorprogrammiert ist".

Das Vorgehen in der Gemeinde Brixen sei aber kein Einzelfall: "Viele Gemeinden Südtirols haben in Sachen Ensembleschutz weder einen Beirat noch einen Schutzbeauftragten, ein großer Teil der Gemeinden hat überhaupt keinen Ensembleschutzplan."

 

Aufruf zur Stärkung des Ensembleschutzes

 

Der Heimatpflegeverband Südtirol, das Kuratorium für technische Kulturgüter und der Verein heimat Brixen/Bressanone/Persenon appellieren deshalb an die Landesregierung und an die Gemeinden, den Ensemble- und Ortsbildschutz ernst zu nehmen und fordern, dass für alle größeren Gemeinden verpflichtend ein Ensembleschutzbeirat aus unabhängigen Experten eingeführt wird. "Nur so kann in den Dörfern und Städten Südtirols eine hohe Lebensqualität garantiert werden".