Gesellschaft | Inklusion

„Anfangs sprach ich nur Englisch“

Ab 2023 erhalten Nicht-EU-Bürger:innen nur mit einem Sprach- und Kulturnachweis Kindergeld. Die Meraner Gemeinderätin Dhurata Tusha aus Albanien nimmt dazu Stellung.
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Foto: Privat
Ab dem Jahr 2023 müssen Bürger:innen aus Nicht-EU-Ländern ihrem Ansuchen um Landesfamiliengeld und Landeskindergeld einen Sprach- und Kulturnachweis beilegen. Diese Anforderungen gelten sowohl für die Antragstellenden als auch für zusammenlebende Ehe- oder Lebenspartner:innen. Von der neuen Regelung ausgenommen sind Bürger:innen aus Ländern des Europäischen Wirtschaftsraum, wie Norwegen, Island und Liechtenstein sowie die Schweiz.
Es ist wichtig, sich zu integrieren und Neues dazuzulernen - Dhurata Tusha
Die Vizepräsidentin des Meraner Gemeinderats und Beraterin der Exekutive für Zuwanderung, Integration und Zusammenleben, Dhurata Tusha (Alleanza per Merano Dal Medico Sindaco), appelliert deshalb an alle von der Maßnahme betroffenen Nicht-EU-Bürger:innen in Meran: Sie sollen sich bei der Koordinierungsstelle für Integration informieren, um zu prüfen, ob sie die Voraussetzungen erfüllen und sich gegebenenfalls für einen der kostenlosen Sprach- oder Gesellschaftskurse anmelden. „Auch wenn viele Menschen aus Nicht-EU-Ländern schon seit mehreren Jahren hier leben, kennen sie die Sprache, die Institutionen und die Ortschaft selbst noch wenig“, so Tusha.
 
 
Gleichzeitig sagt sie, dass die Mehrheit und auch die Frauen schon gut integriert seien. Wie gut das Einleben in Südtirol gelingt, hänge unter anderem von der eigenen Kultur und Offenheit ab. „Es ist wichtig, sich zu integrieren und Neues dazuzulernen.“
 

Kostenloses Kursangebot

 
Die Gesellschafts- und Kulturkenntnisse können mit dem erfolgreichen Abschluss eines Schuljahres an einer deutschen oder italienischen Schule oder der Inskription an einer deutschen oder italienischen Universität nachgewiesen werden. Als dritte Möglichkeit bietet das Land kostenlose Gesellschaftskurse mit einer Anwesenheitspflicht von 100 Prozent an. Die Gesellschaftskurse umfassen drei Treffen zu jeweils drei Stunden und werden von CLS, KVW Bildung und urania meran angeboten. Für jedes der drei Treffen ist ein Modul vorgesehen: Modul 1 „Südtirol gestern und heute“, Modul 2 „Werte in Europa“ und Modul 3 „Themenbündel Arbeit, Schule, Wohnen, Freizeit, Gesundheit“;
Die ersten Jahre waren für mich sehr schwierig und voller Opfer - Dhurata Tusha
Für den Nachweis der Sprachkenntnisse in einer der Landessprachen gibt es neben dem erfolgreichen Abschluss eines Schuljahres oder der Inskription an einer Universität mehrere Möglichkeiten, beispielsweise ein internationales Sprachzertifikat für die deutsche oder italienische Sprache oder der Besuch von Sprachkursen. Für die Sprachkurse in Deutsch oder Italienisch sind 80 Stunden pro Jahr vorgesehen.
 

 
Angeboten werden sie von alpha beta piccadilly, AZB, Centro di Studi e Ricerche „A. Palladio“ und Voltaire European Education Centre. Hier gilt eine Mindestanwesenheit von 75 Prozent, die Kurse sind für Menschen aus Nicht-EU-Ländern kostenlos. Dann muss eine mündliche Prüfung (Niveau A2) in einer der beiden Sprachen bei der Dienststelle für die Zwei- und Dreisprachigkeitsprüfungen abgelegt werden. Auf der Webseite des Landes steht: „Wir tun alles, um die Betroffenen zu informieren“ – Infoblätter in Deutsch, Italienisch, Englisch, Albanisch, Arabisch, Urdu und Französisch können dort heruntergeladen werden.
 

Migration

 
Dhurata Tusha selbst ist im Jahr 2001 aus Albanien nach Südtirol gekommen, weil ihr Partner hier eine Arbeit gefunden hatte. „Die ersten Jahre waren für mich sehr schwierig und voller Opfer. In Albanien hatte ich als Mittelschullehrerin gearbeitet, aber als ich nach Südtirol kam, konnte ich dieser Arbeit nicht mehr nachgehen. Anfangs sprach ich nur Englisch.“
Die Mutter von vier Kindern arbeitet heute als Mediatorin in Schulen und gibt in den Gemeinden Lana und Meran Sprachkurse in Albanisch für Kinder und Jugendliche der zweiten Generation. „Die allermeisten der Schüler:innen sind hier geboren und lernen mit mir die Sprache ihrer Eltern.“ Sie befassen sich dabei mit vielfältigen Themen, etwa mit der Kultur Albaniens, aber auch mit aktuellen Fragestellungen. Zum Beispiel ist das Zusammenleben in einem Kondominium mit Familien aus verschiedenen Ländern ein Thema. „Die jungen Menschen kommen gerne in die Kurse“, so Tusha.