Kultur | Salto Afternoon

Gedanklicher Fluchtpunkt

Vor kurzem hat der Künstler Egeon eine Woche lang an der malerischen Gestaltung zweier Blindfassaden der Grundschule „Gandhi“ in Leifers gearbeitet.
Punto di fuga · Fluchtpunkt 4
Foto: Tiberio Sorvillo

Egeons Werke bespielen Städte wie Mailand, Bologna oder Turin, aber ebenso internationale Stätten wie Havanna, Boa Vista, Berlin und Rotterdam. Der lokalen Szene ist er seit 2018 ein Begriff, als er das Wandgemälde „Ricorda la Bellezza – Gedenke des Schönen“ in der Bozner Roenstraße realisiert hat. In Leifers präsentiert er eine perspektivisch verschachtelte Stadtlandschaft mit der Darstellung eines in sich gekehrten Jungen. Die Abbildungen erscheinen abstrakt und zugleich konkret, als würden sie eine neue Wirklichkeitsebene erschaffen.


Außergewöhnliches Merkmal ist die für Egeon typische Ausführung, bei der die Farben aquarellartig aufgetragen werden. Seine Kompositionen wirken fragil und schwebend, als würden sie jeden Moment gen Himmel entweichen. Diese Technik ist einzigartig in der urbanen Kunst – fast so überraschend wie die Tatsache, dass er selbst ein ehemaliger „Gandhi“-Schüler ist. Er ist zu seinen Wurzeln zurückgekehrt, um auf den Wänden der Kindheit ein Emblem des aktuellen Zeitgeistes zu hinterlassen. „Die vielen Erinnerungen, die ich mit diesem Ort verbinde, verleihen meiner Arbeit eine besondere Intensität“, so der Künstler. Dabei machte sich Egeon nicht allein ans Werk: Auch die Schülerinnen und Schüler der „Gandhi“ wurden in den kreativen Prozess involviert.


Nach „Mimesi“ des sardischen Künstlers Tellas in der Bozner Brennerstraße und „Sera – Abend“ der Spanierin Elisa Capdevila auf dem Meraner St.-Vigil-Platz, entstand auch dieses Werk, kuratiert von OUTBOX - Urban Art in South Tyrol.