Kultur | Video del venerdì

„Feeling Lost“

Neue Single von Cemetery Drive. Die Punkrocker über ihre neue EP, die Zusammenarbeit mit dem kalifornischen Label und das im Video charakterisierte Thema der Social Media
Cemetery Drive
Foto: Mattia Mariotti Photography

Wie ist es mit der Ehrlichkeit? Können wir noch offen zueinander sein? Sind wir überhaupt noch fähig zwischenmenschliche Beziehungen zu führen? Oder spielt sich alles nur mehr in der Ich-Perspektive zwischen Instagram und Facebook ab? Sind wir zu bloßen Selbstdarstellern verkommen? Alles nur mehr Illusion und Schein? Diesen Fragen versuchen die Pop-Punker Cemetery Drive in ihrem neuen Song „Feeling Lost“ auf kreative Art und Weise nachzugehen... Doch hört und seht selbst:

 

Cemetery Drive - Feeling Lost (Official Music Video)

 

Und lest, was Frontman Simon Feichter zu sagen hat:

 

salto.bz: Wie würdet ihr „Feeling Lost“ beschreiben?

Simon Feichter: „Feeling Lost“ ist ein schneller energiegeladener Pop-Punk Song, der aber auch einen Hauch von Melancholie in sich trägt.

 

Im Pressetext habt ihr geschrieben, dass es im Song um Offenheit geht, und um Ehrlichkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen. Seid ihr selbst immer offen und ehrlich? ;-)

Ich denke niemand ist das so wirklich. Die Songs, die wir schreiben, stammen immer aus eigenen Erfahrungen und Gefühlen. Was wir in „Feeling Lost“ sagen, ist das, was selbst erlebt und aus dem dazugelernt wurde. Aber generell natürlich versucht man immer das Beste zu tun und über alle Dinge, die einem auf dem Herzen liegen, offen zu sprechen. Was wir mit Sicherheit sagen können: in unseren Texten sind wir immer offen und ehrlich. (lächelt)

 

Im dazugehörenden Musikvideo sieht man ja den Protagonisten in der Ich-Perspektive, wie er sich durch die sozialen Netzwerke kämpft - wie steht ihr dazu? Kann man Social Media sinnvoll nutzen oder ist und bleibt es einfach eine Zeitverschwendung?

Als Band sind diese mittlerweile unverzichtbar. Sie geben einem die Möglichkeit mit den bestehenden Hörern zu kommunizieren und neue zu erreichen. Wenn man sie nicht nutzt, entgeht einem sicherlich eine große Chance. Privat ist es etwas anders. Ich persönlich nutze sie ehrlich gesagt 90% um die Band zu promoten, aber natürlich passiert es einem dann sich in einem Feed voller Posts oder in Stories zu verlieren und diese zu konsumieren. Dies kann relativ viel Zeit einnehmen, die man besser anders investieren hätte können. Wenn man genau darüber nachdenkt ist es eigentlich nicht einmal so unterhaltsam, aber irgendwie fällt man da trotzdem immer wieder rein.

 

Ich persönlich nutze sie ehrlich gesagt 90% um die Band zu promoten, aber natürlich passiert es einem dann sich in einem Feed voller Posts oder in Stories zu verlieren und diese zu konsumieren. Dies kann relativ viel Zeit einnehmen, die man besser anders investieren hätte können. Wenn man genau darüber nachdenkt ist es eigentlich nicht einmal so unterhaltsam, aber irgendwie fällt man da trotzdem immer wieder rein.

 

Hat es die Jugend von heute vielleicht schwieriger als damals, als man noch großteils ohne Facebook, Instagram und Smartphone aufgewachsen ist?

In erster Linie hat die Jugend von heute es sicher einfacher miteinander zu kommunizieren, jedoch die ständige Erreichbarkeit und den Mangel an persönlichem Kontakt, der daraus entspringt, sehe ich eher als negativ. Auch denke ich, dass dies einen sehr hohen Druck ausüben kann. Ich glaube, dass es auf diesen Plattformen sehr kompetitiv zugeht: man zeigt vor allem was man hat, was andere nicht haben oder einfach nur, wie cool das eigene Leben ist. Das meiste davon ist eigentlich Blödsinn, aber vielleicht ist dies in einem gewissen Alter noch schwer zu durchschauen.

