Das, was dem Egetmann und seinem Gefolge verwehrt geblieben ist, könnte nun für die Wassernixen, die Ganes, Ritter, Drachen und Zwerge, die laut alten Erzählungen in den Dolomiten der ladinischen Täler hausen, Wirklichkeit werden: die Aufnahme in das immaterielle UNESCO Weltkulturerbe. Ein aus 13 Personen bestehendes Komitee mit dem Namen “Comité Lingaz Ladin” hat sich nämlich zum Ziel gesetzt, die ladinische Sagenwelt von der UNESCO als Kulturerbe anerkennen zu lassen. Eine der treibenden Kräfte hinter der Idee ist Marina Crazzolara, Hotelierin in St. Kassian und Gemeinderätin von Abtei. Stellvertretend für das Promotorenkomite erklärt sie: “Wir sind überzeugt, dass die ladinische Sprache und insbesondere die faszinierende Sagenwelt in den ladinischen Tälern einen großen Schatz für die Allgemeinheit darstellt. Deshalb sollte man jegliche Anstrengung unternehmen, um dieses ladinische Erbe zu schützen und aufzuwerten.”

Vor Kurzem fand im UNESCO-Büro in Rom ein Gespräch mit der zuständigen Beamtin statt, um die Schritte zu besprechen, die für eine Aufnahme der ladinischen Sagenwelt in das immaterielle UNESCO Weltkulturerbe notwendig sind. Mit dabei waren neben Crazzolara auch der ladinische Schulamtsleiter Roland Verra, Paul Videosott von der Freien Universität Bozen und Susy Rottonara vom ladinischen Schulamt. Bei dem Treffen wurde vereinbart, dass in das Vorhaben auch das rätoromanische Gebiet der Schweiz eingebunden werden sollte, um dem Ansuchen mehr Gewicht zu geben. Erste Kontakte zwischen Ladinien und Graubünden gibt es bereits. “Auch wenn der Weg noch weit ist, so hat uns das Treffen im römischen Kulturministerium doch sehr positiv gestimmt”, heißt es vom “Comité Lingaz Ladin”. Und wer weiß, vielleicht hilft ja der eine oder andere Hexenmeister aus der ladinischen Sagenwelt mit seinem Zauber mit.