Umwelt | Weltwassertag

Wasser unser

Der Weltwassertag am 22. März wird auch hierzulande für Bewusstseinsarbeit genutzt: von Fakten und Spartipps bis zur Erinnerung an den vergessenen Gewässerschutz.


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Foto: You Tube/Umweltagentur

Für uns ist es jederzeit verfügbar und kann sogar noch aus der Wasserleitung getrunken werden. Dass dies keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist, wird am Welttag des Wassers in Erinnerung gerufen. Seit 1993 wird an diesem internationalen Aktionstag auf die Bedeutung des Wassers, den Schutz der Wasservorkommen und deren nachhaltige Nutzung aufmerksam gemacht. Auch lokal wird diese Gelegenheit gerne für Bewusstseinsbildung genutzt. Und so werden wir auch an diesem 22. März mit allen möglichen Daten zum Wasser bombardiert. Eine kleine Kostprobe? In Südtirol werden laut Astat jährlich rund 83,4 Millionen Kubikmeter an Trinkwasser entnommen. Fast 80 Prozent davon stammen aus Quellen, knapp 23 Prozent dagegen aus Tiefenbrunnen.  Für seine hohe Qualität sorgt nicht nur das Glück ausreichender Grundwasservorkommen. Das biologische Landeslabor hat allein 2017 2900 Wasserproben an Quellen oder direkt beim Abnehmer entnommen, um beispielsweise bei einer Überschreitung der Radon-Grenzwerte sofort einzuschreiten. "Von der Quelle bis zum Wasserhahn wird das Trinkwasser in Südtirol regelmäßig kontrolliert und analysiert", betont Thomas Senoner, Direktor des Landesamtes für Gewässernutzung, im Rahmen des "Forums für Trinkwasser" in Brixen, das bereits zum sechsten Mal anlässlich des Weltwassertags organisiert wurde. 

 

 

Die Verbraucherzentrale Südtirol rechnet vor, dass eine vierköpfige Familie im Jahr an die 200 Kubikmeter Wasser verbraucht und dafür rund 330 Euro ausgibt. Mit einigen einfachen Tricks lässt sich laut den Verbraucherschützern fast die Hälfe davon, bzw. konkret 160 Euro, einsparen. Einige Beispiele? Die Nutzung von Regenwasser für die Bewässerung des Gartens oder Balkonpflanzen, Dusche statt Vollbad oder Geschirrspüler statt Handwäsche. Auch tropfende Wasserhähne oder das falsche Waschprogramm bei der Waschmaschine können zu einem unnötigen Wasserverbrauch beitragen.

Wie am Weltwassertag um 10 Uhr im Rahmen der Kampagne MahlZeit auf dem Bozner Waltherplatz aufgezeigt wird, ist das Wasser, das wir täglich trinken oder zum Putzen, Kochen, Duschen, Spülen, Gießen oder Baden verwenden, nur ein Bruchteil unseres wahren Konsums. Denn der größte Anteil unseres Pro-Kopf-Wasserverbrauches, also Wasser-Fußabdrucks,  wird als „virtuelles Wasser“ für die Herstellung von Lebensmitteln und Konsumgütern verbraucht. Für die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch ohne Knochen werden rund 15.500 Liter virtuelles Wasser benötigt. In einem Liter Apfelsaft stecken 950 Liter, in einem Liter Milch 1.000 Liter virtuelles Wasser.

Gegen die Wasserverschwendung geht auch die Landesumweltagentur mit einer Sensibilisierungskampagne vor. Teil davon sind der Videospot "Schließ den Wasserhahn!" sowie der Radiospot "Wasser, unsere wertvollste Ressource" .  „Das kostbare Gut Wasser zu schützen und auch für die zukünftigen Generationen zu erhalten, ist eine unserer wichtigsten Aufgaben", erklärt Umweltlandesrat Richard Theiner. "Insbesondere legen wir auf den Schutz des Trinkwassers großen Wert. Denn ohne Wasser gibt es kein Leben." Immer genug Wasser zur Verfügung zu haben, sowohl sauberes Trinkwasser als auch Wasser für Landwirtschaft, Industrie und Tourismus, ist laut dem Landesrat aber keine Selbstverständlichkeit.  „Die Vereinbarkeit aller Wassernutzungen ist eine Herausforderung und wurde in der Prioritätenliste des Wassernutzungsplans auch gefunden", unterstreicht Theiner.  

"Hier zeigt sich wieder einmal: Gerade beim Wasser geht auch in Südtirol die Nutzung immer noch vor dem Schutz. Dafür ignoriert man auch die eigene Gesetzgebung."

Allerdings sind damit die Hausaufgaben nicht erledigt, tadelt der Dachverband für Natur- und Umweltschutz  die Landesregierung am Weltwassertag. „Warum hält sich das Land nicht an seine eigenen Gesetze“, fragen Vorsitzender Klauspeter Dissinger und Geschäftsführer Andreas Riedl und erinnern daran, dass das Land seit 15 Jahren mit der Ausarbeitung eines Gewässerschutzplanes säumig ist. Ein solcher Fachplan wäre laut dem Landesgesetz Nr. 8 vom 18. Juni 2002 zum Zwecke des Gewässerschutzes innerhalb 31. Dezember 2003 zu erarbeiten gewesen. Doch obwohl der Dachverband am 22. März nicht das erste Mal an die Säumigkeit des Landes erinnern, fehle davon weiterhin jede Spur.

Und das obwohl auch im 2010 verabschiedeten Wassernutzungsplan festgehalten worden war, dass der Gewässerschutzplan gleichzeitig mit dem Wassernutzungsplan ausgearbeitet werden müsse. „Vollends ad absurdum geführt wird diese Situation durch den normativen Teil des Wassernutzungsplanes und durch die Durchführungsverordnung zum eingangs erwähnten Landesgesetz“, schreiben Riedl und Dissinger. Diese würden in vielen Punkten auf die Regelungen eines Gewässerschutzplans verweisen, den es aber eben immer noch nicht gibt.  Verständlich wird dies laut den Vertretern des Dachverbandes beim Blick auf die zu regelnden Bereiche: Schwallbetrieb, Stauraumspülungen, Ausweisung von Uferschutzstreifen entlang von Gewässern, Restwasserregelung in Trockengebieten. „Hier zeigt sich wieder einmal: Gerade beim Wasser geht auch in Südtirol die Nutzung immer noch vor dem Schutz. Dafür ignoriert man auch die eigene Gesetzgebung“, so Hanspeter Dissinger und Andreas Riedl.