 

Ich glaube, dass es auf diesen Plattformen sehr kompetitiv zugeht: man zeigt vor allem was man hat, was andere nicht haben oder einfach nur, wie cool das eigene Leben ist. Das meiste davon ist eigentlich Blödsinn, aber vielleicht ist dies in einem gewissen Alter noch schwer zu durchschauen.

 

Das dazugehörende Musikvideo wurde zum Teil in New York gedreht? Wart ihr als Band auch alle dort?

New York, genau. Nein, wir waren für das Musikvideo nicht dort. Zufällig befand sich der Videomacher unseres Vertrauens, Samuel Heuberger Reichert in New York, als wir die Idee für das Video hatten. Wir fanden dann, dass es eine tolle Idee wäre diese Szenen dort filmen zu lassen, da dieses Ambiente einfach noch besser zum Thematisierten passte. Die Szenen in denen wir als Band performen, haben wir dann danach in unserem Proberaum vor Greenscreen gefilmt. (lacht)

 

Könnte New York vielleicht auch so als eine Art Sinnbild für die „Smartphone-Generation“ stehen, für das Schnelle, das Laute?

Sicher repräsentiert eine Großstadt wie New York das Ganze noch besser, aber ich denke, dass Smartphones mittlerweile überall ihren Weg in den Alltag gefunden haben. Ob jetzt in der New Yorker U-Bahn oder in der SASA, wenn man um sich schaut, wird man immer einen Großteil der Anwesenden mit Blick auf ihrem Smartphone vorfinden.

 

 

„Feeling Lost“ ist die erste Singleauskoppelung der kommenden EP „Searchlight“, die am 19. Juli erscheinen wird. Was erwartet uns?

„Searchlight“ ist eine EP mit 5 Songs, von denen jeder über etwas anderes spricht und eine andere Emotion weckt. Sie sind deshalb zwar stilistisch unserem bisherigen Material treu, aber trotzdem sehr abwechslungsreich. Wir haben viel dazugelernt und dies denke ich gut in der EP umsetzen können. Ich glaube jeder kann sowohl musikalisch als auch von den Texten her etwas finden, mit dem er sich identifizieren kann. Was wir eigentlich noch nirgends gesagt haben: am 28. Juni werden wir noch einen Song veröffentlichen, bevor dann am 19. Juli die EP erscheinen wird.  (zwinkert)

 

Wie läuft eigentlich die Zusammenarbeit mit Eurem kalifornischen Label „We are Triumphant“? Seid ihr zufrieden?

Die Zusammenarbeit läuft sehr gut. Es ist manchmal etwas schwierig wegen des großen Zeitunterschieds, aber generell können wir uns nicht beklagen. Das meiste machen wir nach wie vor selbst. Sie haben uns aber einiges gelehrt. Was das Label macht, ist natürlich sich um die Distribution zu kümmern und wo sie für uns sehr wertvoll sind, ist das Spotify-Playlisting: hier haben wir durch sie einen kleinen Vorteil in offizielle Spotify Playlists zu kommen, was einem viele neue Hörer bringen kann. Ansonsten haben wir bis jetzt alle Entscheidungen selbst treffen können.

 

Habt ihr für den Sommer Konzerte oder eine kleine Tour geplant?

Wir sind gerade dabei eine Release-Show zu planen. Ansonsten werden wir neben einigen Konzerte hier in Südtirol, wie z.B. das Westcoast Summer Open Air am 29. Juni, im Herbst in Deutschland und in der Schweiz spielen. Zu diesen planen wir auch eine kleine Tour um die EP zu promoten.

 

Und was sind eure kommenden Ziele, die ihr als Band erreichen wollt? In einem Interview mit salto.bz hattet ihr ja vor ungefähr eineinhalb Jahren mal als Endziel die „Warped Tour 2019" angegeben...

Richtige „Warped Tour“ gab es leider 2018 die letzte, also dieses Ziel ist schon mal gestrichen (lacht), aber sicherlich wäre es ein Ziel größere Festivals oder als Support für etablierte Bands, die wir gut finden, zu spielen. Generell hoffen wir einfach so lange wie möglich Spaß am Musikmachen zu haben und so motiviert zu bleiben wie wir zurzeit sind.

 

Dann wünschen wir euch weiterhin viel Spaß und viel Erfolg!