Gesellschaft | Ernährung

Esssucht, Binge-Eating und Bulimie

Verschiedene Essstörungen kann man oft nicht getrennt voneinander betrachten.
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Foto: (c) unsplash

Die unterschiedlichen Essstörungen getrennt voneinander zu beschreiben ist nicht so leicht, denn nicht selten ist der Übergang von einer zur anderen Störung fließend oder es treten zwei oder mehrere Störungen gleichzeitig auf.

Die in diesem Artikel beschriebenen Störungen zeichnen sich in erster Linie dadurch aus, dass bei jeder dieser Störungen fast immer Essattacken auftreten, in denen Unmengen an Kalorien in sehr kurzer Zeit gegessen werden. Bevorzug werden bei solchen Essanfällen hochkalorische und meist eher ungesunde Lebensmittel, wie Schokolade, Chips, Torten, Hamburger, Pizza, Pommes, Cola oder Limonade.

Esssucht und Binge-Eating-Störung voneinander abzugrenzen ist nur sehr schwer möglich. Tatsächlich spricht man erst seit 1997 von Binge-Eating.

In beiden Fällen haben die betroffenen Personen die Kontrolle über das eigene Essverhalten verloren. Sie kennen kein Hunger- und kein Sättigungsgefühl mehr. Gerade bei der Binge-Eating-Störung werden anfallsartig in extrem kurzer Zeit große Mengen an Kalorien vertilgt. Die Betroffenen haben während dieser Attacken oft ein Ekelgefühl und fühlen sich sehr schlecht. Da bei diesen beiden Störungen keine Kompensationsmaßnahmen ergriffen werden, die großen Mengen an Kalorien wieder „loszuwerden“, sind diese Menschen meist (stark) übergewichtig.

Meschen, die unter Bulimie leiden, haben ebenfalls Essattacken. Sie hingegen ergreifen Maßnahmen, um die große Menge an Nahrung und damit Kalorien wieder loszuwerden. Die häufigste Form ist das selbst herbeigeführte Erbrechen. Es kann aber auch zu einem Missbrauch von Abführmittel oder anderen Medikamenten kommen.

 

Betroffene haben oft einen langen und schweren Weg hinter sich, auf dem sie versuchen, aus dem Teufelskreis auszusteigen.

 

Die Betroffenen haben oft einen langen und schweren Weg hinter sich, auf dem auf verschiedenste Weisen versucht wird, aus dem Teufelskreis auszusteigen. Bei all diese Essstörungen handelt es sich nicht „nur“ um ein falsches Essverhalten! Es sind schwere behandlungsbedürftige psychische Suchterkrankungen.

Neben der psychischen Erkrankung kommen bei diesen Störungen langfristig auch körperliche Schäden dazu. Bei der Esssucht und dem Binge-Eating treten mit dem starken Übergewicht die klassischen Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes Typ 2 oder erhöhte Blutfettwerte auf.

Bei der Bulimie kommt es eher zu einer Mangelernährung wie bei der Magersucht, da durch das Erbrechen oder dem Missbrauch von Abführmitteln wichtige Nährstoffe verloren gehen bzw. im Darm nicht aufgenommen werden können. Besonders zu erwähnen ist hier der Verlust an Kalium, der durch das Erbrechen noch verstärkt wird. Ein Kaliummangel erhöht das Risiko von lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen bzw. eines Herzstillstandes.

Durch das Erbrechen kommen die Zähne immer wieder in Kontakt mit Magensäure, was negative Auswirkungen auf den Zahnschmelz und damit die Zahngesundheit hat. Die Säure greift den Zahnschmelz an, was zu einer Entmineralisierung führt.

 

Bei all diese Essstörungen ist es absolut notwendig, sich professionelle Hilfe zu suchen.

 

Der erste und oft auch schwierigste Schritt ist die Erkenntnis bzw. die Einsicht, dass die betroffene Person an einen Essstörung erkrankt ist. Gerade für Angehörige ist dies oft der schwierigste Teil der Begleitung, da alle Hilfsangebote und Unterstützungsversuche ins Leere laufen. Hier muss man sehr viel Einfühlungsvermögen und Geduld zeigen. Eine Möglichkeit jemanden zur Einsicht zu bringen, kann sein, dass man vorsichtig versucht auf mögliche Folgeschäden des Verhaltens hinzuweisen. Oft kommt aber eine Einsicht erst, wenn der oder die Betroffene die ersten gesundheitlichen Folgen des Essverhaltens spürt.

Sowohl bei starkem Übergewicht, was bei Esssucht und Binge-Eating der Fall ist, aber auch bei Bulimie mit Normalgewicht muss eines der obersten Therapieziele eine Normalisierung des Essverhaltens sein.

Parallel dazu sollte immer eine psychotherapeutische Behandlung stattfinden. Auf Essstörung geschulte Psychotherapeuten können den Betroffenen einen Ausweg aus der oft schwierigen Situation eröffnen und sie unterstützend begleiten, unangenehme Gefühle oder gar Ängste auszuhalten.